Nimm mich
um sein neu eingerichtetes Haus vorzuzeigen.“
„Ja“, sagte Conrad trocken. „Sehr süß.“
„Nun, das ist es auch.“
„Er ist stolz auf deine Arbeit“, betonte Archie. „Du wirst auch immer besser, Jess.“
„Danke, nett, dass du das sagst.“ Sie leckte sich Schokolade vom Daumen. Die beiden Männer versanken in bedeutungsvolles Schweigen. Jessie seufzte. „Ich habe eine gute Nachricht und eine … andere.“
„Zuerst die gute.“ Conrad schlug die Beine übereinander und nahm sich einen Keks, den er eigentlich gar nicht wollte.
„Die gute Nachricht ist: Ich freue mich, dass ihr mein Talent lobt, denn ich werde wieder Vollzeit arbeiten. Bald.“ Das kam ziemlich kleinlaut, aber das Schlimmste hatte sie ja schließlich noch vor sich. Sie hatte das Gefühl, auf der Anklagebank zu sitzen, so wie die beiden sie wortlos anstarrten.
„Und?“, drängelte Archie, als sie nicht weitersprach.
„Die andere Nachricht ist – ich bin schwanger.“ Jessie blickte von einem zum anderen. „Und ich will jetzt nicht hören, dass ihr das gleich gesagt habt“, fügte sie warnend hinzu.
„Ich dachte, dass du angefangen hast, zu verhüten.“
Jessie zog ein Gesicht. „In den letzten Monaten zumindest meistens , ja.“
„Der Trick ist, dass man es immer tut“, verkündete Conrad.
„Manchmal blieb einfach keine Zeit .“
„Also bitte!“ Conrad verdrehte die Augen.
„Kann passieren.“ Archie tätschelte ihre Hand. Sie lächelte ihn an.
„Du hältst das also für keine schlechte Nachricht.“ Conrad stützte sich auf die Ellbogen und blickte finster vor sich hin.
„Nein.“ Jessie nahm sich noch einen Keks.
„Warum hast du dann an deinen Nägeln gekaut?“
„Heute Abend werde ich Joshua alles sagen.“
„ Alles ?“ Archie zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Alles.“ Jessie stand auf und stellte sich ans Fenster. In der Abenddämmerung sah der Garten dunkel und traurig aus. Die meisten Bäume waren kahl. Sie durfte nie vergessen, dass nach dem Winter der Frühling kam. Egal was sonst geschah. „O Gott. Was für ein Durcheinander. Ich freue mich wegen des Babys. Bin begeistert. Überglücklich. Aber ich habe Angst vor Joshuas Reaktion.“
„Das klingt ein wenig nach dem Dieb, dem plötzlich, nachdem er erwischt wurde, alles leidtut.“
„Ich bin nicht erwischt worden.“ Jessie kaute an einem Daumennagel. „Ich dachte wirklich, ich könnte damit locker umgehen, aber ihr habt recht gehabt.“ Jessie lehnte sich ans Fensterbrett und fröstelte. Zwar trug sie den dicken, rosa Morgenmantel, aber sie stand barfuß auf dem kalten Linoleumboden.
„Ich hätte von Anfang an ehrlich sein müssen. Ich dachte, dass ich schneller schwanger werden würde. So hatte ich das jedenfalls nicht geplant.“ Es bereitete ihr einige Schwierigkeiten, den Kloß im Hals runterzuschlucken, dann sprach sie das aus, was die beiden sowieso schon geahnt hatten: „Ich habe mich nur noch mehr in Joshua verliebt.“ Sie seufzte. „Jedenfalls wird unsere Beziehung dadurch schneller beendet sein als geplant. Wenn er herausfindet, dass er Vater wird, wird er nicht gerade Luftsprünge vor Begeisterung machen.“
Sie drückte sich vom Fenstersims ab, lief quer durch den Raum, setze sich wieder an den Tisch und zog die Beine an. „Diese Abmachung war ja in Ordnung, solange es nur um uns beide ging. Aber mit meinem Kind werde ich keine Spielchen treiben. Ich will nicht mehr länger lügen, indem ich nur die halbe Wahrheit sage.“ Sie stützte das Kinn auf ihre Knie. „Wie sollte Joshua eine vernünftige Entscheidung treffen, wenn er nicht alle Fakten kennt?“
„Er wird durchdrehen“, warnte Archie.
„Ich weiß“, sagte Jessie ruhig. „Aber ich muss es ihm trotzdem sagen.“
Joshua sah sich kritisch im Wohnzimmer um. Der Tisch war elegant dekoriert. Auf der blassrosa Damastdecke waren zierliche Rosen verteilt, die Jessie für die Party am nächsten Tag aus Südamerika geordert hatte. Das Porzellan und das Silber glänzten.
Er schluckte schwer, als er zum etwa zwanzigsten Mal innerhalb der letzten halben Stunde in seine Tasche griff. Mein Gott, er war nervös wie ein Schuljunge. Er lächelte verlegen, spazierte dann durch die Halle in ein anderes Zimmer, wo er sich einen ordentlichen Drink einschenkte.
Jessie war zauberhaft. Sie war sein Talisman gegen die kalte Einsamkeit, die sein Leben zuvor bestimmt hatte. Er dachte an ihre Wärme und ihr wundervolles Lachen. Sie gab ihm das Gefühl, dass er ihr
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