Nimm mich
tastete er nach dem Wecker und stellte ihn ab.
Er hatte nicht genug Schlaf bekommen. Offenbar wurde er langsam alt. Das Reisen hatte ihn nie so angestrengt wie jetzt, so langsam fand er es auch nicht mehr so spannend. Er rief Angela zu sich und erstellte eine Liste von Mitarbeitern, die künftig solche Termine wahrnehmen konnten.
Himmel, gestern Nacht wäre er beinahe zu müde gewesen, um mit Jessie zu schlafen. Nicht, dass sie selbst sonderlich munter gewesen war. Er grinste. Als er morgens aufgestanden war, hatte sie ihr Gesicht tief in die Kissen vergraben. Er hatte ihren nackten Rücken gestreichelt, ihren runden Po, aber kein Muskel hatte sich gerührt. In der Vergangenheit hatte er sich zu viele Morgenstunden entgehen lassen, in denen sie vielleicht nicht so fest geschlafen hätte. Und er wollte diese Stunden, verdammt. Er würde diesen blöden Wecker so bald wie möglich wegschmeißen.
Er griff zum Telefon. „Angie, rufen Sie Felix an, und dann sagen Sie bitte Craig aus der Werbeabteilung, dass er in mein Büro kommen soll. Nein, ich warte. Danke. Felix? Du musst sofort herausfinden, wo Vera sich herumtreibt. Ich will die Scheidung.“
Jessie sprang auf, als sie hörte, wie der Rolls Royce die Auffahrt hinauffuhr. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen, weil sie zu schnell aufgestanden war. Eilig zog sie die mit Erde verkrusteten Handschuhe aus. Joshua war gegangen, bevor sie aufwachte. Sie hatte ihren ersten gemeinsamen Morgen einfach verschlafen.
Sie warf die Handschuhe weg und öffnete die hintere Wagentür. „Du bist aber früh zu Hause“, sagte sie glücklich, als er seine langen Beine aus dem Auto schwang. „Hallo, Barlow“, rief sie über den Sitz. Der Chauffeur lächelte in den Rückspiegel und tippte sich an die Kappe, dann fuhr er zu den Garagen hinter dem Haus.
Jessie hakte sich bei Joshua unter, gemeinsam gingen sie ins Haus. Er stellte seine Aktentasche ab, drehte sich um und musterte sie lächelnd. „Ich habe sieben Gärtner“, erklärte er, zog ein Taschentuch hervor und wischte ihre Wange sauber. „Warum wühlst du schon wieder im Dreck herum?“
„Ich gehe rauf und dusche schnell“, beeilte sich Jessie zu sagen.
„Ich wollte dich nicht kritisieren, Jess. Du kannst tun und lassen, was du willst.“ Joshua nieste. „Verdammt.“ Er ging ins Wohnzimmer, warf sich aufs Sofa, schob sich eines der neuen Kissen unter den Kopf und legte die Beine hoch. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. „Das Haus sieht toll aus. Das hast du fantastisch gemacht, Jessie. Wenn ich etwas weniger müde bin, musst du mir alles genau zeigen. Aber bis dahin leg dich zu mir und erzähl mir, was du heute alles gepflanzt hast.“
„Oje, ich bin aber schmutzig und verschwitzt.“ Jessie kräuselte die Nase.
Joshua lachte heiser. „Ich mag es, wenn du verschwitzt bist. Komm her. Ich bin viel zu kaputt, um dich die Treppe hinaufzujagen.“
Er sah wirklich müde aus. Sein Gesicht war blasser als sonst. Jessie legte sich zu ihm, ließ ihren Kopf auf seiner Brust ruhen und lauschte dem gleichmäßigen Schlagen seines Herzens.
Sie hatte Angst, genauer darüber nachzudenken, warum Joshua den Wecker abgestellt hatte und früher als sonst nach Hause kam. Sie wollte in sein Verhalten nichts hineininterpretieren und sich nicht zu sehr darüber freuen. Er war einfach hundemüde – das merkte sie daran, wie er sie in seinen Armen hielt. Ganz offensichtlich wollte er sie lieber bei sich haben, als mit ihr zu schlafen. Sie streichelte sein Gesicht.
Sein Kinn war stoppelig, offenbar hatte er sich im Büro nicht rasiert. Normalerweise rasierte er sich zweimal am Tag. Seine Haut unter ihren Händen fühlte sich trocken und heiß an.
„Geht’s dir gut?“ Sie hob den Kopf von seiner Brust, um ihn anzusehen.
Er hatte die Augen geschlossen, streichelte aber sanft ihren Rücken. „Müde“, seufzte er. „Wahnsinnig müde.“
Doch er war nicht nur müde. Jessie entdeckte auf seinen Wangen zwei rote Flecken.
Vorsichtig stieg sie vom Sofa. „Komm nach oben, Joshua. Du gehörst ins Bett.“
Er öffnete die Augen. „Ich glaube nicht, dass ich im Moment in der Verfassung bin, Darling“, murmelte er. „Vielleicht später.“
Sie lachte leise. „Nein, mein Junge, für dich gibt’s heute keinen Sex.“ Jessie schob die Arme unter seinen Rücken und half ihm aufzustehen. „Schaffst du es alleine die Treppe rauf, oder soll ich Barlow rufen?“
„Schaffe ich.“ Joshua lehnte sich schwer auf Jessies Arm und
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