Nimmerklug in Sonnenstadt
schimpfen."
„Dann sag, daß ich ein gedankenloser Dummkopf bin."
„Gedankenloser Dummkopf!" wiederholte Buntfleck.
„Sag, daß ich ein Vieh ohne Gehirn bin."
„Vieh ohne Gehirn!"
„Na, noch was!"
„Eselskopf!"
„Richtig!"
„Na, ist dir wohler?"
„Nein, immer noch nicht. Du solltest mich mal anständig hauen."
„Auf den Rücken oder auf den Kopf?"
„Erst mal auf den Rücken ... So ist's gut! Und jetzt auf den Kopf! So! Noch mal! Immer feste, keine Angst! ... Au! Schluß! Hör auf! Trommel nicht so mit den Fäusten auf meinem Kopf rum! Ich knall dir eine! Du freust dich wohl, daß du mich verhauen kannst!"
„Du hast ja selbst drum gebeten."
,ja, das hab ich, aber man muß doch maßhalten können." Nimme rklug verzog sich in sein Bett. „Warte, dich nehme ich mir auch mal vor!" drohte er und rieb sich den schmerzenden Kopf.
„Du bist ein undankbares Schwein!" schimpfte Buntfleck empört.
„So was!" brummte Nimmerklug. „Sagt, daß er nicht schimpfen kann, und nennt mich Schwein."
Damit war die Unterhaltung zu Ende, und beide schliefen ein.
Nimmerklug liest die Zeitung und erfährt, wo er Leseblatt zu suchen hat
Am nächsten Morgen wurde Nimmerklug durch ein verdächtiges Geräusch geweckt. Im Halbschlaf kam es ihm so vor, als summe in der Nähe eine Biene oder als sei der Staubsaugerschrank in Betrieb. Als er aber die Augen aufschlug, erblickte er vor seinem Bett eine kleine Maschine, die unaufhörlich summend von einer Zimmerwand zur anderen über den Fußboden kroch. Sie sah wie eine Schildkröte aus — oben halbrund und unten flach. Nimmerklug sprang aus dem Bett und ging gebückt hinter ihr her, um sie genauer zu betrachten. Sie war mit dunkelgrüner Emaillefarbe angemalt, hatte viele kleine Löcher — wie eine Schöpfkelle — auf dem Rücken und war mit einem glänzenden, vernickelten Streifen umgürtet, in dem augengroße Öff nungen angebracht waren. An der Seite trug sie in schönen Silber buchstaben die Inschrift „Selbstfeger".
Selbstfeger? überlegte Nimmerklug. Das muß wohl der Name der Maschine sein.
Die Maschine kroch jetzt zu Buntflecks Bett, vor dem unzählige Bonbonpapierchen lagen. Auf jedes einzelne Papierehen glitt sie zu — hin und her — bis alle spurlos verschwunden waren. Dann schlüpfte sie unters Bett und summte dort eine Weile herum. Buntfleck erwachte und stellte die Füße auf den Boden. Als er jedoch die Ma schine unter seinem Bett hervorkommen sah, sprang er schleunigst wieder unter die Decke.
„Was ist das?" rief er zitternd.
„Ein Selbstfeger", antwortete Nimmerklug.
„Was für ein Se-selbstfe-feger?"
„Na, eine Maschine, die den Boden fegt.”
„Warum ist sie unter mein Bett gekrochen?"
„Dummkopf! Unter dem Bett muß doch auch gefegt werden."
Der Selbstfeger kroch inzwischen zur Tür und pfiff. Die Tür sprang auf, und der Selbstfeger kroch ins Nebenzimmer.
Dort rutschte er ebenfalls über den Fußboden und sogar unter den Tisch, so daß schließlich kein Stäubchen mehr übrigblieb.
Pünktchen erwachte und steckte den Kopf aus ihrem Zimmer, als sie das Geräusch hörte.
„Was ist bei euch los?"
„Ein Selbstfeger!" Nimmerklug zeigte auf die Maschine. „Er fegt ganz allein den Boden, weißt du."
„Erstaunlich!" rief Pünktchen.
„Gar nicht erstaunlich!" Buntfleck winkte. ab. „Staunen müßte man, wenn er den Boden schmutzig machen würde! Daß ein Selbstfeger den Boden fegt, ist doch wahrhaftig nicht verwunderlich."
Nachdem der Fußboden sauber war, kroch der Selbstfeger mitten ins Zimmer und drehte sich um seine eigene Achse, als wolle er noch einmal Umschau halten. Dann kroch er in eine Ecke und verschwand hinter einer kleinen Tür.
Nach dem Frühstück beschlossen Nimmerklug, Pünktchen und Buntfleck, in der Stadt spazierenzugehen. Als sie aus dem Gasthaus traten, sahen sie, daß die Straße voller Knirpse war. Fast jeder hielt eine Zeitung in der Hand. Einige hatten sich auf eine Bank gesetzt, um zu lesen, andere waren mitten auf dein Bürgersteig stehengeblie ben, noch andere lasen im Gehen. Wer keine Zeitung hatte, rannte zum Kiosk.
„In der Zeitung muß etwas besonders Wichtiges stehen", sagte Pünktchen. Sie sah eine Knirpseline auf einem Hocker sitzen und interessiert lesen, ging zu ihr hin und erkundigte sich: „Sagen Sie, bitte, ist etwas passiert, daß alle Leute die Zeitung lesen?“
„Leseblatt ist verschwunden", antwortete die Knirpseline.
„Wer ist das?"
„Ein
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