Nimmerklug im Knirpsenland
besäßen.“
„Ja, ich besitze einen harten Organismus und einen noch härteren Schädel“, prahlte Nimmerklug. „Ein anderer an meiner Stelle hätte eine GehirnschütteJung bekommen.“
„Sie meinen wahrscheinlich – eine Gehirnerschütterung?“ bemerkte Blauäuglein.
„Ganz richtig, Gehirnerschütterung“, verbesserte sich Nimmerklug.
„Aber Sie sagten doch, Sie wären nicht allein mit dem Luftballon geflogen?“ fragte Blauäuglein. „Natürlich nicht allein. Wir waren sechzehn. Dieser Feigling, der Immerklug, ist allerdings mit dem Fallschirm abgesprungen, und da waren wir nur noch fünfzehn.
„Wo sind denn die anderen?“ fragte Plaudertasche.
„Das weiß ich nicht.“ Nimmerklug zuckte die Schultern. „War außer mir niemand im Korb?“ „Wir haben nur Farben und eine Feldapotheke gefunden.“
„Das sind die Farben von Farbenklecks und die Apotheke von Doktor Rizinus“, erklärte Nimmerklug.
Plötzlich ging die Tür auf, und Schneeglöckchen rannte spornstreichs ins Zimmer.
„Habt ihr schon das Neueste gehört?“ rief sie. „Das Allerneueste? Es ist noch ein Luftballon abgestürzt.
Vierzehn Knirpseriebe waren drin. Gestern abend … vor der Stadt … Unsere Knirpselinen haben sie erst heute morgen gefunden und ins Krankenhaus gebracht.“
„Sie sind also verunglückt?“ fragte Eichhörnchen zitternd.
„Halb so schlimm.“ Schneeglöckchen winkte ab. „Pfefferminza hat gesagt, sie werden alle wieder gesund.“
„Das sind wahrscheinlich meine Kameraden“, meinte Nimmerklug. Ich will gleich ins Krankenhaus gehen und mich nach ihnen erkundigen.“ Blauäuglein erbot sich, ihn zu begleiten.
„Ich komme auch mit“, erklärte Schneeglöckchen. In diesem Augenblick bemerkte sie das runde Pflaster auf Blauäugleins Stirn und rief: „Ach, Liebste, was hast du für ein bezauberndes Kreislein auf der Stirn! Es steht dir ausgezeichnet. Ist das jetzt modern? Dann werde ich mir wohl auch eins machen.“
„Nein“ antwortete Blauäuglein, „das ist ein Pflaster. Ich habe mir versehentlich die Stirn an der Tür aufgeschlagen.“
„Ach sooo.“ Schneeglöckchen war enttäuscht; sie lief zum Spiegel und setzte ihren Hut auf.
Im Umsehen war das Zimmer leer geworden. Die Knirpselinen rannten davon, um den Nachbarn die Neuigkeit zu erzählen.
Quer durch Grünstadt
Schneeglöckchen und Blauäuglein gingen mit Nimmerklug auf die Straße, die zu beiden Seiten von Flechtzäunen und Weidenruten begrenzt war. Hinter den Zäunen standen hübsche Häuschen mit roten oder grünen Dächern. Über den Häusern hingen riesengroße Äpfel, Birnen und Pflaumen. Die Bäume wuchsen in den Höfen und auf der Straße. Die ganze Stadt schien in grünes Laub gebettet zu sein; deshalb hieß sie auch Grünstadt.
Neugierig sah sich Nimmerklug um. Überall herrschte ungewöhnliche Sauberkeit. In allen Höfen arbeiteten Knirpselinen. Ein paar schnitten mit einer Schere das Gras ab, damit es nicht höher wuchs, als es sollte, andere waren mit Besen bewaffnet und fegte!) die Wege, und noch eine Gruppe klopfte eifrig den Staub aus langen Matten. In Grünstadt waren nicht nur die Fußböden in den Häusern mit Matten belegt, sondern sogar die Gehsteige auf der Straße. Allerdings waren einige Hausbesitzer sehr in Sorge, die Passanten könnten ihre Matten beschmutzen. Deshalb baten sie jeden, der vorüberkam, sich doch die Schuhe abzustreichen, bevor er die Matten betrat. Auch in den Höfen lagen Matten, und viele Hauswände waren sogar von außen mit hübschen bunten Teppichen behängt.
In Grünstadt gab es eine Wasserleitung, die aus Schilfrohrstengeln bestand. Schilfrohr ist bekanntlich innen hohl, und das Wasser kann hindurchfließen. Die Röhren waren längs der Straßen angebracht, doch lagen sie nicht an der Erde, wie man hätte annehmen können, sondern waren in einiger Höhe auf Holzpfähle montiert. Dadurch faulten sie nicht. Natürlich mußten sie ständig kontrolliert und repariert werden, um Rohrbrüche zu vermeiden. Vom Hauptrohr auf der Straße führten Nebenrohre in jedes Haus. Deshalb gab es überall fließendes Wasser. Außerdem war vor jedem Hause ein Springbrunnen angelegt – eine schöne und zugleich nützliche Sache, denn das daraus abfließende Wasser konnte gleich zur Bewässerung der Gemüsegärten benutzt werden. Jedes Haus hatte einen Gemüsegarten, in dem Runkelrüben, Radieschen, rote Bete, Mohrrüben und andere Gemüsesorten wuchsen.
Nimmerklug beobachtete ein paar Knirpselinen,
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