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Nilowsky

Nilowsky

Titel: Nilowsky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Schulz
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sich neben mich. Atmet tief ein, tief aus. ›Ich behalt’s bei mir‹, sagt er. ›Wie beim Tantra behalt ich’s bei mir. Bis du ein Kind willst, wirklich willst, solange behalt ich’s bei mir, solange.‹ Und ich? Fang wieder zu heulen an. Dankbar, voller Achtung für ihn. Ist das nun Liebe, frag ich mich, dass ich voller Achtung bin, wie noch nie in meinem Leben? Jedes Mal frag ich mich das, jedes Mal, wenn wir es machen, wie beim Tantra machen wir es, jedes Mal frag ich mich das. Und jetzt auch wieder. Ist das meine Art von Liebe? Kann ich nicht anders lieben? Nicht wirklich lieben? Aber was ist schon wirklich, wirklich lieben, was ist das denn?«
    Carola schaute mich an, als erwartete sie, dass ausgerechnet ich ihr diese Frage beantworten könnte.
    »Reiner«, sagte ich, um etwas zu sagen, »Reiner also meint, dass … Dass man ein Kind haben möchte, wenn man wirklich liebt?«
    »Reiner, Reiner.« Carola blies mir Rauch ins Gesicht. »Kannst du mal an was anderes denken als an Reiner? Hast dich ja immer noch nicht losgemacht von ihm. Wirst es wohl nie schaffen, was?«
    Ich sagte nichts. Wusste nichts zu sagen. Sie drückte die Zigarette auf dem Fensterbrett aus und kam dicht an mich heran. »Ich mein’s nicht so. Entschuldige bitte. Außerdem, ist blöd von mir, dass ich dir dieses sexuelle Zeug erzähle. Damen machen das ja nicht, gehört sichnicht für Damen. Hast du schon mal? Ich meine, hast du schon mal gefickt?«
    Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Ich wurde rot, während Carola übermütig grinste. Ich roch ihren Zigarettenatem, wagte es aber nicht zurückzuweichen.
    »Musst nicht antworten«, sagte sie und beendete ihr Grinsen. »Ist mir nur so rausgerutscht.«
    Ich dachte an Martina. Wie sie mich um ein bisschen Geduld gebeten hatte, weil sie noch ein wenig Zeit brauche. Ich dachte daran, wie glücklich ich gewesen war, dass sie meine Lust offenbar bemerkt hatte und mir Vertrauen schenkte. Umso größer die Enttäuschung, als sie mir gestand, dass Martin ihr nicht aus dem Kopf ginge.
    Ich schüttelte zaghaft den Kopf, denn ein »Nein« auf Carolas Frage wäre mir nicht über die Lippen gekommen. Sie verstand sofort. »Wie? Du hast noch nie? Echt nicht?«
    Ich hatte den Eindruck, sie wünschte eine Erklärung. Ich konnte jetzt nicht mehr zurück. »Ich war mal verliebt. Aber sie wollte dann nicht mehr. Ihr Herz hing noch an einem andern. Später war ich oft auf Partys, doch es kam nicht dazu. Und zuletzt die Armeezeit. Da hab ich alles verdrängt.«
    Carola streichelte mein Gesicht, lächelte mich zärtlich an. »Du warst mal verliebt?«
    Ich nickte, und in dem Moment ging mir auf, dass sie sich damit gemeint fühlen könnte. Und sie hatte ja auch recht. Ich war zweimal verliebt gewesen, hätte ich sagen müssen. Oder: Ich war verliebt gewesen, und die Verliebtheit wechselte.
    Carola nahm meine Hände, drückte sie fest. »Könntest du dir vorstellen … mit mir? Oder denkst du, dutriffst auf einen Kirschbaum, wenn du meinen Hintern anfasst?« Sie legte meine Hände auf ihre Pobacken. »Oder sogar auf einen Pfirsichbaum?«
    Ich dachte an den Pfirsichkern, den Carola unter die lose Platte vor der Eingangstür zum Bahndamm-Eck gelegt hatte und der später verschwunden war. Ich wollte sie schon fragen, wo der geblieben ist, als ich spürte, wie sie die Muskeln ihres kleinen, runden Pos unter meinen Händen bewegte. Es erregte mich sofort, und die Frage nach dem Pfirsichkern war mir plötzlich egal.
    »Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben«, flüsterte Carola in mein Ohr.
    »Das … Das fühlt sich sehr schön an«, antwortete ich.
    »Das? Was meinst du mit ›das‹?«
    »Deinen Po«, sagte ich und konnte nichts mehr dagegen tun, dass mein Schwanz anschwoll.
    Carola nahm meine Hände von ihrem Hintern, senkte ihren Kopf und flüsterte: »Ich weiß nicht, ob es gut ist … Ich weiß nicht, ob es gut ist, dass wir uns wiedersehen. Ich weiß es nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf und hatte Tränen in den Augen. »Muss los!«, sagte sie. »Muss nach Hause!« Sie zündete sich eine Zigarette an und ging aus der Wohnung, ohne mich noch einmal anzusehen.

39
    Ich blieb den Tag über in meinem Zimmer. Hörte Musik von Led Zeppelin und Uriah Heep, die ich mir von ausgeborgten Schallplatten auf Tonbänder überspielt hatte. Dachte an Martina, die inzwischen in irgendeinem Kosmetiksalon arbeitete, wenn sie nicht doch, mit Martin zum Beispiel, in den Westen gegangen war, wo sie aber auch sicherlich

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