Nimm dich in acht
Ladens stehen und spähte hinein. Obgleich der Laden noch voll eingerichtet schien, wirkte das Innere verlassen. Dem Eingang gegenüber waren ein Tresen und die Kasse zu sehen. Links erkannte sie einen großen bemalten Wandschirm, der als Raumteiler diente. Das muß der Wandschirm sein, den Matt beschrieben hat, dachte sie, hinter dem er und Tiffany standen, als der Mann den Türkisring kaufte.
Aber wo war der Eigentümer oder Angestellte, der an jenem Tag bedient hatte? fragte sie sich.
Dann fiel ihr plötzlich ein, daß es eine Person gab, die das vielleicht wußte. Sie ging schnell über die Straße zu dem Sexshop. Die Tür stand offen, und es herrschte reger Betrieb. Ein Mann bezahlte gerade an der Kasse, und hinter ihm warteten zwei vernachlässigte Halbwüchsige mit langen, strähnigen Haaren.
Als der Mann fertig war, kam er heraus und musterte sie; doch als Susan seinen Blick streng erwiderte, wandte er den Kopf ab. Wenig später erschienen auch die beiden Jungen und senkten schuldbewußt die Köpfe, als sie an ihr vorbeigingen. Eindeutig Minderjährige, die diesen Müll gar nicht kaufen dürfen, dachte die frühere Staatsanwältin in ihr.
Da sie keine anderen Kunden mehr sah, ging sie hinein.
Es war nur ein Verkäufer im Laden, ein dünner, unansehnlicher Mann, der so wie seine Umgebung ein wenig heruntergekommen wirkte.
Er beäugte sie nervös, als sie sich dem Tresen näherte, und ihr wurde klar, daß er eine Zivilbeamtin in ihr vermutete, die ihm Ärger machen würde, weil er an Minderjährige verkauft hatte.
Er ist in der Defensive, dachte sie. Schade, daß ich diesen Vorteil kaputtmachen muß. Sie zeigte auf den Khyem Geschenkshop. »Wann hat dieser Laden zugemacht?« fragte sie.
Sofort veränderte sich seine Haltung. Die Nervosität fiel von dem Mann ab, und um seine Lippen spielte flüchtig ein überlegenes Lächeln.
»Lady, wissen Sie nicht, was passiert ist? Abdul Parki, der Mann, dem der Laden gehörte, wurde am Dienstag nachmittag ermordet.«
»Ermordet!« Susan machte keinen Versuch, ihre Bestürzung zu verbergen. Wieder einer, dachte sie –
wieder einer. Tiffany hat in meiner Sendung von dem Ladeninhaber gesprochen.
»Haben Sie Parki gekannt?« fragte der Mann. »Er war ein netter kleiner Kerl.«
Sie schüttelte den Kopf, während sie um Fassung rang.
»Eine Freundin hat mir seinen Laden empfohlen«, sagte sie vorsichtig. »Jemand hat ihr einen Türkisring geschenkt, den er hergestellt hat. Den hier.« Sie öffnete ihre Tasche und brachte den Ring zum Vorschein, den sie von Jane Clausen hatte.
Der Mann warf einen Blick auf den Ring und schaute dann sie an. »Ja, das ist einer von Parkis Ringen, stimmt.
Er war vernarrt in Türkise. Oh, übrigens, ich bin Nat Small. Mir gehört dieser Laden hier.«
»Susan Chandler.« Susan schüttelte ihm die Hand.
»Anscheinend war er ein guter Freund von Ihnen. Wie ist es passiert?«
»Erstochen. Die Cops glauben, daß es ein Junkie war, obwohl nichts mitgenommen wurde. Er war wirklich ein netter kleiner Kerl. Und wissen Sie was, er lag fast einen Tag da drinnen, bevor sie ihn herausholten. Ich habe selbst die Cops verständigt, als er den Laden am Mittwoch nicht geöffnet hat.«
Susan sah die aufrichtige Trauer, die sich in Nat Smalls Miene spiegelte. »Auch meine Freundin meinte, er wäre ein sehr netter Mann«, sagte sie. »Gab es irgendwelche Zeugen?«
»Keiner hat was gesehen.« Small schüttelte den Kopf und wandte den Kopf ab.
Er verschweigt etwas, dachte Susan. Ich muß ihn dazu bringen, offen mit mir zu sprechen. »Die junge Frau, die mir von Parki erzählt hat, wurde übrigens Mittwoch nacht erstochen«, sagte sie leise. »Ich glaube, daß der Mann, der sowohl sie als auch Parki umgebracht hat, ein Kunde war, der in den vergangenen drei, vier Jahren mehrere dieser Türkisringe bei ihm gekauft hat.«
Nat Smalls fahles Gesicht wurde noch grauer, als er Susan ansah. »Parki hat mir von dem Typ erzählt. Er sagte, er habe gewirkt wie ein echter Gentleman.«
»Hat er ihn beschrieben?«
Small schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht.«
Susan setzte alles auf eine Karte. »Ich glaube, Sie wissen etwas, das Sie mir nicht sagen wollen, Nat.«
»Da täuschen Sie sich.« Sein Blick ging zur Tür. »Hören Sie, ich unterhalte mich ja gerne mit Ihnen, aber Sie verscheuchen meine Kundschaft. Da draußen drückt sich ein Typ herum, der nicht reinkommt, solange Sie hier sind.«
Susan blickte dem kleinen Mann offen in die Augen.
»Nat,
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