Nimm dich in acht
Mahlzeit?«
fragte er aufgeräumt. »Hier an der Ecke hat ein neues Steakhaus aufgemacht. Ecke Forty-ninth und Third.
Erstklassiges Rindfleisch. So macht es Spaß, seinen Cholesterinwert zu erhöhen. Wann hast du Zeit?«
»Ein neues Steakhaus Ecke Forty-ninth und Third? Ist da nicht das Smith & Wollensky?« fragte Susan. »Und ich weiß zufällig, daß es seit siebzig Jahren besteht und daß manche denken, es gehöre dir.« Sie lachte. »Klar komme ich mit, aber zuerst muß ich dich um einen Gefallen bitten, Chris. Ich möchte jemanden überprüfen lassen, und zwar möglichst schnell.«
»Wen?«
»Einen Anwalt, Douglas Layton. Er arbeitet bei Hubert March und Co., einer Anwaltskanzlei und Investmentfirma. Layton ist außerdem Vorstand der Clausen Stiftung.«
»Scheint erfolgreich zu sein. Hast du vor, ihn zu heiraten?«
»Nein.«
Ryan lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück, als Susan ihm die nötigen Hintergrundinformationen lieferte und erklärte, Jane Clausen sei Laytons wegen beunruhigt.
Dann spitzte er die Ohren, als Susan ihm von den Ereignissen seit der Radiosendung vom Montag berichtete, in der sie Regina Clausens Verschwinden angesprochen hatte.
»Und du sagst, der Kerl ist verduftet, als du diese Karen in der Praxis erwartet hast?«
»Ja. Und eine Bemerkung, die Layton am Dienstag Mrs.
Clausen gegenüber gemacht hat, läßt darauf schließen, daß er ihre Tochter kannte – was er vorher immer abgestritten hatte.«
»Ich lege gleich los«, versprach Ryan. »In letzter Zeit ist kaum was Interessantes angefallen. Ich hab’ bloß Männer für nervöse künftige Ehefrauen überprüft. Heutzutage vertraut keiner keinem mehr.« Er griff nach Block und Stift. »Von jetzt an läuft die Uhr. Wohin soll ich Mrs. Clausen die Rechnung schicken?«
Er hörte das Zögern in Susans Stimme. »So einfach ist es leider nicht. Heute morgen habe ich eine Nachricht von Mrs. Clausen auf meinem Anrufbeantworter vorgefunden.
Sie sagt, sie habe ins Krankenhaus gehen müssen, um sich einer weiteren Chemotherapie zu unterziehen, und im nachhinein komme es ihr unfair vor, daß sie mit mir über ihren Verdacht gegen Layton gesprochen habe. Offenbar wollte sie damit andeuten, ich solle die ganze Sache vergessen, aber das kann ich nicht. Ich glaube nicht, daß sie unfair war, und ich mache mir Sorgen um sie. Also schreib die Rechnung auf meinen Namen«, sagte Susan.
Chris Ryan stöhnte auf. »Dem Himmel sei Dank für meine Pension. An jedem Ersten des Monats küsse ich das Bild von J. Edgar Hoover. Na schön. Betrachte die Sache als erledigt. Ich melde mich bei dir, Susie.«
60
Doug Laytons Sekretärin Leah, eine praktisch veranlagte Frau Anfang Fünfzig, musterte ihren Chef mißbilligend.
Er sieht aus, als ob er sich die ganze Nacht um die Ohren gehauen hätte, dachte sie, als Layton an ihr vorüberging und nur ein flüchtiges »Guten Morgen« murmelte.
Ohne zu fragen, ging sie zur Kaffeemaschine, goß ihm eine Tasse ein, klopfte an seine Tür und öffnete sie, ehe er
»herein« rufen konnte. »Ich will Sie nicht verwöhnen, Doug«, sagte sie, »aber Sie sehen aus, als könnten Sie eine Stärkung gebrauchen.«
Offensichtlich war er heute nicht zu scherzhaftem Geplänkel aufgelegt. Seine Stimme klang gereizt, als er sagte: »Ich weiß, Leah. Sie sind die einzige Sekretärin, die für ihren Chef Kaffee kocht.«
Sie wollte noch hinzufügen, daß er erschöpft aussehe, kam jedoch zu dem Schluß, daß sie schon genug gesagt hatte. Außerdem wirkte er so, als hätte er einen zuviel über den Durst getrunken, dachte sie. Er sollte sich lieber vorsehen – das wird hier nicht toleriert.
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Nachschub wollen«, sagte sie kurz angebunden, als sie die Tasse vor ihn hinstellte.
»Leah, Mrs. Clausen ist wieder im Krankenhaus«, sagte Douglas leise. »Ich habe sie gestern abend besucht. Ich glaube nicht, daß ihr noch viel Zeit bleibt.«
»Oh, das tut mir so leid.« Leah hatte plötzlich Gewissensbisse. Sie wußte, daß Jane Clausen für Doug viel mehr war als nur eine Klientin. »Fliegen Sie nächste Woche trotzdem nach Guatemala?«
»Ja, natürlich. Aber ich warte nicht länger damit, ihr die Überraschung zu zeigen. Eigentlich wollte ich sie erst einweihen, wenn ich mit meinem Bericht zurückkomme.«
»Das Waisenhaus?«
»Ja. Sie weiß nicht, wie schnell dort gearbeitet wurde, um das alte Gebäude zu renovieren und den neuen Flügel anzubauen. Mr. March und ich waren uns einig, daß es
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