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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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genau einmal mit ihm verabredet.
    Und ich würde nicht sagen, daß wir eine enge Beziehung haben.«
    »Ich weiß. Trotzdem finde ich diesen überstürzten Umzug nach New York eigenartig, selbst für Dee. Und noch was, Susan: Wenn du Geld brauchst, solltest du nicht zu deinem Vater gehen. Ich weiß, wie weh er dir getan hat.
    Ich habe auch Geld auf der Bank.«
    »Was soll das denn?« fragte Susan.
    »Hast du Charley-Charles nicht gebeten, Geld nach London zu kabeln?«
    »Wie hast du das erfahren?«
    »Von deinem Vater ganz bestimmt nicht. Dee hat es mir gesagt.«
    Und sie hat es zweifellos von Binky gehört, dachte Susan. Es ist zwar nicht wichtig, aber sehr lästig! »Mom, ich bin nicht in Geldverlegenheiten. Ich wollte nur heute etwas bestellen, das sofort geliefert werden soll, und hatte nicht die Zeit, vorher Geld auf mein Girokonto zu transferieren, deshalb habe ich Dad gefragt. Ich werde ihm nächste Woche alles zurückzahlen.«

    »Warum solltest du? Er schwimmt in Geld, und er schickt Dee auf eine Kreuzfahrt. Sei nicht so stolz, Susan.
    Nimm das Geld, es steht dir zu.«
    Gerade hast du noch gesagt, ich soll kein Geld von ihm nehmen, dachte Susan. »Mom, ich bin gerade erst nach Hause gekommen – und bin todmüde. Ich rufe dich morgen oder am Sonntag an. Irgendwelche Pläne fürs Wochenende?«
    »Eine Verabredung mit einem Unbekannten, Gott steh mir bei. Helen Evans hat sie arrangiert. Ich hätte nie gedacht, daß ich mich in meinem Alter noch auf so etwas freuen würde.«
    Susan lächelte, als sie die Vorfreude in der Stimme ihrer Mutter hörte. »Eine gute Neuigkeit«, sagte sie herzlich.
    »Viel Spaß.«
    Heute abend steht keine Dusche auf dem Programm, dachte sie, als sie auflegte. Nach diesem Tag brauche ich ein langes, heißes Bad. Jeder Zentimeter von mir, seelisch und körperlich, ist unruhig, traurig, gereizt und tut weh.
    Vierzig Minuten später öffnete sie das Fenster, ihre letzte Aufgabe, bevor sie ins Bett ging. Als sie zur Straße hinunterschaute, war dort bis auf einen einsamen Spaziergänger, dessen Umrisse sie kaum erkennen konnte, niemand zu sehen.
    Zu einem Marathonlauf würde er sich nicht eignen, dachte sie. Wenn er sich noch langsamer bewegt, kann er gleich rückwärts gehen.

    85
    Trotz – oder vielleicht auch wegen – ihrer Erschöpfung schlief Susan nicht gut. Dreimal wachte sie in der Nacht auf und horchte auf jedes Geräusch, das darauf hinzudeuten schien, daß jemand in ihrer Wohnung war.
    Beim ersten Mal dachte sie, die Wohnungstür hätte sich geöffnet. Der Eindruck war so stark, daß sie aufstand und zur Tür lief, nur um festzustellen, daß sie fest zugesperrt war. Anschließend überprüfte sie die Schlösser an den Fenstern in Wohnzimmer, Arbeitszimmer und Küche, obgleich sie sich dumm dabei vorkam.
    Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück, doch das Gefühl, daß etwas nicht stimmte, ließ sie nicht los. Trotzdem war sie entschlossen, die Fenster im Schlafzimmer offenstehen zu lassen. Ich bin im dritten Stock, sagte sie sich streng. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß jemand am Haus hochklettert, es sei denn, Spiderman ist zufällig in der Gegend.
    Die Temperatur war deutlich gefallen, seit sie ins Bett gegangen war, und es war eiskalt im Zimmer. Sie zog die Decke bis zum Hals hoch und erinnerte sich an den unheimlichen Traum, der sie schließlich aufgeweckt hatte.
    Tiffany war durch eine Tür auf einen kaum beleuchteten Platz gelaufen. Sie hatte den Türkisring bei sich und warf ihn in die Luft. Dann erschien eine Hand aus dem Schatten und packte den Ring, während Tiffany rief: »Nein! Nicht wegnehmen! Ich will ihn behalten. Vielleicht ruft Matt mich an.« Dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen und sie schrie.
    Susan fröstelte. Und jetzt ist Tiffany tot, weil sie mich angerufen hat, dachte sie. O Gott, es tut mir so leid.

    Plötzlich rappelte das Rollo durch einen scharfen Windstoß. Ach, das hat mich erschreckt, dachte sie und spielte kurz mit dem Gedanken, aufzustehen und das Fenster zu schließen. Statt dessen wickelte sie die Decke fester um sich und war in wenigen Minuten eingeschlafen.
    Als Susan das zweite Mal aufwachte, fuhr sie im Bett hoch, überzeugt davon, daß jemand am Fenster gewesen war. Reiß dich zusammen, dachte sie, während sie sich wieder hinlegte und sich die Decke fast bis über den Kopf zog.
    Zum dritten Mal wachte sie um sechs Uhr auf. Obgleich sie geschlafen hatte, war ihr Verstand aktiv geblieben, und ihr ging auf, daß sie irgendwann

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