Nimmerklug in Sonnenstadt
Marmeladenbrot! ... Ich wünsche mir Nudelsuppe mit Fleisch! ... Tischlein, deck dich! ... Wird's bald?"
Doch kein Wunsch ging in Erfüllung, und Buntfleck gab Nimme rklug den Stab zurück. „Wahrscheinlich hat dich der Zauberer ange führt und dir einen wertlosen Stock geschenkt."
Ja", brummte Nimmerklug. „Ich möchte diesen Zauberer einmal wiedersehen. Dann würde ich ihm klarmachen, was es heißt, einen Knirps mit minderwertigen Zauberstäben übers Ohr zu hauen!" Niedergeschlagen saß er da. Buntfleck war dagegen nicht fähig, sich lange dem Trübsinn hinzugeben. Vielleicht lag das nicht an ihm, sondern an der Sonne, die schon hoch am Himmel stand und die Bank, auf der die drei Reisenden saßen, mit ihrem warmen Licht über flutete.
Jedenfalls spürte Buntfleck, daß es mit der Welt gar nicht so schlecht bestellt war, und mußte unwillkürlich lächeln.
„Sei nicht mehr traurig, Nimmerklug", sagte er. „Noch sind uns nicht alle Felle weggeschwommen. Im Notfall können wir in ein Restaurant gehen und zu Mittag essen."
„Nein, Buntfleck, ich finde es trotzdem ungerecht. Wozu hab ich die
drei guten Taten vollbracht, he? Und vor allem — drei Taten hintereinander und ganz selbstlos?"
Da kam ein Wanderer des Weges. Er trug einen dunkelblauen Man tel, besetzt mit goldenen Sternen und silbernen Halbmonden, und seine Füße steckten in roten Pantoffeln mit langen, hochgebogenen Spitzen. Auf diesen Pantoffeln schritt er schnell und vollkommen geräuschlos dahin. Keiner merkte, daß er sich neben Nimmerklug auf der Bank niederließ.
Eine Weile saß er schweigend da, die Hände auf seinen Stock gestützt, und sah Nimmerklug von der Seite an.
Plötzlich merkte Nimmerklug, daß sie nicht mehr allein waren. Er drehte sich um. Der alte Mann mit dem weißen Weihnachtsmannbart kam ihm bekannt vor. Ach, das ist ja der Zauberer! fiel ihm plötzlich ein.
„Guten Tag!" sagte er.
„Guten Tag, Nimmerklug!" Der Zauberer lächelte. „Da sitzen wir wieder beisammen. Na, sprich, weshalb wolltest du mich wiederse hen?"
„Wollte ich das denn?"
„Etwa nicht? Du sagtest doch eben: ,Ich möchte diesen Zauberer wiedersehen, dann würde ich ihm klarmachen .. 2 Was wolltest du mir klarmachen?"
Nimmerklug schämte sich entsetzlich.
„Ich ... ich wollte Ihnen den Zauberstab zeigen", stotterte er schließlich. „Er ist entzweigegangen, er kann keine Wünsche mehr erfüllen."
„Ach, darum handelt es sich!" rief der Zauberer und nahm Nimme rklug den Zauberstab aus der Hand. ja, ich sehe, daß er entzwei ist. Ich hatte dir doch gesagt, daß er seine Zauberkraft verliert, wenn du drei schlechte Taten begehst."
„Wann haben Sie das gesagt?" fragte Nimmerklug erstaunt. „Ach ja, ich hatte es vergessen. Aber habe ich denn schon drei schlechte Taten begangen?"
„Du hast mindestens dreiunddreißig begangen", erklärte Pünktchen. „Ich kann mich an keine einzige erinnern", widersprach Nimme rklug.
"Dann denk einmal genau nach", riet der Zauberer. „Hast du Lese blatt nicht in einen Esel verwandelt? Oder hältst du das für eine gute Tat?"
„Aber damals war ich wütend", rechtfertigte sich Nimmerklug.
„Wütend oder nicht — man muß immer gut handeln. Dann hast du die drei Esel in Knirpse verwandelt."
„Ich wußte doch nicht, was daraus entsteht."
„Wenn du es nicht wußtest, hättest du es nicht tun sollen. Man muß immer überlegt handeln.. Aus deiner Unüberlegtheit ist viel Ärger entstanden. Ja, und schließlich hast du den Affen im Käfig geneckt. Das war die dritte schlechte Tat."
„Stimmt alles!" Nimmerklug zuckte die Schultern. „So geht es mir immer: Wenn ich am Anfang Pech habe, klappt es bis zum Schluß nicht mehr."
Da sagte - Buntfleck:
„Sei nicht traurig, Nimmerklug. Auch ohne. Zauberstab kann man_ herrlich und in Freuden leben. Was brauchen wir den Stab, wenn die Sonne scheint!"
„Ach, mein Lieber, das hast du schön gesagt!" Der Zauberer strich Buntfleck über den Kopf. Ja, wahrhaftig, unsere liebe Sonne ist voller Güte. Sie scheint für jeden, ohne Unterschied: für den, der einen Zauberstab hat, und für den, der keinen mehr hat."
Der Handschuhtag
Lange saßen sie auf der Bank, wärmten sich in der Sonne. „Ist es möglich, daß ein Wunsch bloß so, ohne Zauberstab, in Erfüllung geht?" fragte Nimmerklug schließlich.
„Warum sollte das unmöglich sein? Wenn es ein großer, guter Wunsch ist, ginge es wohl."
„Ich habe einen Wunsch: daß in Sonnenstadt alles
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