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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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auch ihre Schwester und tat immer alles Menschenmögliche, um sie aufzumuntern. Avery nahm ein abgelaufenes Päckchen Leinsamen aus dem Schrank und warf es in den Müll.
    »Ich brauche aber auch noch Schokolade.« Sie kletterte auf die Granitarbeitsplatte, öffnete einen der Hängeschränke und warf Baby die Packung mit den Schokosplittern zu.
    Während sie sich an die Arbeit machten, musste Avery lächeln. Vielleicht war ihr Leben ja doch nicht so zum Kotzen. Den Freitagabend mit Backen zu verbringen war gar nicht so übel … oder?
    Ähm, sagen wir mal so: Man kann sich viel einreden.
    Eine Stunde später duftete die Küche köstlich nach den Keksen, die langsam im Ofen bräunten. Avery und Baby saßen einträchtig nebeneinander auf der Kücheninsel und ließen die Beine baumeln, während sie sich die Flasche Biowein teilten, die schon seit einer Ewigkeit offen in der Küche herumstand. Avery nahm einen großen Schluck und ließ die Flüssigkeit nachdenklich im Mund kreisen. Als sie noch in Nantucket gelebt hatten, hatte sie sich immer vorgestellt, wie sie in New York auf rauschenden Partys Champagner schlürfen würde, und jetzt schlürfte sie in der Küche abgestandenen Biowein. Toll! Und dieses Prakti kum entwickelte sich zu einer weiteren Katastrophe, die sie der langen Liste ihrer Upper-East-Side-Niederlagen hinzufügen konnte. Dabei war sie erst seit ein paar Mona ten hier.
    »Mach dir wegen dem blöden Praktikum nicht so einen Kopf. War doch erst dein erster Tag«, tröstete Baby sie, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. »Außerdem ist es doch irgendwie cool, dass niemand dort weiß, wie du heißt. Dadurch bist du praktisch unsichtbar und … na ja, man weiß nie, wofür das gut ist.«
    »Danke«, sagte Avery und meinte es auch so. »Ich krieg langsam Hunger. Komm, lass uns was Richtiges essen!« Sie sprang von der Kücheninsel und wühlte in einem Korb, in dem sich wild durcheinander Lieferservice-Flyer, wichtig aussehende Briefe, Werbeprospekte und New-Age-Zeitschriften stapelten. Edie öffnete ihre Post grundsätzlich nie. Zum Glück kümmerte sich ihr Steuerberater darum, dass die Rechnungen pünktlich bezahlt wurden, sonst würden längst wütende Gläubiger vor ihrer Tür stehen.
    »Ich nehm lieber die.« Baby hielt eine Zeitschrift namens Innere Heilung in die Höhe. Auf der Titelseite war ein Herz abgebildet, das aussah, als wäre es von einer Vier jährigen gezeichnet worden.
    »Was willst du denn damit?«, fragte Avery skeptisch. »Du machst doch schon Therapie.« Sie zog die Speisekarte von John's Pizza aus dem Stapel und wählte die darauf angegebene Nummer. Das John's war ein absoluter Touristenmagnet auf dem Times Square, hatte aber auch noch ein paar andere Filialen, und in der an der Ecke York und 63. machten sie die beste Holzofen-Pizza der ganzen Stadt.
    »Ich glaub, Therapie ist nichts für mich«, gestand Baby ihrer Schwester, nachdem Avery die Bestellung aufgegeben hatte. Im hinteren Teil der Zeitschrift waren mehrere Seiten voller seltsamer Inserate von irgendwelchen alternativen Heilern.
    Raus aus dem Grau der Depression! Male Deine Welt mit Wachsmalkreiden wieder bunt! Nein danke. Werden Sie als Ihr Wahres Ich wiedergeboren. Lieber nicht. Ur schreitherapie . Uaaah! Den inneren Ozean finden. Schon eher. Möchten Sie Ihr naturgegebenes Selbst entdecken? , lautete der Text darunter. Das klang nicht ganz so übergeschnappt. Und es war um Längen besser als Dr. Janus' Fixie rung auf ihren angeblichen Ödipuskomplex.
    »Was ist das?«, fragte Avery neugierig. Baby klappte die Zeitschrift hastig zu. Sie wollte Avery nicht erzählen, dass sie allen Ernstes daran dachte, sich auf die Suche nach ihrem inneren Ozean zu begeben.
    »Dann eben nicht.« Avery verlor das Interesse und öffnete die chromglänzende Tür des Ofens, den sie heute zum ersten Mal benutzten.
    »Hey! Backt ihr etwa Kekse?« Owen kam in die Küche gestürmt. Ihr Bruder schien eine Art Radar zu besitzen, das ihn immer unfehlbar dorthin führte, wo es etwas zu essen gab. »Lecker!« Er stibitzte sich drei Kekse direkt vom Blech und schob sich alle auf einmal in den Mund.
    »Wo ist deine Freundin?«, fragte Baby, während sie verstohlen die Seite mit der Innerer-Ozean – Anzeige aus der Zeitschrift riss, sie zusammenfaltete und in die Tasche ihrer Shorts stopfte.
    »Die hatte heute ein … Spiel.« Owen zögerte. Welche Sportart machte Kelsey noch mal? Feldhockey? Tennis? Er erinnerte sich vage daran, dass sie ihm erklärt

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