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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wartete, eine Frau auf einer Reise, um den »Dschungel« zu sehen, der »von Regen glänzt«.
    Er würde sie überwältigen, fesseln und knebeln, und dann, während sie von Angst gepeinigt zusah, langsam die große Plastikhülle entrollen und sie qualvoll Zentimeter für Zentimeter damit bedecken. War sie erst von Kopf bis Fuß eingewickelt, würde er die Hülle versiegeln. Natürlich würde noch ein Rest Sauerstoff vorhanden sein – gerade genug, um sie ein paar Minuten kämpfen zu sehen. Dann, wenn er sich überzeugt hatte, daß die Plastikhülle an ihrem Gesicht klebte und ihr Mund und Nase verschloß, konnte er gehen.
    Allerdings würde er Susans Leiche nicht loswerden können, so wie die der anderen. Die anderen waren entweder im Sand vergraben oder lagen mit Steinen beschwert in schlammigem Wasser versenkt. Aber er konnte sich damit trösten, daß nach ihrem Tod das nächste und letzte Opfer das Begräbnisritual ihrer Schwestern im Tod teilen würde.

    87
    Um neun Uhr verließ Susan ihre Wohnung und ging direkt zur Seventh Avenue. Von dort erkundete sie die Blocks, die sich westlich zum Hudson River hinzogen, fing mit der Houston Street und St. Luke’s Place an und nahm sich dann die Clarkson und Morton Street vor. Sie beschloß, in westlicher Richtung bis zur Greenwich Street zu gehen, die parallel zu den Hauptstraßen verlief, bevor sie sie sich nach Norden wandte und dann in Richtung Osten zur Sixth Avenue zurückging. Dort würde sie kehrtmachen und auf der nächsten Straße wieder nach Westen wandern.
    Die meisten dieser Straßen waren Wohnstraßen, obgleich sie dort mehrere Andenkenläden fand. In keinem sah sie allerdings Gegenstände im indischen Stil. Sie überlegte, ob sie nicht in einem der Läden fragen sollte, ob man den von ihr gesuchten Laden vielleicht kannte, entschied sich jedoch dagegen. Wenn sie den Laden schließlich fand, sollte der indische Verkäufer nicht vorgewarnt sein.
    Um zwölf rief sie über ihr Handy Jane Clausen im Memorial Sloan-Kettering Hospital an. Zu ihrer Überraschung stimmte Mrs. Clausen sofort zu, als sie bat, sie besuchen zu dürfen. Sie schien sich über das Angebot sogar zu freuen. »Wenn Sie heute nachmittag frei sind, wäre es sehr schön, wenn Sie kommen, Susan«, sagte sie.
    »Um vier bin ich da«, versprach Susan.
    Sie hatte vorgehabt, irgendwo zu Mittag zu essen, entschied jedoch, sich nur eine Brezel und eine Cola bei einem Straßenhändler zu kaufen und im Washington Square Park Rast zu machen. Obgleich sie einen Teil des Inhalts ihrer Schultertasche aussortiert hatte, kam sie ihr mit der Zeit immer schwerer vor, und ihre Füße waren müde.
    Zu Beginn des Tages war es bedeckt und kühl gewesen, doch am frühen Nachmittag kam die Sonne heraus, und auf den zuvor fast verlassenen Straßen wimmelte es jetzt von Menschen. Der Anblick all dieser Leute – von Village-Bewohnern bis zu gaffenden Touristen – machte den Spaziergang angenehmer. Susan liebte Greenwich Village. Es gibt keinen vergleichbaren Ort, dachte sie.
    Gran Susie hatte Glück, hier aufzuwachsen.
    War es solch ein Tag gewesen, als Tiffany und Matt vor einem Jahr hier spazierengegangen waren? fragte sie sich.
    Sie beschloß, ihre Suche unmittelbar nördlich von der Sixth Avenue fortzusetzen und bog in die MacDougal Street ein. Während sie vom Washington Square in Richtung Downtown ging, dachte sie an ihr Gespräch mit Matt Bauer zurück. Sie lächelte bei der Erinnerung an den Elefantengott, den Tiffany mit ihren Kunden im »Grotto«
    verglichen hatte.
    Der Elefantengott.
    Susan blieb so plötzlich stehen, daß ein Junge von hinten gegen sie stieß. »Pardon«, murmelte er.
    Susan antwortete nicht. Sie starrte in das Schaufenster des Ladens, vor dem sie stand. Schnell warf sie einen Blick auf den Eingang, über dem ein ovales Schild mit der Aufschrift DARK DELIGHTS hing.
    Wieder betrachtete sie die Auslage. Ein roter Straps war über einen Stapel Videokassetten mit kruden Titeln in schreienden Farben drapiert. Eine Auswahl anderer angeblich erotischer Spielzeuge war ringsum verteilt, aber Susan achtete nicht darauf. Ihr Blick hing an einem Gegenstand in der Mitte des Schaufensters: ein mit Türkisen eingelegter Elefantengott, dessen Rüssel erhoben war.
    Sie fuhr herum. Auf der Straßenseite gegenüber hing ein ZU VERMIETEN-Schild im Schaufenster des Khyem Geschenkshops.
    O nein! dachte sie und schlängelte sich durch den Verkehr zur anderen Seite der schmalen Straße. Sie blieb an der Tür des

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