Nimm dich in acht
sie riesig freuen würde, den kompletten Bau zu sehen. Sie weiß auch noch nicht, daß die Leitung des Waisenhauses uns gebeten hat, ihm Reginas Namen zu geben.«
»Das haben Sie vorgeschlagen, nicht wahr, Doug?«
Er lächelte. »Schon möglich. Auf jeden Fall habe ich vorgeschlagen, daß wir nicht nur die Umbenennung des Waisenhauses absegnen, sondern Mrs. Clausen auch mit dieser Neuigkeit überraschen. Die Einweihung findet zwar erst nächste Woche statt, aber ich finde, wir sollten dennoch nicht länger damit warten, ihr die Bilder zu zeigen. Bringen Sie mir bitte die Unterlagen.«
Gemeinsam betrachteten sie die Fotos, die den Verlauf der Bauarbeiten an dem neuen Teil des Waisenhauses dokumentierten. Das neueste Foto zeigte das fast fertiggestellte Gebäude, ein hübsches L-förmiges weißgetünchtes Haus mit grünem Ziegeldach. »Platz für weitere zweihundert Kinder«, sagte Doug. »Mit einer hochmodernen Klinik ausgestattet. Sie haben keine Ahnung, wie viele unterernährte Säuglinge dort eingeliefert werden. Jetzt will ich noch den Antrag stellen, ein Wohnhaus auf dem Gelände zu errichten, damit die künftigen Eltern dort eine Zeitlang mit den Babys Zusammensein können, die sie adoptieren wollen.«
Er zog die Schublade an seinem Schreibtisch auf. »Das ist die Plakette, die wir bei der Einweihung enthüllen werden. Sie soll hier auf einer Steinplatte angebracht werden.« Er zeigte auf die Rasenfläche vor dem Gebäude und beschrieb einen Kreis. »Von der Straße und der Einfahrt aus wird sie deutlich zu sehen sein.«
Dann senkte er die Stimme. »Ich wollte eigentlich einen ortsansässigen Künstler beauftragen, nach der Enthüllung ein Duplikat anzufertigen, aber wir sollten lieber sofort damit anfangen. Sagen Sie Peter Crown von der Agentur, er soll sich darum kümmern.«
Leah betrachtete die hübsche, in Form einer Wiege gestaltete Plakette. Die eingravierte vergoldete Inschrift lautete REGINA-CLAUSEN-HEIM.
»Oh, Doug, Mrs. Clausen wird sich so freuen!« Leahs Augen wurden feucht. »Das bedeutet, daß wenigstens etwas Gutes aus all dem Unglück entstanden ist.«
»Genau«, stimmte Douglas Layton voll Inbrunst zu.
61
Es war zehn nach neun, als Susans Sekretärin sich über die Gegensprechanlage meldete. »Dr.
Pamela Hastings ist
hier, Doktor.«
Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, daß Pamela nicht kommen würde. Erleichtert sagte sie Janet, sie solle sie hereinführen.
Man sah Pamela deutlich an, daß sie beunruhigt war –
sie runzelte die Stirn und preßte die Lippen aufeinander.
Doch als sie sprach, war sie Susan auf Anhieb sympathisch. Pamela war nicht nur klug, sondern auch sehr warmherzig.
»Dr.
Chandler, ich muß Ihnen sehr unhöflich vorgekommen sein, als sie neulich abends im Krankenhaus angerufen haben. Aber ich war eben so überrascht, als Sie sich vorstellten.«
»Und das zweifellos um so mehr, als Sie hörten, warum ich anrief, Dr. Hastings.« Susan streckte die Hand aus.
»Sagen wir doch Susan und Pamela, wenn es Ihnen recht ist.«
»Gern.« Pamela Hastings schüttelte ihr die Hand, dann sah sie sich um und setzte sich. Sie zog den Stuhl ein wenig näher an Susans Schreibtisch heran, als fürchte sie, andere könnten hören, was zu sagen sie im Begriff stand.
»Entschuldigen Sie, daß ich mich verspätet habe, und ich kann auch nicht lange bleiben. An den letzten beiden Tagen habe ich so viel Zeit im Krankenhaus verbracht, daß ich mich kaum auf meine Seminare vorbereiten konnte.«
»Und ich gehe in knapp einer Stunde auf Sendung«, sagte Susan, »also packen wir den Stier bei den Hörnern.
Haben Sie sich den Anruf angehört, den Carolyn Wells am Montag während der Sendung gemacht hat?«
»Geht es um das Band, das Justin angeblich nicht bestellt haben wollte? Nein.«
»Ich habe den Mitschnitt gestern der Polizei übergeben müssen«, erklärte Susan, »aber ich lasse noch einen für Sie anfertigen, weil ich möchte, daß Sie bestätigen, daß es sich um Carolyns Stimme handelt; auch wenn ich längst überzeugt bin, daß Carolyn Wells die Anruferin war.
Lassen Sie mich kurz zusammenfassen, was Sie gesagt hat.«
Als Susan schilderte, wie sie über Regina Clausens Verschwinden während der Kreuzfahrt gesprochen hatte und den Anruf wiedergab, den sie von »Karen« erhalten hatte, malte sich tiefe Sorge auf Pamela Hastings Gesicht.
»Ich brauche mir das Band nicht anzuhören«, sagte sie, als Susan fertig war. »Am vergangenen Freitag habe ich einen Türkisring mit
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