Nimm dich in acht
sterbe«, stellte Jane Clausen sachlich fest.
»Nein, das habe ich nicht gemeint, Mrs. Clausen.«
»Doug, machen Sie kein so schuldbewußtes Gesicht. Ich werde sterben. Wir beide wissen das. Und dieses Bild hier macht mich sehr glücklich.« Sie lächelte traurig. »Wissen Sie, was mich sonst noch tröstet?«
Er wußte, daß es eine rhetorische Frage war, und hielt den Atem an in der Hoffnung, daß sie über seine Einfühlsamkeit und sein Engagement für die Stiftung sprechen würde.
»Daß das Geld, das Regina geerbt hätte, dazu benutzt wird, um anderen zu helfen. In gewisser Weise ist es so, als würde sie in den Menschen weiterleben, deren Schicksal wir durch diese Stiftung erleichtern können.«
»Ich kann Ihnen versprechen, Mrs. Clausen, daß jeder Cent, den wir in Reginas Namen ausgeben, nutzbringend verwendet wird.«
»Davon bin ich überzeugt.« Sie hielt inne, dann sah sie Douglas Layton an, der nervös neben ihr stand. »Douglas, ich fürchte, Hubert wird allmählich reichlich zerstreut. Ich glaube, es muß sich etwas verändern«, sagte sie.
Layton wartete. Um dies zu hören, war er gekommen.
Es klopfte leise an der Tür. Susan Chandler sah herein.
»Oh, Mrs. Clausen, ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben. Ich bleibe solange im Wartezimmer.«
»Kommt nicht in Frage. Bitte, treten Sie näher, Susan.
Sie erinnern sich noch an Douglas Layton? Er war am Montag in Ihrer Praxis.«
Susan dachte an das, was Chris Ryan ihr über Layton mitgeteilt hatte. »Ja, ich erinnere mich«, sagte sie kühl.
»Wie geht es Ihnen, Mr. Layton?«
»Sehr gut, Doktor Chandler.« Sie weiß etwas, dachte Layton. Lieber bleibe ich hier. Dann wird sie es nicht wagen, in meiner Anwesenheit etwas gegen mich zu sagen.
Er lächelte Susan an. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte er. »Neulich in Ihrer Praxis habe ich Reißaus genommen, als hätte es Feueralarm gegeben, aber eine ältere Klientin kam aus Connecticut, und ich hatte den Termin zunächst übersehen.«
Er ist aalglatt, dachte Susan, als sie auf dem Stuhl Platz nahm, den er für sie heranzog. Sie hatte gehofft, er würde gehen, doch er holte noch einen anderen Stuhl und bekundete damit die Absicht, seinen Besuch auszudehnen.
»Douglas, ich will Sie nicht aufhalten«, sagte Jane Clausen zu ihm. »Ich muß kurz mit Susan sprechen, und dann sollte ich mich ein wenig ausruhen.«
»Oh, natürlich.« Er sprang mit beflissener Miene auf.
Ein vornehmer Typ Ende dreißig, dachte Susan – die Beschreibung des Mannes fiel ihr ein, den Nat Small an dem Tag, an dem Abdul Parki ermordet worden war, draußen vor seinem Laden gesehen hatte. Andererseits paßte sie auf Dutzende anderer Männer. Nur weil er seine Darstellung eines Gesprächs mit Regina Clausen revidiert hat, muß er sie noch längst nicht getötet haben. Sie schüttelte den Kopf, weil sie so voreilige Schlüsse zog.
Es klopfte noch einmal an die Tür, und eine Schwester streckte den Kopf ins Zimmer. »Mrs. Clausen, der Arzt will Sie in ein paar Minuten untersuchen.«
»Du meine Güte. Susan, ich fürchte, ich habe Sie ganz umsonst herbestellt. Rufen Sie mich morgen früh an?«
»Natürlich.«
»Bevor Sie gehen, müssen Sie sich noch schnell Dougs Überraschung ansehen. Ich habe Ihnen davon erzählt.« Sie zeigte auf die gerahmte Skizze. »Dies ist ein Waisenhaus in Guatemala, das nächste Woche nach Regina benannt werden soll.«
Susan sah es sich genau an. »Wie schön«, sagte sie aufrichtig. »Solche Einrichtungen werden wohl in vielen Ländern dringend gebraucht, und ganz besonders in Zentralamerika.«
»Sie haben völlig recht«, warf Layton ein. »Und die Clausen Stiftung hilft bei der Finanzierung.«
Als Susan aufstand, bemerkte sie einen hellblauen Pappdeckel auf dem Nachtschrank am Bett – die gleiche hellblaue Pappe wie die Schnipsel, die sie in Carolyn Wells’ Papierkorb gefunden hatte. Sie ging hin und nahm ihn hoch. Wie sie erwartet hatte, war das Deckblatt mit dem Logo von Ocean Cruise Pictures geschmückt. Ein wenig verlegen sah sie Mrs. Clausen an. »Darf ich?«
»Selbstverständlich. Das war vermutlich das letzte Foto, das von Regina gemacht wurde.«
Es war nicht zu verkennen, daß die Frau auf dem Foto Jane Clausens Tochter war. Die gleichen Augen und die gleiche gerade Nase; selbst der Haaransatz war ähnlich.
Regina stand neben dem Kapitän der Gabrielle. Das obligatorische Kreuzfahrtfoto, dachte Susan, aber die Aufnahme ist sehr gut gelungen. Als sie für die
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