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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gesagt, daß sie abends arbeitet, also macht sie wahrscheinlich erst ziemlich spät Schluß. Wenn ich sie nicht erreiche, versuche ich es morgen früh noch mal bei ihr zu Hause.
    Susan schüttelte sich. Warum fühlte sie sich bei dem Gedanken an Tiffany so beklommen? fragte sie sich. Was sie empfand, erinnerte sie an das, was ihre Großmutter früher den »sechsten Sinn« genannt hatte.

    53
    Er kannte Tiffanys Nachnamen nicht, und selbst wenn sie im Telefonbuch von Yonkers stand, wäre es unklug, sie zu Hause zu überraschen. Außerdem war es nicht nötig. Er wußte ja bereits, wo er sie finden konnte.
    Am Nachmittag rief er im »Grotto« an und bat darum, sie sprechen zu dürfen. Wie erwartet sagte man ihm, sie sei nicht da – sie komme erst um fünf.
    Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, daß man am schnellsten an Informationen herankam, wenn man andere irrige Annahmen korrigieren ließ. »Sie hat um elf frei, nicht wahr?« fragte er.
    »Um zwölf. Dann schließt die Küche. Soll ich ihr was ausrichten?«
    »Nein, danke. Ich probiere es noch mal bei ihr zu Hause.«
    Wenn sich der Mann im ›Grotto‹, mit dem er gerade gesprochen hatte, morgen überhaupt noch an den Anruf erinnern konnte, würde er ihn vermutlich einem von Tiffanys Freunden zuschreiben. Denn hatte er nicht angedeutet, daß er Tiffanys Privatnummer kannte?
    Er hoffte, daß die Stunden bis zu seinem Ausflug nach Yonkers auf angenehme Weise verstreichen würden.
    Trotzdem konnte er es nicht erwarten, zu ihr zu fahren.
    Diesem Rendezvous sah er mit großer Spannung entgegen.
    Tiffany hatte ihn eingehend betrachtet. Und vermutlich hatte sie, wie so viele der im Gaststättengewerbe Beschäftigten, ein gutes Personengedächtnis. Es war reines Glück, daß sie Susan Chandler gegenüber nicht erwähnt hatte, sie habe einen Mann in dem Laden gesehen, der einen der besagten Türkisringe gekauft hatte.
    Er konnte sich vorstellen, was die Chandler gesagt hätte: Tiffany, was Sie da erzählen, ist sehr wichtig. Wir müssen uns treffen …
    Zu spät, Susan, dachte er. Wie schade.
    Und Tiffanys Freund – Matt?
    Konzentriert ging er die Szene in Parkis Laden noch einmal durch. Er hatte vorher angerufen, um sicher zu sein, daß bei Parki ein Ring vorrätig war. Als er den Laden betrat, hatte er das Geld schon fertig abgezählt in der Hand, inklusive Mehrwertsteuer, und Parki hatte den Ring wie versprochen an der Kasse bereitgelegt. Erst als er wieder gehen wollte, hatte er das Pärchen entdeckt. Er erinnerte sich noch deutlich an diesen Moment. Ja, er hatte unmittelbar im Blickfeld des Mädchens gestanden. Sie hatte ihn genau gesehen. Der Kerl, mit dem sie zusammen war, betrachtete den Ramsch auf den Regalen und hatte ihm den Rücken zugewendet. Er war Gott sei Dank kein Problem.
    Parki war aus dem Weg geräumt. Und nach heute abend würde Tiffany ihm auch keine Scherereien mehr machen.
    Eine Zeile aus dem »Straßenräuber«, einem Gedicht, das er als Kind auswendig gelernt hatte, ging ihm durch den Kopf: »Ich hole dich im Mondschein, und müßt’ ich durch die Hölle gehn.«
    Er lachte bitter bei diesem Gedanken.

    54
    Am Mittwoch nachmittag, als Justin Wells vom Krankenhaus wieder in sein Büro kam, fand er zu seiner Bestürzung die Nachricht vor, er solle Captain Shea im 19.
    Revier anrufen, um einen Termin mit ihm zu vereinbaren.
    Es gehe um den Unfall seiner Frau. Die Nachricht schloß mit den unheilverkündenden Worten: »Sie wissen ja, wo wir zu finden sind.«
    Justin hatte es immer konsequent vermieden, an den unglückseligen Abend zurückzudenken, als Carolyn Anzeige gegen ihn erstattet hatte.
    Ich hätte ihr nicht drohen dürfen, sie umzubringen, sagte er sich, als er den Zettel in der Hand zerknüllte. Ich wollte ihr nie weh tun, ich habe sie nur am Arm festgehalten, als sie die Wohnung verlassen wollte. Ich hatte nicht vor, ihr den Arm zu verdrehen. Es ist nur passiert, weil sie sich losreißen wollte.
    Dann war sie ins Schlafzimmer gerannt, hatte die Tür abgeschlossen und die Cops gerufen. Was folgte, war der reine Alptraum. Am nächsten Tag hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen, sie werde die Strafanzeige zurückziehen und die Scheidung einreichen. Dann verschwand sie.
    Er hatte Pamela Hastings angefleht, ihm zu verraten, wo Carolyn war, aber sie wollte ihm nicht den kleinsten Hinweis geben. Erst als er die Eingebung hatte, Carolyns Reisebüro anzurufen und zu sagen, er habe die Nummer verlegt, unter der er sie erreichen könnte, hatte

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