Nimm mich
wäre beinahe gestolpert.
Über seine Blässe und Desorientierung besorgt half ihm Jessie ins Bett. Nachdem sie ihn ausgezogen und zugedeckt hatte, suchte sie in seinem Telefonbuch nach der Nummer seines Arztes.
„Joshua?“ Jessie setzte sich auf die Bettkante. Er war bereits in einen ruhelosen Schlaf gefallen. „Ich brauche die Telefonnummer deines Arztes. Wie heißt er?“
„Ich bin nie krank.“
„Es gibt immer ein erstes Mal“, entgegnete Jessie. Sie legte eine kühle Hand auf seine heiße Wange. „Wie ist der Name deines Arztes, Joshua?“
Er hustete, sein fieberheißer Kopf rollte auf dem Kissen hin und her. „Jessie?“
„Ich bin da.“
„Jessica. Jessie. Jess“, sagte er sanft und vergrub sein Gesicht im Kissen.
„Ja, das bin ich.“ Jessie ging ins Ankleidezimmer und rief ihren eigenen Arzt an.
Joshua murmelte ihren Namen und wälzte sich hin und her.
Als der Arzt ankam, hatte er bereits vierzig Grad Fieber. Jessie kühlte sein Gesicht mit feuchten Tüchern und tröpfelte etwas Wasser auf seine trockenen Lippen. Er weigerte sich zu trinken und Hustensaft zu schlucken; wie ein störrisches Kind sagte er immer wieder, dass er nur schlafen wolle. Ihr Herz zog sich zusammen. Wer hatte sich früher um ihn gekümmert? Eine Kinderschwester? Hatte diese Frau ihn geliebt oder einfach nur ihren Job gemacht?
Jessie pflegte ihn mit zärtlicher Hingabe. Das eine Mal war ihm heiß, dann wieder zitterte er vor Kälte. Er wehrte sich gegen die kalten, nassen Handtücher, mit denen sie seinen Körper abrieb. Als sie ihn endlich dazu gebracht hatte, Aspirin zu schlucken, war sie selbst schweißgebadet. Danach ließ sie ihn schlafen.
Am nächsten Tag war das Fieber gesunken, und er hatte einfach schlechte Laune. Jessie ließ sich nicht entmutigen. Sie zwang ihn zu trinken und seine Medikamente zu nehmen. „Schlaf“, sagte sie und streichelte sein Haar. Er legte widerspruchslos seinen Kopf an ihre Schulter.
Sie ließ ihn nicht eine Sekunde alleine. Abwechselnd redete sie ihm gut zu oder schimpfte ihn aus, zwischendurch nickte sie neben ihm ein. Er war nicht leicht zu handhaben, und noch schwieriger wurde es, als er sich wieder auf dem Weg der Besserung befand.
Nach fünf Tagen war er der Meinung, dass es ihm nun gut genug ginge, um ein paar Telefonate zu führen. Jessie verfrachtete das Telefon ins Erdgeschoss, und da er noch zu schwach war, um die Treppe hinunterzugehen, tobte er stundenlang vor Wut, bis er völlig erschöpft einschlief und erst am nächsten Morgen um acht mit einem leisen Seufzen wieder aufwachte. In diesen Momenten, wenn er noch ganz weich und verletzlich und anschmiegsam war, liebte sie ihn am meisten.
Sie legte eine Hand an seine Stirn und stellte fest, dass sie nicht mehr heiß war. Gott sei Dank. Obwohl er schon am Tag zuvor hätte aufstehen können, hatte sie ihn überredet, noch im Bett zu bleiben. Sie zog ihn damit auf, dass er viel zu schwach sei, sich gegen sie zu wehren.
Sie schlüpfte aus dem Bett, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, zog eine dünne blaue Pyjamahose und ein bequemes weißes T-Shirt an und lief in die Küche. Als Joshua hereinkam, hatte sie bereits Kaffee aufgestellt und schlug einige Eier auf.
„Wo ist die Köchin, Mrs. Godfrey?“, fragte er.
„Sie ist mit ihren Enkelkindern im Park.“
„Hm.“ Er küsste sie in den Nacken.
Jessie drehte sich um. Er war geduscht und rasiert und trug Jeans und ein dunkelrotes T-Shirt. „Du siehst ganz schön gut aus.“ Sie hielt ihn eine Armlänge von sich entfernt und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. „Großartiger Hintern.“
„Du siehst mich von vorne, Jess.“ Joshua verzog die Lippen.
„Glaub mir, das weiß ich.“ Sie grinste zu ihm hoch und fasste mechanisch nach seiner Stirn. Sie war kühl. Zufrieden wandte sie sich wieder zum Herd. „Rühreier oder Omelette?“
„Rühreier.“ Er zog an ihrem weiten Ausschnitt und biss ihr zart in die Schulter.
Sie füllte die geschlagenen Eier in die Pfanne. Dabei fiel ihr ein Kamm aus dem Haar. Joshua bückte sich und hob ihn auf. „Ich weiß gar nicht, warum du überhaupt versuchst, dein Haar zu bändigen, Darling. Es scheint seinen eigenen Willen zu haben.“
Mit einer Hand hob sie ihr Haar hoch und versuchte, den Kamm wieder in die dicken Locken zu stecken. Joshua lächelte, kleine Fältchen bildeten sich um seine Augen. „Das nützt überhaupt nichts. Es wird nicht halten.“
„Ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich muss wie eine Wilde
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