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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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halten und sich weiter die Treppe hochzuarbeiten. Endlich hatte er die erhöhte Geschützbatterie erreicht, die über die gesamte Einmündung des Sarm wachte. Geduckt hastete er in den zweifelhaften Schutz der Brustwehr.
    Im Osten war der Himmel bereits lachsfarben und rose n rot, im Westen noch dunkelblau. Blaugraue Wolkenfetzen zogen über ihn hinweg, die kein erster Strahl Morgensonne erreichte. Im morgendlichen Zwielicht wirkten daher die gleißenden Flammenzungen aus den Breitseiten der charis i anischen Galeonen nur um so greller. Der Colonel fragte sich, ob das vielleicht Absicht war. Möglicherweise griffen sie gerade deswegen zu dieser frühen Stunde an.
    Diese Dreckskerle haben mehr Mumm als Verstand! Im Dunkeln geradewegs in die Flussmündung einzufahren!, dachte er. Dann trafen die ersten Sonnenstrahlen auf die Oberbramstengen. Golden leuchteten sie über der niedrig über dem Wasser hängenden Decke aus Pulverqualm auf, die der Nordwind vom Meer her in die Flussmündung trieb. Die Galeonen hatten gerade genug Segel gesetzt, um gegen die Strömung des Flusses ihre Position beibehalten zu kö n nen, während sie mit ihren Geschützen wieder und wieder Wahls ’ Festung bestrichen. Diese verdammten Charisianer! Die glauben doch wirklich, sie könnten überall hin, wo sie wenigstens drei Zoll Wasser unter dem Kiel haben!
    Dieser Gedanke wäre ungleich tröstlicher gewesen, wenn die Charisian Navy nicht regelmäßig unter Beweis gestellt hätte, dass sie tatsächlich überall hinfahren konnte, wo sich zumindest diese Menge Wasser fand. Charisianische Arr o ganz hin oder her: jetzt war der Gegner eben hier.
    Die dritte Galeone der charisianischen Schlachtreihe feuerte eine weitere Salve ab. Jedes einzelne Geschütz hatte offenkundig genau gezielt. Instinktiv ging Wahls tiefer in Deckung. So flach wie möglich legte er sich im Schutz der Brustwehr auf der Geschützplattform auf den Boden, als die Explosivgeschosse auf die Feste zuhielten. Der Colonel war selbst Artillerist. Deswegen war er von dem Winkel, in dem die charisianischen Geschütze feuerten, beinahe ebenso überrascht wie von der Munition, die zum Einsatz kam. Di e se verfluchten Explosivgeschosse wurden in einem unmö g lich hohen Bogen abgefeuert! Sie zogen eine Glutspur über den Himmel und stürzten dann geradewegs auf die Mante l mauer der Feste hinab. Wahls blieb in Deckung und hoffte inständig, dass seine Leute genau das auch täten. Ihn selbst hätte es beinahe erwischt, als die Kanonenkugeln wie Shan-weis persönliche Kegelkugeln über den Exerzierplatz gerollt waren und dabei Funken gesprüht und Flammen gespuckt hatten. Gerade noch rechtzeitig hatte Wahls begriffen, dass diese Funken zu einer Art Zündmechanismus gehörten. Er hatte sich flach auf den Boden geworfen, als die ersten K u geln auch schon explodierten.
    Mindestens fünfzig Mann der ohnehin unterbesetzten Fe s te Sarmouth hatte weniger Glück gehabt … oder langsamer reagiert. Mittlerweile musste mindestens die Hälfte von Wahls ’ Männern kampfunfähig sein, und die Vehemenz des charisianischen Bombardements nahm immer noch zu.
    Wahls hatte versucht, seine eigenen Geschütze zu bemannen und das Feuer zu erwidern. Aber man hatte nie ernstlich damit gerechnet, die Feste Sarmouth könne angegriffen werden. König Zhames ’ Schatzkammern waren in jüngster Zeit noch weniger gut gefüllt als früher. Daher bestand Wahls ’ Garnison vor allem aus älteren Männern, die nicht mehr ganz auf der Höhe waren, und aus jungen Burschen, die noch keine Ahnung vom Krieg hatten. Dazu kamen noch ein paar zweitklassige Söldner, die sich für wenig Sold in den Dienst der Krone stellten. Zwar gehörte zu Wahls ’ Männern auch ein akzeptabler Kern halbwegs erfahrener Unteroffizi e re, aber angesichts der völligen Überraschung, als das erste Schiff der Charisianer das Feuer eröffnet hatte, hatte die ausbrechende Panik alle mitgerissen. Der Colonel wollte das den Männern nicht verübeln. Schließlich wäre es ihm selbst beinahe ebenso ergangen. Doch er hatte gerade wieder für den ersten Ansatz von Ordnung gesorgt, als eine Breitseite dieser Explosivgeschosse über die Mantelmauer hinwegja g te. Die Dinger waren explodiert … gerade als seine Sergea n ten die Männer auf dem Exerzierplatz an treten ließen. Sie waren umgestürzt wie die Kegel – nur dass sich Kegel natü r lich nicht schreiend auf dem Gras wälzten und verzweifelt versuchten, ihre Eingeweide festzuhalten, die aus

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