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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gegenüber. Das Licht, das durch das Fenster hereinströmte, traf ihre Brillengläser und entlockte ihnen kleine Blitze. »Anerke n nenswert, dass Sie mich hier gefunden haben«, meinte Miss Wills. »Meine Mutter wird sich vor Glück nicht fa s sen können, wenn sie von Ihrem Besuch erfährt. Sie schwärmt für das Theater – besonders für das Stück, in dem Sie den Erbprinz spielten, der an einer kleinen Un i versität studiert, redet sie noch jetzt oft.«
    »Wirklich? Wie wohl das tut, wenn man hört, dass man nicht ganz vergessen wurde! Das Gedächtnis des Publ i kums ist ja so kurz«, seufzte er.
    »Heute Sie, Sir Charles, neulich Miss Sutcliffe – das ist beinahe zu viel freudige Aufregung für meine Mutter!«
    »Angela war bei Ihnen?«
    »Ja. Sie wird in meinem Stück ›Und der kleine Hund lachte‹ die Hauptrolle spielen.«
    »Ich las es bereits. Übrigens ein köstlicher Titel.«
    »Miss Sutcliffe gefiel er auch«, erklärte Muriel Wills, i n dem sie sich bequemer in ihren Stuhl zurücklehnte. Durch diese Bewegung glitt das Licht von den Brillengl ä sern ab, und Charles Cartwright merkte, dass die blas s blauen Augen ihn unbekümmert musterten.
    »Raten Sie, was mich zu Ihnen führt«, fragte er Miss Wills.
    »Die Sehnsucht nach mir armseligem Persönchen g e wiss nicht«, lautete die Entgegnung, die Sir Charles Anlass gab, im Stillen den Unterschied zwischen dem gespr o chenen und geschriebenen Wort festzustellen. Auf dem Papier war Muriel Wills geistreich und zynisch, in der Rede versuchte sie schelmisch zu sein.
    »Eigentlich geschieht es auf Mr Satterthwaites Drängen, dass ich Sie aufsuche. Er vertritt die Ansicht, Sie würden unbedingt auch den kleinen beachtenswerten Vorfall in der Melfort Abtei bemerkt haben, Miss Wills.«
    »Sagte er das?«
    »Ja.«
    »Ich muss allerdings gestehen, dass mich das Ereignis sehr fesselte«, erwiderte Muriel Wills langsam. »Ich hatte noch nie einen Mord so aus nächster Nähe miterlebt. Und ein Schriftsteller bedarf stets eines Erlebnisses. I n folgedessen passte ich gut auf.«
    »Auf die Gäste?«
    »Ja, auf die Gäste.«
    »Und was fiel Ihnen auf?«
    »Nichts Besonderes, Sir Charles. Sonst hätte ich es ja schon der Polizei mitgeteilt. Unterschiede und Eigenhe i ten in Bezug auf die Charaktere. Ach, ich finde die Me n schen so interessant. So typisch.«
    »Typisch für was?«
    »Für sich selbst. Nein, ich vermag es Ihnen nicht zu e r klären. Ich benehme mich immer so dumm, wenn ich über etwas reden soll«, kicherte sie.
    »Ihre Feder ist tödlicher als Ihre Zunge«, sagte Cart w right lächelnd. »Mit der Feder sind Sie erbarmungslos.«
    »Oh, Sir Charles! Sie sind jetzt erbarmungslos gegen mich!«
    Wie winde ich mich nur aus diesem Wust von Schäkerei heraus?, fragte sich Charles Cartwright verzweifelt. Und energisch fuhr er fort: »Etwas Konkretes haben Sie nicht wahrgenommen?«
    »Nein. Höchstens…« Wieder fehlten ihr die Worte.
    »Wen betraf es?«
    »Den Butler. Er hatte, wie mir nachträglich eingefallen ist, ein Mal an seinem linken Handgelenk. Ich sah es, als er mir das Gemüse reichte. Ob solch ein Kennzeichen für die Aufklärung des Verbrechens von Nutzen sein kann?«
    »Von großem Nutzen, Miss Wills. Die Polizei sucht fi e berhaft nach diesem Ellis. Wirklich, Sie sind ein Phän o men!«, sagte der Schauspieler bewundernd. »Nicht einem der Dienstboten oder der Gäste ist dieses Mal aufgefa l len.«
    »Die meisten Menschen gehen mit geschlossenen A u gen durchs Leben.«
    »An welcher Stelle saß das Mal? Und wie groß war es?«
    »Geben Sie mir Ihre Hand.« Gehorsam streckte Sir Charles ihr den Arm hin. »Danke. Hier saß es.« Mit sich e rem Finger stach Miss Wills auf sein Gelenk. »Es hatte ungefähr die Größe eines Sixpencestückes und war z a ckig.«
    »Gut, sehr gut!« Cartwright zog den Arm zurück und brachte die Manschette wieder in Ordnung.
    »Meinen Sie, ich sollte die Polizei noch nachträglich d a von unterrichten?«
    »Das ist Ihre Pflicht, Miss Wills. Verdammt!«, fuhr Sir Charles temperamentvoll fort. »In Detektivgeschichten hat der Schurke stets ein Erkennungsmal, und ich ärgerte mich schon, weil das im wirklichen Leben anscheinend fehlte.«
    »In den Geschichten ist es gewöhnlich eine Narbe«, sagte Miss Wills versonnen.
    »Ein Muttermal werte ich genauso hoch«, lachte Cart w right vergnügt. »Leider sind nicht viele Leute so leicht bestimmbar.«
    Miss Wills blickte ihn fragend an.
    »Naja, nehmen Sie zum Beispiel den

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