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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Captain!

o nimmt das ruder in die han d
    Von:
[email protected]
An:
[email protected]
Datum:
Freitag, 15. Oktober, 18:00 Uhr
Betreff:
St. Dudes
     
    Hey, Leute!
     
    Ich hab eine Eilbestellung für neue Badehosen in Auf trag gegeben – und die Schreibweise zweimal gegen gecheckt! Ich kann sie am Sonntag um fünf bei Para gon auf der 18. abholen. Was haltet ihr davon, wenn wir daraus einen Mannschaftsausflug machen und mit ein paar Bier unsere »Kondition« trainieren? Zeit, die Orio les-Schlappe hinter uns zu lassen und uns ganz auf die vor uns liegende Saison zu konzentrieren, was meint ihr?
    Peace,
    Owen

ein drilling ist selten allein …
    »Mein Leben ist zum Kotzen«, stöhnte Avery laut, als sie am Freitagabend nach Hause kam. Sie knallte die Tür hinter sich zu und warf ihren beigen Miu-Miu-Trenchcoat über den blauen Samtfauteuil, der in der Eingangshalle stand und hauptsächlich als überteuerter Kleider bügel diente.
    »Hallo?«, rief sie, als niemand antwortete. Irgendjemand musste doch zu Hause sein! Sie hatte nur einen Wunsch … so viel fetttriefende Pizza wie möglich bestellen, sich damit vollstopfen und den Rest des Wochenendes keinen Gedanken mehr an die Metropolitan , Lippenstifte und gehässige Assistentinnen verschwenden.
    »Hi!« Über der Lehne der metallgrauen Jonathan-Adler-Couch, die in der Mitte des riesigen Wohnzimmers stand, erschien Babys Kopf. »Willkommen im Club – mein Leben ist nämlich auch zum Kotzen«, rief sie.
    »Sagt eine, die gerade erst aus dem Urlaub zurückge kommen ist«, erwiderte Avery gereizt und ging auf ihre Schwester zu. Babys Haare waren zu einer wilden Beehive-Frisur à la Amy Winehouse aufgetürmt, und sie trug eine schlabberige Shorts und ein ausgeleiertes, viel zu gro ßes T-Shirt, aber statt wie ein drogensüchtiges Wrack auszusehen, erinnerte sie an ein Supermodel.
    Um sie herum verstreut lagen die kleinen ledergebundenen Fotoalben, die sie aus Nantucket mitgebracht hatten. Avery griff nach dem, das neben Babys Füßen lag, und blätterte darin. Die Bilder stammten aus dem Sommer zwischen der achten und neunten Klasse, in dem sie jeden Nachmittag am Strand verbracht hatten. Baby lächelte auf allen Fotos glücklich und war meistens von mehreren schmachtenden Jungs umgeben. Avery nahm ein anderes Album, diesmal stammte es aus der Zeit, als sie noch klein gewesen waren. Eines der Fotos, auf dem sie erst drei Jahre waren, zeigte, wie Baby gerade davonrannte. Typisch. Avery war immer die Vorausschauende, Planende gewesen, während Baby sich schon seit jeher von ihren Launen durchs Leben hatte treiben lassen.
    »Mrs McLean ist ziemlich schlecht auf mich zu sprechen.« Baby lächelte zerknirscht. »Ich muss zwanzig Stunden bei einer Psychotherapeutin nehmen, sonst wirft sie mich von der Schule.« Sie zuckte mit den Achseln. »Heute hatte ich meine erste Sitzung.«
    Avery setzte sich auf die Armlehne der Couch, woraufhin Kater Rothko empört miauend zu Boden sprang. Sollte sie jetzt Mitleid mit Baby haben? Hatte sie aber nicht. Im Gegenteil – sie war sogar richtig sauer auf sie. Ihr Fräulein Schwester schwänzte einfach so eine Woche die Schule und kam natürlich mal wieder mit einem blauen Auge und ein paar Stunden Therapie davon.
    »Und was hat die Therapeutin gesagt?«, fragte sie, als ihre Neugier schließlich doch die Oberhand gewann.
    »Anscheinend mache ich mich zu sehr von Männern abhängig und hab mich noch nicht vollständig von unserem Vater abgenabelt – wer immer er auch ist.« Baby verdrehte die braunen Augen, legte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. War eine Therapie nicht dazu da, dass man sich besser fühlte?
    »Oh«, machte Avery verblüfft. »Und wie willst du das Problem lösen?«
    »Keine Ahnung.« Baby zwang sich zu einem Lächeln. Sie nahm eins der Alben und suchte darin verzweifelt nach irgendeinem Hinweis auf ihr Seelenleben. Bis jetzt hatte sie noch nichts gefunden. Vielleicht war das ja ihr Problem: Sie dachte nie nach, bevor sie etwas machte – ob es nun darum ging, nach Nantucket abzuhauen oder nach Barcelona zu fliegen –, sie machte es einfach. Und fast immer hatten ihre Spontanaktionen mit irgendeinem Typen zu tun. Hatte Dr. Janus womöglich recht? Benutzte sie Jungs, um sich vor sich selbst zu verstecken? Sie schob das Album so heftig zur Seite, dass es mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete.
    »Hallooo-hoooo?«, hallte die hohe Singsangstimme ihrer Mutter aus dem Eingangsbereich

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