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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Leistung bringt. Du bist mein Mannschaftskapitän, Rhys, und ich muss mich auf dich verlassen können. Also – gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?«
    »Es ist … ziemlich kompliziert«, murmelte Rhys schließlich. Wenn er Kelseys Namen auch nur aussprach, würde er sofort in Tränen ausbrechen. Und wenn er Owens Namen aussprach, würde er …
    In noch mehr Tränen ausbrechen?
    »Ja, ja, die Liebe ist kompliziert!«, dröhnte der Coach. »Aber du darfst solche düsteren Gedanken auf keinen Fall mit in den Wettkampf nehmen! Ich weiß noch genau, wie ich in der Zehnten auf diese wahnsinnig heiße Volleyballerin abgefahren bin. Sie hieß Sunny und war eine Stufe über mir … meine Herren, war das ein Gerät …«
    »Äh, Coach?«, unterbrach Rhys ihn und warf einen Blick auf die zerkratzte goldene Rolex an seinem Handgelenk. Der Wettkampf ging in fünf Minuten los. »Sollte ich mich nicht lieber davon überzeugen, dass alle startklar sind?«
    »Was?« Coach Siegel kehrte nur widerwillig in die Gegenwart zurück und sprang auf. »Äh, klar. Aber weißt du was? Ich bin wirklich froh, dass wir diese Unterhaltung geführt haben. Wir dürfen uns von den Ladys nicht an den Eiern packen lassen.« Er strich sich nachdenklich übers Kinn. »Also so gefühlsmäßig, meine ich.«
    Rhys nickte benommen und spielte mit dem Reißverschluss an seiner Sporttasche.
    »Na los, geh dich aufwärmen. Und vergiss nicht, dass wir das Ding heute gewinnen wollen, Sterling.« Der Coach schlug ihm auf den Rücken. »Das wird ein harter Kampf, aber ich verlass mich drauf, dass du und Carlyle die hundert Meter Freistil einsackt, verstanden?«
    In diesem Moment blies der Schiedsrichter am Kopfende der Schwimmbahn in seine Trillerpfeife und verkündete damit das Ende der Aufwärmphase. Rhys schleppte sich in den Umkleidraum. Er war sich nicht sicher, ob er heute auch nur einen einzigen Schwimmzug hinbekommen würde.
    »Kannst du mir mal verraten, was der Scheiß soll?« Ken Williams rempelte Rhys hart an, als er an ihm vorbeilief. Er erinnerte eher an einen Footballer als an einen Langstreckenschwimmer, und es war ein offenes Geheimnis, dass seine Eltern ihn immer noch jeden Sommer in ein Abnehm-Camp für dicke Kinder schickten. Sein blasser Bauch quoll über den Rand seiner Speedo. Kein schöner Anblick. »St. Dudes , hallo? Wie sieht das denn aus? So krieg ich ja nie eine ab!«
    »Tut mir leid, Mann.« Rhys ging einfach weiter, während seine Gedanken immer wieder zu Kelsey und Owen zurückwanderten, wie sie vorhin vor dem YMCA quasi übereinander hergefallen waren. Wenn sie sich schon in aller Öffentlichkeit so nah kamen, wollte er gar nicht wissen, was sie hinter verschlossenen Türen trieben …
    Nämlich Dinge, die er und Kelsey in den drei Jahren, die sie zusammen gewesen waren, nie getrieben hatten.
    Bis Rhys sich wieder einigermaßen gesammelt, umgezogen und zurück in die Schwimmhalle geschlichen hatte, war der Wettkampf bereits in vollem Gang. Auf der Tribüne feuerten die Fans der Orioles – Schüler einer Privatschule auf Long Island – ihre Mannschaft an.
    »Sterling!« Coach Siegel packte ihn von hinten an der Schulter. »Wir liegen hinten und du treibst dich stundenlang in der Umkleidekabine rum! Carlyle und du, ihr müsst das Ding jetzt reißen. Ab ins Wasser mit dir, und zwar dalli«, fauchte er, als hätte ihr vertrauliches Gespräch von Mann zu Mann nie stattgefunden.
    Rhys stieg auf den Startblock und versuchte sich auf die hundert Meter Freistil vorzubereiten – seine Paradedis ziplin. Er sah, wie Owen konzentriert Schultern und Kopf kreisen ließ, um die Muskeln zu lockern.
    »Auf die Plätze …«, rief der am Beckenrand stehende Schiedsrichter, und Rhys beugte den Oberkörper vor und nahm die Startposition ein. »Fertig …« Das Startzeichen ertönte und er sprang kopfüber ins Wasser. Als er wieder auftauchte, wusste er sofort, dass nichts rundlief. Seine Arme waren schwer wie Blei, und das Einzige, worauf er sich konzentrieren konnte, war Owen, der vor ihm lag. Rhys drosch sich verbissen durchs Wasser, aber spätestens bei der Roll-wende wusste er, dass es vergeblich war. Owen würde gewinnen. So wie er Kelsey gewonnen hatte. So wie er über Rhys' ganzes gottverdammtes Leben gewonnen hatte.
    Rhys legte die letzten paar Meter bis zum Ziel ganz gemächlich zurück und beobachtete ungerührt, wie ein Orioles-Schwimmer nach dem anderen den Beckenrand erreichte, während er selbst auf den letzten Platz

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