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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ab, der wahrscheinlich einmal Owen gehört hatte. Zuletzt schnallte sie noch einen Gürtel um, schlüpfte in ein Paar Chucks und rannte zur Tür hinaus.
    Als sie durch den Park lief, staunte sie darüber, wie belebt die Stadt so frühmorgens schon war. Auf den Gehwegen tummelten sich Eltern, die Buggys schoben, Fangen spielende, kreischende Kinder und händchenhaltende Pärchen, die an ihrem Unterwegskaffee nippten. Früher hatte so viel Betriebsamkeit Fluchtgedanken in ihr ausgelöst, jetzt färbte die gute Laune der anderen auf sie ab. Sie fühlte sich, als wäre sie ein Teil der flirrenden Energie der Stadt.
    Als sie das Haus in der Upper West Side erreicht hatte, in dem Sydney wohnte, klingelte sie wild, stürmte durch die Tür, nachdem aufgedrückt worden war, und raste, statt den Aufzug zu nehmen, zu Fuß die Treppe hoch.
    »Baby! Immer rein in die gute Stube!« Lynn ließ sie eintreten und führte sie ins Wohnzimmer, wo eine Gruppe Frauen auf dem abgewetzten blauen Samtsofa und auf den weinroten Sitzkissen am Boden saß. Sphärische Musik wehte durch den Raum und jede der Frauen hatte ein Skizzenbuch auf den Knien und zeichnete.
    »Ich hab gerade eine Gruppensitzung. Hast du Lust, Menschen mit Problemen zuzuschauen?«, fragte Lynn leise. Baby warf einen Blick auf die Zeichnungen. Eines der Bilder zeigte eine Elefantenherde, die in der Mitte eines Ladens stand, der wie Barneys aussah. Sie wollte noch nicht einmal darüber nachdenken, was die Symbolik dieser Zeichnung bedeutete.
    »Wir machen heute eine kleine Maltherapie. Ist gerade der letzte Schrei. Totaler Bullshit, wenn du mich fragst. Aber dieser Bullshit bezahlt meine Rechnungen, also sollte ich die Klappe halten und froh sein.« Lynn zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Und davon abgesehen – wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen hilft, dann hilft es ihnen auch. Das ist eigentlich auch schon das ganze Geheimnis.«
    »Ich will gar nicht lange stören, sondern wollte mich nur …«
    »Bedanken?«, unterbrach Lynn sie. »Aber Liebes, ich hab doch gar nichts gemacht! Ich hab dich bloß daran erinnert, dass es dir im Grunde verdammt gut geht«, sagte sie. »Also …? Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun?«
    »Ehrlich gesagt …« Baby wühlte in ihrer limettengrünen Kuriertasche nach dem Therapieformular. Nach den Pleiten mit den ersten beiden Therapeutinnen fehlten ihr immer noch achtzehn Stunden. »Wenn ich an der Schule bleiben will, muss ich insge samt zwanzig Stunden Therapie machen, und ich hab erst zwei. Könnten Sie mir vielleicht jemanden empfehlen … oder könnte ich vielleicht sogar weiter zu Ihnen kommen?«, fragte sie schüchtern. Was wenn Lynn Nein sagte? »Natürlich würde ich Sie ganz normal bezahlen!«, fügte sie hinzu.
    »Unsinn.« Lynn schüttelte entschieden den Kopf. »Her mit dem Formular!« Sie zog einen Stift aus einem angeschlagenen Kaffeepott und setzte schwungvoll ihre Unterschrift unter das Papier. »Betrachte dich selbst als genauso perfekt neurotisch wie den Rest von uns!«
    »Danke schön!«, rief Baby fassungslos. Wow, sie war erlöst! Mit einem Mal fühlte sie sich so leicht wie schon lange nicht mehr.
    »Jederzeit, Liebes. Sydney verkriecht sich in ihrem Zimmer. Warum zieht ihr beiden nicht los und macht ein bisschen die Stadt unsicher?«, meinte Lynn und tätschelte Babys Arm. »Und jetzt ab mit dir und lass mich hier meinen Zauber wirken!« Sie schob Baby den Flur entlang und brachte sie bis zu Sydneys Zimmer.
    Baby klopfte an die Tür.
    »Komm rein!« Sydney lag auf einer Patchwork-Decke auf ihrem Bett, hörte Musik über ihren iPod und starrte an die Decke. Sie hatte einen winzigen grünen Kordrock und ein schwarzes T-Shirt an, auf dem »DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH – ODER FINDET GAR NICHT STATT« stand.
    »Ich bin geheilt!«, verkündete Baby und tanzte aufgekratzt durch das Zimmer.
    »Na endlich! Du hast ja keine Ahnung, wie langweilig du in letzter Zeit gewesen bist.« Sydney schüttelte den Kopf. »Ich treff mich gleich mit Webber und seinen Mitbewohnern. Wir machen heute mal wieder einen Flashmob. Diesmal treffen wir uns in der U-Bahn, wo wir dann alle gleichzeitig unsere Hosen ausziehen. So eine Art Herbsttradition. Hast du Lust, mitzukommen?« Sie grinste vielsagend.
    »Klar!«, rief Baby.
    Sie flirtete gern mit Jungs, war abenteuerlustig und flatterte von einem Spaß zum nächsten – und wenn schon? Das war sie . Die echte Baby war zurück.
    Jungs, bitte hinten anstellen!

wiedervereinigung
    Owen

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