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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Eisenwalzen begannen wieder zu schnarren: „Ich weiß, wer du bist, Zwerg. Und glaube mir, ich wüsste einen anderen Namen dafür…“
    Trümmerboldt schluckte. Er wusste nur zu gut, dass er alles andere als der wahrhaftige Herrscher der Zwerge war. Er war eine Laune des Schicksals, durch kaum mehr als einen Irrtum auf den Thron des Ehernen Volkes gelangt.
    „Aber eben darum wollte ich ja zu dir!“, rief er. „Um durch dich ein rechtmäßiger Verwalter zu werden und mit deiner Hilfe über das Eherne Volk zu herrschen!“
    Das schwarze Auge kam näher und blieb dicht vor seinem Gesicht stehen. Die Walzen knirschten leise.
    „Das also ist dein Wunsch, Krugk Trümmerboldt.“
    Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts Kerbh Kreutzschliff auf, ging zu Trümmerboldt hinüber und blickte ihn mit leeren Augen an. Und dann sagte der Untote im Chor mit den schnarrenden Walzen: „Wenn dies wahrhaftig dein Wunsch ist, dann werde ich ihn dir erfüllen.“
    Der unheimliche Klang der beiden Stimmen, eine Mischung aus Zwerg und Maschine, klang schauerlich in den Ohren des nicht ganz rechtmäßigen Herrschers der Zwerge.
    Kerbh Kreutzschliff nahm seinen Helm ab und machte einen Schritt auf Trümmerboldt zu. Hinter dem Gefangenen schob sich ein klauenbewehrter Arm zwischen den Rohren hervor. Leise quietschend bewegte sich die Klaue auf den toten Kreutzschliff zu. Ein anderer Arm schnellte hervor und träufelte Öl aus einem kleinen Blechkännchen auf die Gelenke des ersten. Im nächsten Moment quietschten sie nicht mehr. Vollkommen geräuschlos näherte sich der Arm nun Kreutzschliffs Schädel. Dieser beugte das Haupt, und Trümmerboldt konnte an seinem Hinterkopf inmitten seines blassen, dünnen Haars eine kleine silberne Einfassung sehen. Und darin steckte ein roter Steinsplitter.
    Ein Viertel von Blutklumps Seelenstein.
    Ausdruckslos lächelte der tote Kreutzschliff den Gefangenen an. Dann senkte sich die Eisenhand herab, griff nach dem Steinsplitter und zog ihn mit einem Ruck heraus. Im selben Augenblick sackte der untote Körper des Zwergs in sich zusammen.
    Trümmerboldt erschauerte und sah mit schreckensgeweiteten Augen, wie die Klaue mit dem roten Splitter beinahe lautlos auf ihn zusurrte und sich im nächsten Moment hoch über seinen Kopf hob.
    Dann kam der Trichter ganz dicht an sein Ohr heran. Die Walzen knarrten leise, und die mechanische Stimme schien ihm beinahe vertraulich zuzuflüstern: „Mit meiner Hilfe wirst du über das Eherne Volk herrschen. Du wirst der bedeutendste Herrscher aller Zeitalter sein und die Zwerge vor ihren eigenen Göttern bewahren!“
    Trümmerboldt sah auf den leblosen Körper zu seinen Füßen hinab. Wenn er zuvor ein ungutes Gefühl gehabt hatte, dann steigerte es sich in diesem Moment zum vermutlich ungutesten Gefühl, das je ein Zwerg gehabt hatte.
    Neben ihm tauchte ein Arm mit einer eigentümlichen Vorrichtung auf. Ein metallener Zylinder mit einer spitzen Nadel an der Vorderseite, die sich direkt auf seinen Arm zubewegte.
    „Ich werde dir nun eine Ladung Flammsteinsplitter ins Blut injizieren“, drang die Stimme Blutklumps aus dem Trichter. „Sie sind es, die meinen Willen aus deinem Schädel durch den Rest deines prächtigen Körpers leiten werden. Ich gebe zu, Kreutzschliff war nach all den Jahren doch ein wenig verbraucht. Aber du wirst ein trefflicher Ersatz sein…“
    Trümmerboldt spürte die Hitze, die von dem Metallzylinder ausging. Flammsteinsplitter… Von ihnen musste auch die Hitze in den Rohren herrühren. In ihnen rauschten sie durch die hintersten Winkel der Wächterhöhle und waren dabei der Träger von Blutklumps Willen.
    Glühend heiß stach die Nadel des Zylinders in seinen Arm. Ein Kolben wurde niedergedrückt, und Trümmerboldt spürte, wie flüssiges Feuer in seine Adern schoss. Im gleichen Augenblick bohrte sich die Spitze des Seelensteinsplitters langsam von hinten in seine Kopfhaut.
    Entsetzt schrie er auf. Sollte dies tatsächlich das Ende sein? Er hatte seinen Opfern immer die Wahl gelassen. Bezahlen oder leiden. Hier aber schien Leid die einzige Währung zu sein, in der bezahlt werden konnte. Und das schränkte die Wahl erheblich ein. Die Flammsteinsplitter wirbelten durch sein Blut, und es fühlte sich an, als würden sie sein Inneres in Brand setzen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht spannte er die Muskeln, versuchte ein letztes Mal, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    Der Trichter surrte dicht an seinem Ohr: „Wehre dich nicht, dann ist es schnell

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