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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Liebhaber« oder irgendeinen anderen dicken Wälzer mitgeschleppt hatte, um Kelsey zu beeindrucken, hatte er den Großteil der Zeit damit verbracht, sie anzusehen und ab und zu mit einer Strähne ihrer honigblonden Haare zu spielen.
    Rhys schaute den Jungs dabei zu, wie sie selbstvergessen in der Nachmittagssonne den Hacky Sack durch die Luft kickten. Was fanden sie bloß daran? Wo lag bei diesem Spiel der Reiz? Hacky Sack war total öde. Das war keine Sportart, sondern eine Alibi-Freizeitbeschäftigung für Kiffer, denen die Konzentrationsfähigkeit und die Muskeln für einen echten Sport fehlten. Andererseits sahen sie so … glücklich aus. Rhys wusste, dass er nie glücklich aussah, wenn er schwamm. Er sah nur angestrengt und verbissen aus.
    Plötzlich zogen sich die Jungs wie auf ein geheimes Stichwort hin in den Schutz einer großen Eiche zurück, und Rhys beobachtete, wie einer von ihnen eine lange Ziga rette aus der Tasche zog, sie anzündete, einen tiefen Zug nahm und dann an die anderen weiterreichte. Sie kifften ganz offensichtlich, aber niemand um sie herum schien sich dafür zu interessieren. Nach einer Weile kehrten sie auf die Wiese zurück, und ein paar von ihnen fingen wieder an, Hacky Sack zu spielen, die anderen streckten sich im Gras aus und schauten in den Himmel.
    Rhys rutschte verstohlen von seiner Bank und legte sich ebenfalls ins Gras. Er kam sich dabei zwar irgendwie schwul vor, aber er wollte unbedingt sehen, was die Kiffer da oben sahen . Der Himmel war von einem wunderschönen Kobaltblau, aber genau über ihm klebte eine große graufleckige Wolke. War ja klar.
    Er stand auf und klopfte sich ein paar Grashalme vom Hintern seiner Hugo-Boss-Hose, als etwas auf ihn zuschwirrte und ihn am Kopf traf.
    »Autsch!« Er rieb sich die Stelle, an der ihn der Hacky Sack getroffen hatte. Vor lauter Herzschmerz hatte er schon beinahe vergessen, wie sich echter körperlicher Schmerz anfühlte.
    »Hey, tut mir leid, Mann!«, entschuldigte sich einer der Kiffer. »Wirfst du ihn mir zurück?« Er streckte fangbereit die Hand aus. Rhys hob achselzuckend den komischen kleinen Hanfball auf, warf ihn in die Luft und kickte ihn mit der Innenseite seines nur in limitierter Auflage hergestellten John-Varvato-Converse-Sneakers zu dem Typen zurück. Der Hacky Sack beschrieb einen schlingernden Bogen – und Rhys verlor das Gleichgewicht und landete hart auf dem Rücken.
    Er blinzelte in den Himmel, sah die gleiche unheilbringende Wolke über sich wie vorher und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Vorsichtig richtete er sich in eine sitzende Position auf. Zum Glück schien er sich nichts gebrochen zu haben, obwohl … dann hätte er wenigstens im Krankenhaus liegen und sich scheiße fühlen können, ohne dass ihn irgendjemand dafür verurteilt hätte.
    »Hey, Mann, bist du okay? Alter, das war echt der mieseste Hacky-Sack-Wipeout, den ich je gesehen hab.«
    Rhys blinzelte erneut. Über ihm stand ein Typ in Birkenstock-Schlappen und schaute stirnrunzelnd auf ihn herunter. Er trug ein eng anliegendes gelbes T-Shirt, auf dem ein bluttropfendes Messer und der Spruch » ICH HATTE EINE MÖRDERISCH GUTE ZEIT IN WASHINGTON « aufgedruckt waren. Seine schmutzigbraunen Haare waren zu völlig verfilzten Dreadlocks gezwirbelt und in seinem rechten Nasenloch steckte ein silberner kleiner Ring, der in der Sonne glitzerte.
    »Geht schon, danke«, knurrte Rhys gereizt. Er spürte, wie er rot wurde. Der verkackte Hacky-Sack-Schuss war nur ein weiterer Beweis dafür, dass er nichts, aber auch gar nichts auf die Reihe kriegte. Er rappelte sich mühsam auf und murmelte ein »Man sieht sich«, woraufhin ihm der Typ freundschaftlich die Hand zum Abklatschen hinstreckte, die er, natürlich, knapp verfehlte. Falls es einen »Dämlichste Dumpfbacke des Jahres«-Preis gab, würde er auf der Nominiertenliste garantiert ganz oben stehen.
    »Entspann dich, Bruder!«, rief der Typ ihm hinterher, als er Richtung Parkausgang schlurfte.
    Rhys hob kurz die Hand, ohne sich umzudrehen, und rieb sich dann über die immer noch schmerzende Stelle am Kopf. Vielleicht würde er es in seinem schwerverletzten Zustand gerade noch bis zur 77. Straße schaffen, bevor er unter dem grünen Baldachin vor dem Eingang des Apartmenthauses, in dem Kelsey wohnte, zusammenbrach. Wenn sie dann nach Hause kam, würde sie ihn dort finden, ihn mit nach oben nehmen, aufopferungsvoll wieder gesund pflegen und diesen verfickten Owen Carlyle auf der Stelle

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