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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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alten Babbington. Hatte ihn Mutter Natur hinsichtlich persönlicher Eige n heiten nicht recht stiefmütterlich bedacht?«
    »Nein. Seine Hände waren sehr charakteristisch«, wide r sprach die Schriftstellerin. »Gelehrtenhände möchte ich sie nennen. Ein bisschen durch Gicht entstellt, aber sehr schlanke Finger und schöne Nägel.«
    »Was für eine Beobachtungsgabe Sie besitzen, Miss Wills! Aber freilich – Sie kannten ihn ja schon vorher.«
    »Wen? Mr Babbington?«
    »Ja. Er erwähnte es gelegentlich.«
    Muriel Wills schüttelte entschieden den Kopf.
    »Das stimmt nicht. Entweder haben Sie sich verhört, oder er hat sich geirrt.«
    »Ich dachte – in Gilling…« Scharf behielt er sie im A u ge, aber auf Muriels Gesicht zeigte sich keine Spur von Befangenheit.
    »Nein«, erklärte sie abermals.
    »Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Mr Babbington einem Mord zum Opfer gefallen sein könnte?«
    »Ich weiß, dass Sie und Miss Lytton Gore es glauben.«
    »Oh… und… was glauben Sie?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Etwas verwirrt durch Miss Wills’ offenkundige Gleic h gültigkeit, ließ Sir Charles das Thema fallen.
    »Erwähnte Tollie Strange Ihnen gegenüber eine Mrs Rushbridger?«
    »Nein.«
    »Sie suchte sein Sanatorium auf. Leidet an einem Ne r venzusammenbruch und Verlust des Erinnerungsverm ö gens.«
    »Ja, dies letztere erwähnte er. Und zwar setzte er uns auseinander, man könne einen Menschen hypnotisieren und ihm in diesem Zustand das Gedächtnis zurückg e ben.«
    »Das sagte Tollie?« Charles Cartwright griff mechanisch nach dem langen, dürren Bein der Pierrotpuppe. »Ob das wichtig ist…?«
    Hierzu äußerte sich Miss Wills nicht.
    »Sonst haben Sie nichts beobachtet?«, forschte er we i ter.
    »Nein«, versicherte sie, aber es klang ihm etwas z ö gernd.
    »Nichts über Mrs Dacres? Oder Captain Dacres? Oder den jungen Manders?«
    »Nein, nein.«
    »Oh!« Er erhob sich. »Da wird Mr Satterthwaite sehr enttäuscht sein.«
    »Tut mir leid.«
    »Mir tut es leid, dass ich Sie gestört habe. Wahrschei n lich saßen Sie bei der Arbeit.«
    »Ja.«
    »Ein neues Stück?«
    Sie bejahte es und fügte ehrlich hinzu: »Ich beabsicht i ge, einige Charaktere aus Sir Bartholomews Gästekreis zu benutzen.«
    »So? Und wenn man Sie hernach wegen Beleidigung verklagt?«
    »Keine Sorge, Sir Charles! Ich finde, die Leute erkennen sich selbst nie wieder.« Sie kicherte. »Jedenfalls nicht, wenn man, wie Sie vorhin bemerkten, richtig erba r mungslos ist.«
    »Schreiben Sie Ihre Arbeit selbst nieder, oder diktieren Sie?«
    »Ich schreibe sie mit der Hand und lasse sie dann mit der Maschine abtippen.«
    »Eigentlich brauchen Sie eine Sekretärin.«
    »Vielleicht. Haben Sie noch Ihre tüchtige Miss Milray?«
    »Ich habe sie wieder. Vor einiger Zeit kündigte sie, als sie sich der Pflege ihrer Mutter widmen wollte, aber ihre Abwesenheit währte nicht lange. Eine ungemein tüchtige Person.«
    »Fraglos. Aber auch etwas impulsiv, nicht?«
    »Impulsiv?« Charles Cartwright traute seinen Ohren nicht.
    »Nun ja, gelegentlich vielleicht«, sagte Miss Wills, wo r auf ihr Besucher den Kopf schüttelte.
    »Miss Milray ist alles andere als impulsiv. Und nun l e ben Sie wohl, verehrte Miss Wills. Verzeihen Sie die St ö rung, und vergessen Sie nicht, die Polizei von dem kle i nen Flecken in Kenntnis zu setzen.«
    »Dem Mal auf des Butlers rechter Hand? Nein, ich werde es nicht vergessen.«
    »Schön. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder. Halt! Sagten Sie da eben rechte Hand? Vorhin sprachen Sie doch von der linken!«
    »Oh, ich Dummkopf!«
    »War’s nun rechts oder links?«
    Miss Wills kniff die Augen zusammen.
    »Einen Moment… Ich saß so – und er… Sir Charles, würden Sie so freundlich sein, mir jene Messingschale zu reichen, als wäre sie eine Gemüseschüssel. Von links bi t te.«
    Sir Charles ergriff das scheußliche Metallungetüm.
    »Etwas Blumenkohl gefällig, Madam?«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Miss. Wills. »Jetzt bin ich me i ner Sache sicher. Es war das linke Handgelenk, wie ich zuerst ganz richtig erwähnte. Zu dumm von mir!«
    »Nein, nein. Rechts und links verwechselt man leicht.«
    Nach diesem Trost verabschiedete sich Charles Cart w right zum dritten Male.
    Als er die Tür hinter sich schließen wollte, blickte er durch den Spalt noch einmal zurück. Miss Wills sah i h rem Besucher nicht nach. Sie stand an derselben Stelle, wo er sie verlassen hatte, und starrte in das Feuer,

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