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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Büro, das Jane Clausen in der Suite der Clausen Stiftung im Chrysler Building ihr eigen nannte. Er brauchte sich nicht einmal anzustrengen, um zu verstehen, was sie am Telefon zu Dr. Susan Chandler sagte.
    Plötzlich brach ihm der Schweiß aus. Er war ziemlich sicher, daß er das Problem war, das sie mit dieser Chandler besprechen wollte.
    Ihm war klar, daß er heute morgen vor der Sitzung Mist gebaut hatte. Mrs. Clausen war früh gekommen, und er hatte ihr Kaffee gebracht, um die Wogen zu glätten. Er trank oft vor Vorstandssitzungen Kaffee mit ihr und nutzte die Zeit, um die verschiedenen Anträge auf Spendengelder mit ihr durchzugehen.
    Als er heute morgen eingetroffen war, hatte sie ein Blatt mit der Tagesordnung vor sich liegen. Kühl und abweisend blickte sie zu ihm auf. »Ich will keinen Kaffee«, hatte sie zu ihm gesagt. »Gehen Sie nur. Wir sehen uns später im Konferenzraum.«
    Nicht mal ein oberflächliches »Danke, Doug«.
    Eine bestimmte Akte hatte es ihr besonders angetan. Sie hatte in der Sitzung damit angefangen und einen Haufen knallharter Fragen gestellt. Die Akte enthielt Informationen über Gelder, die für ein Zentrum für Waisenkinder in Guatemala vorgesehen waren.
    Ich hatte alles unter Kontrolle, dachte Doug wütend, da mußte ich diesen Fehler machen. Um die Diskussion abzukürzen, hatte er sich wie ein Vollidiot benommen.
    »Dieses Waisenhaus war Regina besonders wichtig, Mrs. Clausen«, hatte er gesagt. »Sie hat es mir einmal selbst erzählt.«
    Doug fröstelte, als er sich an den eiskalten Blick erinnerte, den Jane Clausen ihm zugeworfen hatte. Um seinen Schnitzer zu überspielen, fügte er hastig hinzu:
    »Ich meine, Sie haben sie selbst während einer unserer ersten Sitzungen zitiert, Mrs. Clausen.«
    Hubert March, der Vorsitzende, schlief halb, wie gewöhnlich, aber Doug sah die Gesichter der anderen Treuhänder, die ihn prüfend anstarrten, als Jane Clausen in kaltem Ton entgegnete: »O nein, ich habe nichts dergleichen gesagt.«
    Und jetzt vereinbarte sie einen Termin mit Dr. Chandler.
    Als er hörte, daß sie auflegte, klopfte Doug Layton an die Tür und wartete. Es blieb lange Zeit still. Dann, als er noch einmal klopfen wollte, hörte er ein leises Stöhnen und eilte hinein.
    Jane Clausen saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihrem Stuhl. Sie schaute zu ihm auf, schüttelte den Kopf und streckte den Finger aus. Er wußte, was das bedeutete.
    Gehen Sie und schließen Sie die Tür hinter sich.
    Stumm gehorchte er. Kein Zweifel, ihr Zustand verschlechterte sich. Sie würde bald sterben.
    Er ging zum Empfang. »Mrs.
    Clausen hat
    Kopfschmerzen«, sagte er zu der Empfangsdame. »Ich denke, Sie sollten alle Anrufer abwimmeln, bis sie sich ein wenig erholt hat.«
    Zurück in seinem Büro, ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder. Er merkte, daß seine Handflächen feucht waren, holte ein Taschentuch heraus und rieb sie trocken; dann stand er auf und ging zur Herrentoilette.
    Dort spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht, kämmte sich die Haare, richtete seine Krawatte und blickte in den Spiegel. Er war immer froh gewesen, daß er seine äußere Erscheinung – dunkelblonde Haare, stahlgraue Augen, aristokratische Nase – dem genetischen Code der Laytons zu verdanken hatte. Seine Mutter war immer noch entfernt hübsch zu nennen, doch bei der Erinnerung an seine Großeltern mütterlicherseits mit ihren runden, unscheinbaren Gesichtern grauste es ihn.
    Allerdings war er überzeugt, daß er in Jackett, Hose und der braun-blauen Krawatte von Paul Stuart vollauf dem Bild des verläßlichen Beraters entsprach, der die Angelegenheiten der verstorbenen Jane Clausen ganz in ihrem Sinne regeln würde. Kein Zweifel, nach ihrem Tod wäre Hubert March bereit, ihm die Leitung der Stiftung zu übertragen.
    Bis jetzt war alles so gut gelaufen. Er durfte nicht zulassen, daß Jane Clausen in den letzten Tagen, die ihr noch beschieden waren, seine schönen Pläne vereitelte.

    30
    Die fünfundzwanzig Jahre alte Tiffany Smith aus Yonkers konnte immer noch nicht fassen, daß sie zu Dr. Susan Chandler durchgekommen war und live in der Sendung mit ihr gesprochen hatte. Sie war Kellnerin der Abendschicht im »Grotto«, einer nahegelegenen Trattoria, und dafür bekannt, daß sie niemals das Gesicht eines Gasts, oder was er bei früheren Gelegenheiten bestellt hatte, vergaß.
    Namen waren allerdings unwichtig, deshalb gab sie sich nie die Mühe, sie zu behalten. Es war einfacher, jeden
    »Süßer« oder

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