Nimm dich in acht
daß Crane damit in das Profil eines gewissenlosen Kriminellen paßte.
Bei den Eltern liegt der Fehler sicher nicht, dachte er und nickte abwesend einem joggenden Nachbarn zu, der ihm entgegenkam. Zumindest deuteten seine eigenen Beobachtungen und das, was er über sie gehört hatte, darauf hin, daß sie gute, aufmerksame Eltern waren.
Die Sitzung des heutigen Morgens ging ihm nicht aus dem Kopf. Manche Kids, die so früh zu antisozialem Verhalten neigten, konnten zur Vernunft gebracht werden.
Andere nicht. Hoffentlich war es für Crane noch nicht zu spät.
Dann schweiften seine Gedanken zu Susan Chandler ab.
Sie war Staatsanwältin am Jugendgericht gewesen; es wäre interessant, ihre Meinung über einen Halbwüchsigen vom Schlage Cranes einzuholen. Ja, es wäre interessant, ihre Meinung zu vielen Dingen einzuholen, entschied Richards, als er den Columbus Circle umrundete.
Er war zwanzig Minuten zu früh da, und die Empfangsdame sagte ihm, Dr. Chandler sei auf dem Weg ins Studio, er könne im grünen Zimmer warten. Im Korridor begegnete er Jed Geany, dem Produzenten.
Geany grüßte ihn flüchtig und wollte weiterhasten, doch Richard hielt ihn zurück. »Ich habe vergessen, um einen Mitschnitt der gestrigen Sendung für mein Archiv zu bitten«, sagte er. »Ich bezahle auch gern dafür. Oh, und könnten Sie mir auch von der heutigen Sendung eine Kopie ziehen?«
Geany zuckte die Schultern. »Sicher. Ich wollte ohnehin gerade einen Mitschnitt der gestrigen Sendung für einen Mann vorbereiten, der bei uns angerufen hat. Sagt, er brauche sie für seine Mutter. Kommen Sie mit, dann kopiere ich Ihr Band auch gleich.«
Richards folgte ihm in den Technikraum.
»Man hat dem Typ angemerkt, daß ihm die Bitte peinlich war«, fuhr Geany fort, »aber er behauptet, daß seine Mutter Susans Sendung sonst nie verpaßt.« Er hielt den bereits adressierten Umschlag in die Höhe. »Wieso kommt mir der Name nur so bekannt vor? Ich zermartere mir das Hirn, um mich zu erinnern, wo ich ihn schon mal gehört habe.«
Donald Richards entschied, nicht darauf zu antworten, mußte sich jedoch zusammenreißen, um seine Verblüffung nicht zu zeigen. »Sie können beide Bänder gleichzeitig ziehen?«
»Klar.«
Während er zusah, wie sich die Spulen drehten, dachte Donald Richards an den Besuch, den Justin Wells ihm einmal abgestattet hatte. Das übliche Vorgespräch, nach dem Wells nicht wiedergekommen war.
Richards erinnerte sich, daß er Wells angerufen und ihn gedrängt hatte, sich von einem Kollegen behandeln zu lassen. Er brauche dringend Hilfe.
Nachdem er diesen Schritt getan hatte, war er zutiefst erleichtert gewesen. Denn die Wahrheit war, daß es ihm aus sehr privaten Gründen besser bekommen würde, wenn er jeden Kontakt mit Justin Wells mied.
24
Als Susan um zehn Minuten vor zehn ins Studio stürzte, fing sie den mißbilligenden Blick ihres Produzenten auf.
»Ich weiß, Jed«, sagte sie hastig, »aber ich hatte einen Notfall. Eine Frau hat angerufen, der echte Probleme zu schaffen machten. Ich konnte nicht einfach auflegen.«
Sie verschwieg, daß es sich bei dieser »Frau« um ihre Schwester Dee gehandelt hatte, die wieder in Kalifornien war und schwer depressiv wirkte. Ich fühle mich hier so allein, hatte sie gesagt. Nächste Woche mache ich eine Kreuzfahrt, Daddy hat sie mir spendiert. Hältst du das nicht auch für eine gute Idee? Wer weiß? Vielleicht lerne ich sogar einen interessanten Mann kennen.
Dann hatte Dee schließlich gefragt: Ach, übrigens, hast du schon von Alex Wright gehört?
An diesem Punkt hatte Susan den wahren Grund für ihren Anruf erkannt und das Gespräch so schnell wie möglich beendet.
»Die Probleme wirst bald du haben, wenn du nicht pünktlich erscheinst, Susan«, sagte Geany sachlich. »Und gib nicht mir die Schuld. Mir gehört der Laden nicht.«
Susan registrierte den mitfühlenden Blick, den Don Richards ihr zuwarf. »Du hättest ja ersatzweise mit Dr. Richards auf Sendung gehen können«, sagte sie. »Ich habe ihm schon gestern gesagt, daß er ein Naturtalent ist.«
Im ersten Teil der heutigen Sendung sprachen sie darüber, wie Frauen sich schützen und potentiell gefährliche Situationen meiden konnten.
»Schauen Sie«, sagte Richards, »die meisten Frauen sind sich im klaren darüber, wieviel sie riskieren, wenn sie ihren Wagen auf einem dunklen, unbewachten Parkplatz abstellen, der dazu noch weit draußen liegt. Aber dieselben Frauen können zu Hause sehr unvorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher