Nimm doch einfach mich
gut.« J.P. lächelte glücklich und hielt sofort ein Taxi an, als hätte er die ganze Zeit nichts anderes gewollt. Vielleicht war es ja auch genau so?
Jack seufzte leise. Sie hätte nicht Nein gesagt, wenn J.P. ihr vorgeschlagen hätte, in der Rose Bar etwas zu trinken oder im Balthazar zu essen. Aber sie wusste, dass er es nicht tun würde. Erst diese Woche war ihr klar geworden, was für ein Stubenhocker J.P. war. Vielleicht war er schon immer so gewesen, und sie hatte es nur deswegen nicht gemerkt, weil sie nicht zusammengewohnt hatten.
Im Taxi Richtung Downtown bekam sie plötzlich einen klaustrophobischen Anfall. Genevieve, Sarah Jane und Jiffy machten sich wahrscheinlich in exakt diesem Moment fertig, um auszugehen. Wahrscheinlich würden sie erst Cocktails trinken, dann irgendwo schick essen, danach in einer Bar noch mehr Cocktails trinken und zu guter Letzt in irgendeinem angesagten Club gepflegt versacken. Und sie konnten nach Hause gehen, wann immer sie wollten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ein widerlicher kleiner Köter in ihr Öko-Bambusbett gepinkelt hatte.
Andererseits konnten sie natürlich nur deshalb tun und lassen, was sie wollten, weil sie Singles waren. Ein Schicksal, das Jack auf keinen Fall mit ihnen teilen wollte. Im Übri gen würden sie und J.P. mit all der feien Zeit, die sie nach der Party am Freitag haben würden, definitiv etwas Sinnvolles anzustellen wissen.
Jawoll! Das ist die richtige Einstellung!
dienst ist dienst un d schnaps ist schnap s
»Name?«, fragte der stämmige Türsteher, als Avery am Mittwochabend auf den verglasten Eingang des Thom zuging – der Bar, in der sie mit James verabredet war, um über die Jack-Laurent-Story zu sprechen.
»Avery Carlyle«, sagte sie selbstbewusst, obwohl ihr Herz wie wild klopfte. Sie stand kurz vor ihrem Durchbruch und war fest entschlossen, sich ihren beruflichen Erfolg von nichts und niemandem vermasseln zu lassen. Ihre erste Woche bei der Metropolitan war zwar beschissen gelaufen, und jetzt würde sie ausgerechnet an einem Artikel über ihre Erzfeindin mitarbeiten müssen, aber ihr Kollege war ein einflussreicher Journalist, der sie ernst nahm – und der offensichtlich kein Problem damit hatte, mit einer Praktikantin etwas trinken zu gehen. Um seriös und intelligent und gleichzeitig sexy auszusehen, hatte sie ein Kleid mit Rückenausschnitt von The Row angezogen, zu dem sie graue Wildleder-Ankleboots trug; ihre Haare hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen.
»Ihre Verabredung wartet bereits auf Sie«, sagte der Türsteher und ließ seinen Blick anerkennend über ihre Figur gleiten.
»Danke.« Avery trat würdevoll durch die Tür und stieg die enge, von Kerzen beleuchtete schwarze Wendeltreppe hinunter. Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich hier war. Das Thom war eine ultra-exklusive Restaurant-Bar mit edler Speisekarte auf der Thompson Street im West Village, die dem Medienmogul und Milliardär Towson Wexler gehörte. Hier kamen nur hand verlesene Gäste rein – wer im Thom etwas trinken wollte, musste die Reservierung über Towson Wexlers persönliche Assistentin vornehmen. Dafür konnten die Gäste aber auch darauf zählen, den Abend in absolut geschützter Privatsphäre zu verbringen, denn Kameras und internetfähige Handys waren in der Bar streng verboten.
»Aviary!«
James winkte ihr von einer niedrigen schwarzen Lederbank in einer Ecke aus zu. Avery lächelte strahlend, und es machte ihr noch nicht einmal etwas aus, dass sein schottischer Akzent ihren Namen wie das englische Wort für einen großen Vogelkäfig klingen ließ.
Alles ist besser als »Praktikantin!« .
James trug zu seinem Nadelstreifenanzug von Hickey Freeman eine Krawatte mit Paisley-Muster, trotzdem ließ ihn diese Kombination nicht total schwul aussehen, sondern betonte seinen leichten Drei-Tage-Bart und verlieh ihm eine gewisse europäische Eleganz.
»Hi, James.« Avery setzte sich neben ihn.
»Was möchten Sie trinken?«, fragte er und winkte gleichzeitig einer Kellnerin.
»Einen Wodka-Gimlet bitte«, trug sie der blonden Kellnerin selbstbewusst auf, die nickte und wieder davonglitt. Ihre Großmutter hatte immer Wodka-Gimlet bestellt – einen Drink, der für Avery seither ein Synonym für Raffinesse und Glamour war.
»Wodka-Gimlet. Man erkennt sofort, dass Sie Tickys Praktikantin sind.« James grinste und nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas. Avery wunderte sich, dass er keinen Alkohol bestellt hatte. Seltsam.
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