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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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zusammenzubrechen. Eigentlich hätte er jetzt bei seinen Teamkollegen im Umkleideraum sein sollen, aber er wusste genau, dass er es nicht aushalten würde, Owen zu begegnen. Überhaupt konnte er gerade keine Menschen um sich herum ertragen. Am liebsten hätte er die gesamte restliche Schulzeit bis zur Uni in einem abgedunkelten Raum gelegen und durchgeschlafen.
    Er blinzelte verstört in die grellen Scheinwerfer am Rand des Beckens, neben dem sich die Ersatzschwimmer und ein paar Jungs aus der Mannschaft um Coach Siegel drängten und ihn mit angstgeweiteten Augen anstarrten. Der Coach war auf der Stanford University nicht nur Meisterschwimmer, sondern auch Weltmeister im Feiern und Mädchenklarmachen gewesen und erteilte seinen Schwimmern gern gut gemeinte, aber selten realisierbare Ratschläge. Während des Trainings, und ganz besonders während eines Wettkampfs, war er allerdings knallhart. Und in diesem Augenblick sah er alles andere als gut gelaunt aus. Sein wie aus Stein gemeißeltes Gesicht hatte sich tiefrot verfärbt und er mahlte wütend mit dem Kiefer. Vorsichtig näherte Rhys sich seinem Team.
    »Sterling, es gibt ein Problem!«, knurrte der Coach, sobald er in Hörweite war. Er zog eine Speedo aus einem großen Karton zu seinen Füßen und warf sie Rhys zu. Der streckte halbherzig die Hand aus, um sie aufzufangen, verfehlte sie jedoch, sodass sie auf den nassen Fliesen landete. Als er auf die Badehose hinunterschaute, sprang ihm der aufgestickte Schriftzug »ST. DUDES« entgegen.
    Er schüttelte fassungslos den Kopf. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass er letzte Woche überhaupt daran gedacht hatte, die neuen Badehosen zu bestellen, immerhin hatte er erst kurz davor Kelsey und Owen in flagranti erwischt. Und ja, er war wahrscheinlich ziemlich mit den Nerven am Ende und verwirrt gewesen – aber St. Dudes ? Hätte dem Hersteller oder verdammt noch mal wenigstens der Stickerin nicht auffallen müssen, wie absurd das war? Er vergrub aufstöhnend das Gesicht in den Händen. Vielleicht war es nur ein grauenhafter Albtraum und alles war gut, wenn er das nächste Mal hinschaute?
    Nein, da stand ganz eindeutig St. Dudes .
    »Tut mir echt leid, Coach«, murmelte er zerknirscht. Was hätte er auch sonst sagen sollen?
    Coach Siegel winkte ab. »Ist jetzt nicht mehr zu ändern. Ab in die Umkleide mit euch, Jungs, und dann geht's ans Aufwärmen. Versucht einfach, die ganze Zeit im Wasser zu bleiben, damit niemand eure Höschen sieht. Und wir beide unterhalten uns mal kurz.« Während die anderen murrend abzogen, bedeutete er Rhys, ihm zu folgen.
    Er setzte sich mit ihm in eine ruhige Ecke der blau lackierten Stahltribüne und sah ihn ernst an. »Sterling, mein Freund, so langsam musst du mal wieder in Form kommen!«
    In Rhys' Ohren begann es zu rauschen, als wären sie mit Wasser gefüllt. Er wusste, was jetzt auf ihn zukam: der unvermeidliche »Ein Mannschaftskapitän darf sich keine Schwächen erlauben«-Vortrag. Und das Schlimmste daran war: Er erlaubte sich eine Schwäche nach der anderen. Er schaffte es ja nicht mal mehr, die richtigen Bade hosen zu ordern, verdammte Scheiße!
    »Ich werd uns neue bestellen, Coach. Tut mir leid«, sagte er tonlos und blickte starr auf den Boden. Währenddessen kamen seine Teamkollegen einer nach dem ande ren aus dem Umkleideraum und begannen mit dem Aufwärmtraining. Rhys konnte es nicht mit ansehen, wie Owen ins Becken sprang und so geschmeidig wie eh und je durchs Wasser pflügte, und schirmte die Augen mit der Hand ab.
    »Vergiss doch mal einen Moment lang die Hosen.« Der Coach tätschelte ihm unbeholfen den Rücken. »Ich hab mitbekommen, dass deine Freundin dich abserviert hat. Weißt du was? Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber das ist selbst mir schon passiert.« Er schmunzelte in sich hinein. Rhys nickte und hielt den Blick weiterhin krampfhaft auf den Boden gerichtet. Als würde ihn die Tatsache, dass sein ganzes Leben ein beschissener Trümmerhaufen war, weniger schmerzen, nur weil sein Trainer auch schon mal die Rote Karte gezeigt bekommen hatte.
    »Du darfst dich von so etwas nicht unterkriegen lassen, Junge!« Coach Siegel rammte sich voller Kampfgeist die rechte Faust in die linke Hand. »Du bist der Mannschaftskapitän! Und wenn es dir schlecht geht, geht es auch dem Team schlecht! Wodurch es wiederum mir schlecht geht.« Seine rotbraunen Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. »Von mir aus könnt ihr Jungs machen, was ihr wollt, solange ihr hier eure

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