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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Damen dort sein.« Sie nickte bedächtig und dachte dabei zweifellos an die weit verzweigten Äste ihres Familienstammbaums.
    Ähm, ab dem wievielten Grad spricht man eigentlich nicht mehr von Inzest?
    In Wirklichkeit stammte Lady Sterling trotz ihres perfekten britischen Akzents aus Greenwich, Connecticut , und nicht Greenwich, Großbritannien, aber diese Tatsache hatte offenbar jeder in ihrem Umfeld, einschließlich einiger ihrer entfernteren Cousins und Cousinen, vergessen. Die meisten glaubten, es sei Lady Sterling – und nicht ihr Mann, der schlanke, bescheidene Lord Algernon Sterling –, die in direkter Linie mit dem britischen Königshaus verwandt war. »Deine Cousine Jemimah müsste jetzt fünfzehn oder sechzehn sein. Soweit ich gehört habe, trägt sie seit Kurzem keine Zahnspange mehr, ich bin mir sicher, dass sie ganz zauberhaft aussieht«, säuselte sie weiter.
    »Wie bitte?« Rhys warf ihr einen angewiderten Blick zu. Welche Mutter schlägt ihrem Sohn denn bitte vor, mit der eigenen Cousine rumzumachen? »Und woher weißt du das mit Kelsey überhaupt?« Er hatte ihr kein Wort davon erzählt – und zwar aus exakt diesem Grund.
    »Sie hat mich angerufen und mir alles erzählt. Aber was wäre die Liebe ohne Dramen? Ohne Intrigen? Ohne Rivalität? Ich verstehe, dass das eine sehr harte Zeit für dich ist, Rhys.« Lady Sterling strahlte, als sie zum Fenster ging und die Vorhänge zur Seite zog. »Aber du musst jetzt um Kelsey kämpfen, Liebling, und ich werde dir dabei helfen. Als Erstes werden wir gemeinsam einen Schlachtplan entwerfen.«
    Rhys vergrub den Kopf in den Händen und seufzte. Kelsey schlief also nicht nur mit seinem ehemals besten Freund, sondern war jetzt auch noch die neue Busenfreundin seiner Mutter?
    Lady Sterling setzte sich auf Rhys' Bett und hob sein Englischheft vom Boden auf. »Sollen wir gleich mal ein paar Ideen sammeln?«, fragte sie erwartungsvoll und schlug eine leere Seite auf.
    Rhys hatte auf einmal das Gefühl, als würde sein riesiges Zimmer zu einer winzigen Kammer schrumpfen, und alles darin – von den gerahmten Fotos an den Wänden (er und Kelsey küssend im Central Park) bis hin zu dem Haufen verstaubter Wettkampfmedaillen in seinen Regalen – sei nur dazu da, um ihn an sein früheres glückliches Selbst zu erinnern. Wer war er jetzt? Er hatte keine Ahnung.
    »Ich geh lieber … eine Runde spazieren«, murmelte er, schob sich sein schwarzes Lacroix-Portemonnaie in die Hosentasche und schnappte sich seinen iPod. Beziehungstipps von seiner Mutter waren das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
    »Sehr gut. Ein strammer Spaziergang kurbelt den Kreislauf an.« Lady Sterling stand auf und ging auf die Tür zu. Dabei nickte sie bekräftigend, als wäre der Spaziergang ihre Idee gewesen. »Möchtest du, dass ich mitkomme? Das könnte eine wunderbare Auftaktszene für die nächste Sendung sein. ›Wie man es schafft, an einer zerbrochenen Beziehung nicht zu zerbrechen‹. Ich könnte David anrufen und versuchen, die Crew zusammenzutrommeln.«
    »Nein danke«, winkte Rhys ab. Sein Leben war schon erbärmlich genug, er musste es sich nicht auch noch im Fernsehen anschauen.
    Als er auf der Straße stand, hatte er das Gefühl, endlich wieder durchatmen zu können. Er bog ab und ging die Madison Avenue hinunter. Normalerweise hätte er die Fifth genommen – der direkteste Weg zum Park –, aber er wollte auf keinen Fall riskieren, Kelsey in die Arme zu laufen, die Ecke 77. und Fifth wohnte.
    Rhys schob die Hände in die Taschen seiner Hose. Es war unübersehbar Herbst geworden. Letztes Jahr hatten Kelsey und er stundenlange Spaziergänge unternommen, waren den Blättern nachgejagt, die von den Bäumen am Straßenrand fielen, und hatten zwischendurch in kleinen Cafés Halt gemacht, Cappuccino getrunken und Blätterteigtaschen gegessen. Kelsey war immer so spontan und voller Ideen gewesen. Er versuchte, sich ein Leben ohne sie vorzustellen. Kein Schwimmen mehr. Keine Kelsey mehr. Was würde er in Zukunft den ganzen Tag tun?
    Oh bitte. Wir sind in Manhattan. Hier gibt es immer irgendwas, das man – oder mit dem man es – tun kann!
    Im östlichen Teil des Parks angekommen, setzte er sich am Rand einer Wiese, auf der ein paar Typen Hacky Sack spielten, auf eine Bank. Hier hatten er und Kelsey im Sommer oft gepicknickt. Den Rest des Nachmittags hatte sie dann immer auf dem Bauch gelegen und Henry James gelesen oder gezeichnet. Obwohl er meistens den »Ulysses« oder »Söhne und

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