Nimm dich in acht
verzweigten Layton-Familie, trug einen vornehmen Namen, der für seine gute Herkunft bürgte. Er hatte mit Zuneigung von seinen Cousins und Cousinen in Philadelphia gesprochen, den Kindern ihrer inzwischen verstorbenen Freunde. Jane Clausen hatte die Laytons aus Philadelphia in ihrer Jugend kennengelernt, im Laufe der Jahre jedoch den Kontakt verloren. Trotzdem konnte sie sich noch gut an sie erinnern, und in letzter Zeit hatte Doug mehrmals ihre Namen durcheinandergebracht. Sie fragte sich zwangsläufig, wie nahe er ihnen wirklich stand.
Dougs Ausbildung war erstklassig. Kein Zweifel, er war sehr intelligent. Hubert March, der ihn zu seinem Nachfolger heranzog, hatte vorgeschlagen, ihn zum Treuhänder der Stiftung zu ernennen und in den Vorstand zu wählen.
Was macht mir also so zu schaffen? fragte Jane Clausen sich, während sie zustimmend nickte, als Vera ihr noch Kaffee anbot.
Es lag an seinem Verhalten gestern nachmittag, entschied sie. Es lag daran, daß Douglas Layton zu sehr von anderen Dingen in Anspruch genommen war, um mit ihr in der Praxis Dr. Chandlers auszuharren.
Als er gestern abend angerufen hat, habe ich ihn meine Unzufriedenheit merken lassen, dachte Jane Clausen.
Eigentlich sollte die Sache damit erledigt sein, aber so war es nicht.
Sie überlegte, was sich dahinter verbergen mochte.
Douglas Layton hatte gewußt, was er aufs Spiel setzte, als er unter diesem erfundenen Vorwand die Praxis von Dr. Chandler verließ.
Denn der Vorwand war ganz offensichtlich erfunden. Sie war überzeugt davon, daß er den angeblichen Termin nur vorgeschützt hatte. Aber warum?
Heute morgen auf der Vorstandssitzung sollte über die Vergabe beträchtlicher Spendenmittel entschieden werden.
Es ist sehr schwer, auf die Empfehlungen eines Mannes zu vertrauen, an dem man zu zweifeln beginnt, dachte Jane Clausen. Wenn Regina hier wäre, würden wir darüber reden. Vier Augen sehen mehr als zwei, Mutter. Wir sind doch der Beweis dafür, oder? hatte Regina immer gesagt.
Zusammen könnten wir alle Probleme lösen.
Susan Chandler. Jane dachte daran, welch tiefe Sympathie sie für die junge Psychologin empfand. Sie ist nicht nur klug, sondern auch gut, dachte sie und erinnerte sich an Susans Mitgefühl. Sie wußte, wie enttäuscht ich gestern war, und sie hat gemerkt, daß ich Schmerzen hatte.
Es hat so gut getan, die Tasse Tee mit ihr zu trinken. Ich hatte nie viel Verständnis dafür, daß alle Welt zu Therapeuten rennt, aber sie ist mir auf Anhieb wie eine Freundin vorgekommen.
Jane Clausen stand auf. Es war Zeit, zu der Sitzung zu fahren. Vorher wollte sie noch gründlich alle Anträge auf Spendengelder durchsehen. Heute nachmittag rufe ich dann Dr. Chandler an und mache einen Termin mit ihr aus, entschied sie.
Ich weiß, daß Regina es gutheißen würde. Ohne es zu merken, lächelte sie.
26
Ich muß wieder zur See fahren …
Der Rhythmus dieser Worte hämmerte wie Trommelschlag in seinem Kopf. Er sah sich schon auf dem Pier, wie er einem höflichen Mitglied der Mannschaft seine Papiere zeigte, hörte die Begrüßung des Mannes –
»Willkommen an Bord, Sir!« –, überquerte die Gangway und ließ sich seine Kabine zeigen.
Natürlich gab er sich nur mit der allerbesten Unterbringung zufrieden, erste Klasse, eine Kabine mit abgeteiltem Privatdeck. Eine Luxussuite wäre unpassend –
es würde zu sehr auffallen. Er wollte lediglich den Eindruck untadeligen Geschmacks wecken, eines vermögenden Mannes mit der Zurückhaltung, die das Ergebnis von Generationen guter Erziehung ist.
Das fiel ihm natürlich nicht schwer. Nachdem er die ersten Versuche, ihn auszuhorchen, freundlich zurückgewiesen hatte, respektierten die anderen Passagiere in der Regel seine Intimsphäre, bewunderten ihn vielleicht sogar wegen seiner Zurückhaltung und machten interessantere Dinge zum Gegenstand ihrer Neugier.
Wenn er das erst klargestellt hatte, konnte er ungehindert seine Beute auswählen und jagen.
Die erste Seereise dieser Art hatte er vor vier Jahren unternommen. Jetzt war die Pilgerfahrt beinahe vorüber.
Nur noch eine Frau. Und es war höchste Zeit, sich auf die Suche nach ihr zu machen. Es gab eine Reihe geeigneter Schiffe, um zu dem Ort zu fahren, an dem diese letzte einsame Lady sterben sollte. Er hatte sich bereits die Identität zurechtgelegt, in die er schlüpfen würde, ein Investor, in Belgien aufgewachsen, der Sohn einer amerikanischen Mutter und eines britischen Vaters, eines Diplomaten. Er hatte sich eine
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