Nimm mich
Schotterstraße durch. Joshua sprintete auf die andere Seite der Bäume und sah, wie sich wogende Seide über Jessies hingestreckten Körper legte.
Schnell raffte er den Stoff zusammen und schleuderte ihn hinter sich, bis er sie davon befreit hatte. Sie blickte grinsend zu ihm hoch.
„Gott, das war fantastisch!“ Sie setzte sich auf und wischte sich kleine Zweige und Dreck von den Armen. Der hautenge violette Elastananzug schmiegte sich an jeden straffen Zentimeter ihres langen Körpers.
„Sie kleine Irre“, rief Joshua aufgebracht, sein Herz hämmerte noch immer wie verrückt. „Sie könnten tot sein.“
Jessies Lächeln verrutschte ein wenig, als sie ihren violetten Helm abzog. Etwas, das er nicht deuten konnte, flackerte in ihrem Blick auf.
„Gut, meine Landung ließ ein wenig zu wünschen übrig.“ Sie warf ihren Zopf über die Schulter. „Daran muss ich noch arbeiten.“ Sie streckte eine Hand aus. „Ziehen Sie mich hoch.“
Er hatte sich das also doch nicht nur eingebildet. Tatsächlich schien sie das Leben geradezu zu inhalieren, es mit einem großen Löffel zu essen und dabei jeden einzelnen köstlichen Augenblick zu genießen. Er wusste, dass sie im Bett genauso sein würde. Begierig. Scharf. Leidenschaftlich und wild. Er wollte in ihren heißen, braunen Augen ertrinken. „Sie mögen’s gerne gefährlich, nicht wahr?“
„Sie haben ja keine Ahnung!“, entgegnete Jessie atemlos. Mit einem Ruck zog er sie auf die Füße und an seine Brust.
„Ich möchte es an Ihnen schmecken.“ Joshua atmete ihren bereits vertrauten Duft ein, den nicht mal Staub und Eukalyptus überdecken konnten.
„Was wollen Sie schmecken?“, fragte sie dicht an seinen Lippen. Dann blickte sie zu ihm hoch, die Hand gegen seine Brust gedrückt. Ihre Finger bewegten sich, aber ihr Blick blieb ruhig. „Was wollen Sie schmecken?“, wiederholte sie heiser.
„Die Gefahr.“ Er stürzte sich auf ihre Lippen wie ein Verhungernder auf ein Festmahl. Wenn er ein paarmal mit ihr geschlafen hatte, würde diese nagende Gier immer mehr nachlassen, bis man sie schließlich gut ignorieren konnte.
Als er zurücktrat, konnte er auf ihrem Mund noch den Abdruck seiner feuchten Lippen schimmern sehen. Er reichte ihr den Helm.
„Ich rufe Sie am ersten Januar an“, sagte er. Ohne ihren irritierten Blick zu beachten, wandte er sich um und lief davon. Es war das Schwerste, was er in den letzten Jahren getan hatte.
2. KAPITEL
Wie versprochen rief Joshua Jessie am Neujahrstag an.
Und Jessie sorgte dafür, dass sie nicht zu Hause war.
Er rief am zweiten, am dritten und am fünften Januar erneut an. Sie ließ ihn auf den Anrufbeantworter sprechen, während sie in der Küche saß und zuhörte. Sein Ton wurde von Anruf zu Anruf kühler und ungeduldiger.
Insgesamt sechs ziemlich arrogante Nachrichten hinterließ er innerhalb von zwei Wochen. Sie hatte nicht die Absicht, ihn so schnell zurückzurufen. Offenbar war er es nicht gewöhnt, ignoriert zu werden.
Ihr war klar, dass sie ein gefährliches Spiel spielte. Sie musste den richtigen Zeitpunkt abpassen, damit Joshua nicht das Interesse verlor.
Bald. Sehr bald, dachte Jessie, als sie über die enge Straße hinauf zu ihrem Cottage fuhr. Sie war überrascht, nein, geradezu verblüfft gewesen, als Joshua zugegeben hatte, verheiratet zu sein. Vor allem, dass er so ehrlich über die Art seiner Ehe gesprochen hatte, verwirrte sie.
Wenn sie nicht seine Frau wäre, wäre sie vermutlich mit einer höflichen Ausrede davongelaufen. Ihre Mutter hatte eine Menge verheiratete Liebhaber gehabt. Das Ende war immer traurig und chaotisch gewesen.
Sie seufzte. Seine Ehrlichkeit hatte sie entwaffnet, sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen. Aber er war nach wie vor der „Eisklotz“. Kalt. Hart. Rücksichtslos. Er war auch nach wie vor ihr abwesender Ehemann. Und er war derjenige, der ihr geben würde, was sie so verzweifelt wollte. Ein Baby. Ein eheliches.
Es war die zweite Januarwoche und ziemlich kalt für Nordkalifornien. Der Wind schnitt durch ihre Jacke, als sie ausstieg. Es war nach drei, sie hatte das Mittagessen ausfallen lassen, um ein spezielles Tapetenmuster in einem Designerladen in der Stadt zu besorgen. Ihr Magen knurrte.
In dem kleinen Cottage war es warm. Schnell schloss sie die Haustür hinter sich und eilte in die Küche. Sie liebte diese Hütte. Das war ihr Zuhause. Sicher, warm und das beständigste Heim, das sie jemals gehabt hatte. Joshuas Anwalt, Felix Montgomery, hatte
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