Nimue Alban 10 - Der Verrat
aufgeri s senen Bäuchen herausquollen.
Der Handvoll Männer, der es tatsächlich gelang, die Geschütze zu erreichen, war es beinahe noch schlechter ergangen als denen auf dem Exerzierplatz: Die Charisianer kamen näher auf und ließen einen ganzen Wirbelsturm Traubenkartätschen auf die Geschützstände niederregnen. Die Geschü t ze der Feste Sarmouth waren alles andere als neu. Man hatte sie nie ausgetauscht, und Colonel Wahls hatte es zuvor noch nie mit den modernen Geschützen zu tun bekommen, die dank der Charisianer nun Gefechte bestimmten. Jetzt wusste Wahls es: Keiner der Berichte, die er gelesen hatte, wurde dem gerecht, was hier geschah. Der Colonel konnte einfach nicht glauben, wie rasch hintereinander die Galeonen feue r ten. Und auch diese unfassbare Menge an Kartätschen, die innerhalb kürzester Zeit seine eigenen Geschütze zum Ve r stummen gebracht hatten, war für ihn kaum vorstellbar.
»Sir! «, brüllte ihm sein Stellvertreter gehetzt ins Ohr und schüttelte ihn an der Schulter. »Sir, das ist zwecklos! G e bäude zwei der Kaserne steht in Flammen, und direkt dan e ben befindet sich die Haupt-Pulverkammer! Wir kriegen keinen einzigen Schuss hin, und die werden uns geradewegs in die Hölle sprengen! «
Der Colonel starrte seinen Untergebenen an. Er war nicht bereit, das soeben Gehörte zu akzeptieren. Dann aber krachte eine weitere Welle Explosivgeschosse in seinen Kommandostand. Wieder waren Schreie zu hören. Die Kiefermuskeln des Colonels arbeiteten. Dann nickte er fast krampfartig.
»Flagge einholen! «, krächzte er. »Und dann schaffen Sie unsere Männer in die beste Deckung, die sich finden lässt – falls es hier überhaupt Deckung gibt!, bis diese Charisianer das Feuer einstellen! «
»Na ja, das Ganze hatte ja eine gewisse Ähnlichkeit d a mit, einen Vorschlaghammer einzusetzen, bloß um ein Ei aufzuklopfen, finden Sie nicht? «, bemerkte Sir Dunkyn Yairley mit sanfter Stimme. Gerade sauste die Flagge über der halb demolierten, brennenden Feste in die Tiefe wie eine abgeschossene Wyvern.
»Also, ich persönlich kann damit gut leben, Sir Dunkyn «, erwiderte Captain Lathyk und grinste über das ganze Gesicht. »Nun, ich bin zwar auch nicht gerade versessen darauf, Leute umzubringen, Sir. Aber wenn schon jemand sterben muss, dann ist es mir lieber, wenn das die Gegenseite übernimmt! «
»Dagegen ist nichts einwenden, Rhobair. Und auf Captain Rahzwail können wir wirklich stolz sein, was? «, fuhr der Admiral fort und blickte zu HMS Volcano hinüber. Dort wurden gerade wieder die Geschütze gesichert.
»Allerdings, Sir. Schon nützlich, den Burschen dabeiz u haben. «
»Stimmt. « Noch einen Moment lang betrachtete Yairley das Bombardierungsschiff. Dann winkte er seinen Flag g leutnant herbei. Aplyn-Ahrmahk überquerte das Achterdeck und wartete respektvoll, während der Admiral ihn ko n zentriert musterte.
»Ich nehme an, Sie sind bereit und können es kaum e r warten, endlich loszulegen – so wie jeder junge Lieutenant, der allmählich ein eigenständig funktionierendes Gehirn entwickelt. Oder etwa nicht, Hektor? «, fragte er schließlich.
»Von ›es kaum erwarten können‹ würde ich nicht gerade sprechen, Sir «, erwiderte Aplyn-Ahrmahk. »Aber meine Bootsmannschaft ist bereit. Na ja , ich sollte wohl eher sagen: Ihre Bootsmannschaft. «
»Im Augenblick ist das Ihre Mannschaft «, rief ihm Yai r ley ins Gedächtnis. »Und behalten Sie diesen Gauner Mahlyk im Auge: Ich möchte nicht, dass der mir die Lacki e rung ruiniert! «
»Ich achte darauf, dass er sich benimmt, Sir «, versprach der Flaggleutnant.
»Darum will ich auch gebeten haben! Und jetzt los! Mir scheint, Sie müssen noch eine Reise an treten. «
»Aye, aye, Sir! «
Zum Salut legte der Leutnant die Hand an die Brust, erst vor Yairley, dann vor Captain Lathyk. Danach marschierte er auf das Boot zu, das an der Hauptrüste des Schiffes befestigt war. Er drehte sich nicht noch einmal um. Kopfschüttelnd blickte ihm Yairley hinterher.
»Der junge Hektor wird das schon hinbekommen, Sir Dunkyn «, meinte Lathyk leise. Yairley neigte den Kopf zur Seite und blickte seinen Flaggkommandanten fragend an.
»War es so offensichtlich? «
»Nun ja, Sie und ich, wir arbeiten ja nun schon eine ganze Weile zusammen, Sir. Wie der junge Hektor auch, wenn man ’ s genau nimmt. « Lathyk zuckte mit den Schultern. »Aber ich glaube nicht, dass jeder an Bord der Destiny weiß, wie sehr Sie den jungen Burschen ins Herz
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