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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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auf den Zaun, dann sprangen beide auf der anderen Seite hinunter und landeten in einem  trockenen Graben. 
    „Hör mal, ich bin in eine Grube gefallen!" jammerte Buntfleck. „Schschscht!" zischte Nimmerklug. „Bleib still sitzen."
    Eine Weile hockten sie mit angehaltenem Atem da und lauschten. 
    Ringsum war es ruhig.
    „Alles in Ordnung!" flüsterte Nimmerklug. „Niemand hat uns gehört.  Komm, aber leise!"
    Sie kletterten aus dem Graben und schlichen an Büschen und Blu men vorüber. Nimmerklug trat so lautlos auf wie eine Katze, aber
    unter Buntflecks Füßen knackte es dauernd.
    „Leise!" zischelte Nimmerklug.
    Plötzlich erscholl lautes Gebrüll. Buntfleck setzte sich vor Schreck  auf den Hosenboden.
    „Was ist das?" stammelte er.
    Das Gebrüll wurde immer lauter. Buntfleck sträubten sich vor Ent setzen die Haare.
    „Wahrscheinlich ein Löwe", sagte Nimmerklug leise.
    Jetzt kläffte ein Fuchs, langgedehnt winselte ein Wolf, gellend  kreischte eine Hyäne. Verschlafen quakten einige Enten, im Baum -
    wipfel krächzte ein Rabe. Der ganze Zoo kam in Aufruhr, und es   dau erte lange, bis er sich wieder beruhigte.
    Buntfleck gewann seine Fassung allmählich zurück.
    „Warum brüllt der Löwe?" fragte er.
    „Weiß ich nicht", erwiderte Nimmerklug. „Wahrscheinlich hat er  Hunger."
    „Ob er uns fressen kann?"
    „Keine Angst. Er sitzt doch im Käfig."
    „Ich habe auch keine Angst", versicherte Buntfleck. „Ich fragte nur  für alle Fälle."
    Allmählich wurde es wieder still in der Runde, aber der Mond ver schwand hinter den Wolken, und es herrschte pechschwarze Finster nis.
    Nimmerklug ging weiter.
    Buntfleck hielt sich dicht hinter ihm.
    „Wo laufen wir hin?" fragte er.
    „Wir müssen das Eselgehege suchen”, antwortete Nimmerklug. „Der Affenkäfig ist daneben."
    Der Weg führte zwischen Käfigen dahin. In der Dunkelheit waren die Tiere hinter den Gittern nicht zu erkennen, aber Buntfleck fürch tete dauernd, eine Tatze würde sich zwischen den Stäben hervo rrecken und sich ihm in den Rücken krallen. Schließlich endete der Weg vor einem Gitter, hinter dem ein Wasserfall rauschte.
    „Wir haben die verkehrte Richtung eingeschlagen", sagte Nimme rklug.
    Schnarchen drang aus den Käfigen, es grunzte, schmatzte und gluckste. Vielleicht plätscherte nur das Wasser, aber die Töne konn ten auch von einem Wassertier, einem Nilpferd zum Beispiel, stam men.
    Nimmerklug und Buntfleck gingen zurück und bogen in einen Seitenpfad ein.
    „Wo sind wir jetzt?" Nimmerklug starrte in die Dunkelheit. „Nachts sieht alles ganz anders aus als am Tage."
    Lange irrten sie durch den Zoo. Endlich fanden sie einen großen Käfig, der Nimmerklug bekannt vorkam.
    „Das muß der Elefantenkäfig sein", meinte er. Jetzt ist es ganz in der Nähe."
    Sie kamen zu einem niedrigen Gitterzaun, hinter dem ein Schuppen stand.
    „Siehst du, das ist das Eselgehege!" stellte Nimmerklug erleichtert fest. „Alles in Ordnung."
    Sie bogen um die Ecke und schlichen zu einer Reihe von Käfigen, vor denen eine Holzbarriere angebracht war. Am letzten Käfig machte Nimmerklug halt.
     

    „Das ist er! Buntfleck, du bleibst jetzt hier stehen und paßt auf. Wenn je mand kommt, pfeifst du." Nimme rklug kletterte über die Barriere, preßte die Wange ans Gitter, starrte in den Käfig und lauschte angespannt.
    „Was siehst du?" forschte Buntfleck.
    „Halt den Mund!" zischte Nimme rklug. „Gar nichts seh ich. Da scheint was zu . schnaufen. Wahrscheinlich ein Affe ... Ist mir auch egal."
    Er tastete nach der Tür, löste den Bolzen und schob den Riegel zurück. Das ging diesmal ganz leicht. Dann öffnete er die Tür. Sie knarrte in den Angeln.
    Er horchte aus Vorsicht noch eine Weile, und als er sich überzeugt hatte, daß es still blieb, schlich er in den Kä fig, ließ sich auf alle viere nieder und tastete mit den Händen über den Bo den. Allmählich drang er immer tiefer in den Käfig ein, stieß an eine Wand und drehte um. Plötzlich vernahm er dicht vor sich ein dumpfes Knurren. Aber in der Finsternis war nichts zu erkennen. Da blickte der Mond zwi schen den Wolken hervor. Sein Licht fiel auf einen Löwen, der mitten im Käfig lag. Er hatte den zottigen Kopf gehoben und sah Nimmerklug mißtrauisch an.
    Nimmerklug hatte gar keine Zeit, richtig zu erschrecken. Auf allen vieren rutschte er rückwärts.
    Der Löwe fauchte, erhob sich und kam auf Nimmerklug zu. Der rannte zur offenen Tür, schrie: „Buntfleck! Der Löwe!" und

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