Nimue Alban 10 - Der Verrat
geschlossen h a ben. Doch, sicher gibt es da noch den einen oder anderen Aushilfskoch, der davon überhaupt nichts mitbekommen hat! «
»Ich verstehe, warum die Männer so viel Freude an Ihrem Sinn für Humor haben, Captain «, versetzte Yairley trocken. Doch Lathyk lächelte nur, salutierte und wandte sich ab. Er musste sich ja schließlich darum kümmern, sein Schiff we i ter die Flussmündung hinaufzusteuern, bis nach Sarmouth selbst.
Auch ihm blickte Yairley hinterher. Und tatsächlich hatte Lathyks Sinn für Humor geholfen … ein bisschen, zumindest. Andererseits: sollte Aplyn-Ahrmahk doch etwas zust o ßen, würde der Admiral den Rest seines Lebens damit ve r bringen, sich entsetzliche Vorwürfe zu machen. Man hatte ihn ja nun nicht ausdrücklich angewiesen, gerade den jungen Burschen mit der Fahrt flussaufwärts zu betrauen. Sir Dunkyn war sich ziemlich sicher, dass eine beachtliche A n zahl anderer Offiziere schlichtweg entsetzt gewesen wäre, dass der Admiral sich dafür entschieden hatte, diesen durc h aus riskanten Auftrag einem Offizier anzuvertrauen, der zur kaiserlichen Familie gehörte, auch wenn er ›nur‹ adoptiert war. Doch bei der Charisian Navy war es nun einmal Trad i tion, dass weder hohe Geburt noch hoher Rang vor den Ris i ken schützten, mit denen es alle Flottenangehörigen nun einmal zu tun hatten. Würde man jetzt versuchen, den Ju n gen – den jungen Mann, sollte man mittlerweile wohl besser sagen! – in Baumwollseide zu packen, damit ihm bloß nichts zustieße, würde man ihm damit keinen Gefallen tun. Trot z dem fragte sich Sir Dunkyn, ob ein sehr sonderbarer Teil seiner Selbst ihn dazu an trieb, Aplyn-Ahrmahk immer wi e der in Gefahr zu bringen, nur um sich selbst zu beweisen, dass er bereit war, dergleichen zu tun. Oder ob das ein ä u ßerst bizarrer Ausgleich dafür war, dass er den Jungen wir k lich so ins Herz geschlossen hatte.
Aber gemessen daran, wen dieser kleine Trupp abholen sollte, war es nur logisch, Aplyn-Ahrmahk für diese Aufgabe auszuwählen. Zumindest in gewisser Hinsicht – solange man nicht über die durchaus gegebene Möglichkeit nachdachte, ein Mitglied der kaiserlichen Familie könnte dabei ums L e ben kommen. Das nämlich dürfte der Karriere eines gewi s sen Flaggoffiziers nicht sonderlich dienlich sein.
Mal sachte, Dunkyn! Für den Burschen ist das Ganze doch auch nicht gefährlicher als für jeden anderen, den du flussaufwärts schickst! Die Erfahrung kann er gilt gebra u chen, und Lieutenant Gowain ist ein guter, kompetenter Off i zier. Der wird schon dafür sorgen, dass Hektor nicht in Schwierigkeiten gerät.
Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, atmete Sir Dunkyn Yairley tief durch. Er schob die Gedanken an Lie u tenant Aplyn-Ahrmahk beiseite und ging langsam und b e dächtig vor dem Finknetz auf und ab. Von dort aus schaute er zu, wie sich sein Geschwader der armen kleinen Stadt n ä herte, die schon bald ein rauchender Trümmerhaufen wäre.
.4.
Siddar-Stadt,
Republik Siddarmark
»Tod den Ketzern! Räuchert die Dreckskerle aus! «
Der heisere Schrei kam mitten aus der Menschenmasse, und andere Stimmen griffen ihn sofort auf. Sie bellten die Worte in einem hässlichen, hungrigen Rhythmus. Es klang wie das Fauchen eines gewaltigen Raubtiers, nicht nach menschlichen Kehlen. Noch war es mehrere Straßenzüge weit entfernt. Dennoch krampfte sich Byrk Raimahns Herz vor Furcht zusammen.
»Komm schon, Großvater! «, sagte er und griff sogar nach Claitahn Raimahns Arm, als wolle er ihn aus dem Hof ze r ren.
Der alte Mann – er war schon über sechzig, und sein Haar schimmerte im winterlichen Sonnenlicht weiß wie Schnee – war immer noch kräftig. Er riss sich los.
»Verdammt noch mal, Byrk! «, fauchte er. »Das ist unser Zuhause! Das werde ich doch nicht einer wild gewordenen Meute Straßenabschaum überlassen! «
Kurz zog Byrk in Erwägung, seinen Großvater bewusstlos zu schlagen und ihn dann einfach über die Straße zu schle p pen. Claitahn mochte ja nach wie vor durchtrainiert und muskulös sein. Byrk aber hatte die letzten fünf Jahre damit verbracht, bei einigen der besten Boxlehrer in ganz Telle s berg – und später dann in Siddar-Stadt – zu lernen. Ein ku r zer Schlag auf den Solarplexus würde seinen Großvater z u sammensacken lassen. Und ein rechter Haken gegen das Kinn müsste dann den Rest erledigen, dachte der junge Mann grimmig.
Aber das konnte er natürlich nicht machen. Nicht bei seinem Großvater. Also trat
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