Nimue Alban 10 - Der Verrat
eigentümer und deren Familien anständig behandelt we r den. «
»Ja, das stimmt «, bestätigte Stohnar. »Es ist für uns ein Glücksfall, dass die ›Vierer-Gruppe‹ Sie, Madame, noch sträflicher unterschätzt hat als wir. «
»Die ›Vierer-Gruppe‹ hat deutlich mehr Erfahrung darin, mich zu unterschätzen, als Sie vermuten würden, Mein Lord «, unterstrich Aivah Pahrsahn. Dieses Mal fiel ihr L ä cheln kalt und alles andere als liebreizend aus. »Das hier war nicht das erste Mal, dass ich sozusagen mit dem Großinqu i sitor die Klingen gekreuzt habe. «
»Ach, nicht? « Nachdenklich blickte Stohnar sie an und neigte den Kopf zur Seite. Dann stieß er ein bellendes L a chen aus. »Aus irgendeinem Grund fällt es mir sehr leicht, das zu glauben, Madame! Darf ich davon ausgehen, dass Ihr rechtzeitiges Eingreifen, dem ich persönlich und meine ga n ze Regierung das Überleben verdanken, darauf schließen lässt, Sie haben die Absicht, auch weiterhin mit ihm ›die Klingen zu kreuzen‹? «
»Oh, das dürfen Sie, Mein Lord. « Da war es wieder, di e ses kalte, beinahe bösartige Lächeln. »Doch, davon dürfen Sie ausgehen! «
.5.
Auf dem Sarm,
Königreich Delferahk
»Vorsichtig jetzt! «, mahnte Lieutenant Aplyn-Ahrmahk le i se, als das Boot im Dämmerlicht der frühesten Morgenstu n den langsam auf das Flussufer zuhielt. Als die ersten zart rosafarbenen Sonnenstrahlen am Horizont erschienen, gli t zerten sie auf den Wellen. Hoch über dem Boot stieß eine Wyvern einen klagenden Pfiff aus.
»Raus aus dem Boot, Braisyn, und suchen Sie Grund! «, fuhr der Lieutenant ebenso leise fort. »Derart dicht am Ufer kann das Wasser nicht tief sein. «
»Sie haben leicht reden, Sir – wenn Sie mir die Beme r kung gestatten «, gab Braisyn zurück. Der hochgewachsene, junge Toppsgast gehörte schon seit mehr als zwei Jahren zur Besatzung von Mahlyks Barkasse.
»Unfug! Stellen Sie sich vor, es wäre Bier – dass Sie sich dann wohler fühlen, weiß ich genau! «
Mehrere der Matrosen im Boot lachten leise, und Braisyn grinste den Lieutenant an.
»Heißt das, Sie geben einen aus, wenn wir wieder an Bord sind? «, fragte er. Aplyn-Ahrmahk lachte.
»Ihnen?! « Der Lieutenant schüttelte den Kopf. »Da würde ich doch eher Wasser für die Fische kaufen – und das zum Preis von gutem Whisky. Da käme ich billiger weg! «
Braisyns Grinsen wurde noch breiter. Dann glitt er g e schickt über die Bordwand. Er hielt sich am Dollbord fest, während er mit den Füßen nach Grund tastete.
»So kalt mag ich mein Bier aber nicht, Sir «, informierte er Aplyn-Ahrmahk. »Und es ist ein bisschen – au ! « Er unterdrückte seinen Aufschrei, zog sich etwas höher aus dem Wasser und schüttelte den Kopf. »Hab den Boden gefunden, Sir. ’ n bisschen felsig für meinen Geschmack. «
»Dann behalten Sie doch das nächste Mal die Stiefel an, Sie Ochse! «, schlug Stywyrt Mahlyk hilfreicherweise vor.
»Wer läuft schon gern in nassen Stiefeln durch die G e gend, Sir! «, gab Braisyn munter zurück.
»Bringen Sie uns einfach an Land, Mahlyk! «, wies Aplyn - Ahrmahk den Bootsführer betont geduldig an. »Lieutenant Gowain möchte, dass wir gut versteckt sind, bevor die Sonne aufgeht. «
»Aye, aye, Sir «, bestätigte Mahlyk. »Macht mal Platz! Und Sie, Braisyn – passen Sie auf, dass Sie sich Ihre zarten Füßchen nicht auf den Felsen aufschrammen! «
»Mach ich, Sir «, versicherte ihm Braisyn und grinste e r neut über das ganze Gesicht.
Aplyn-Ahrmahk schüttelte den Kopf. Doch das Geplänkel zwischen Mahlyk und seiner Mannschaft war der beste (und willkommenste) Beleg dafür, wie gut es um die Moral der Männer bestellt war.
Etwas mehr als einhundertachtzig Meilen weit waren sie den Sarm hinaufgefahren – zwei Drittel der Gesamtlänge der nur dünn besiedelten Grafschaft Charlz. Süßwasser aber war nun einmal etwas ganz anderes als Salzwasser, das natürl i che Element jedes charisianischen Seemanns. Gewiss, auch Flüsse waren voller Wasser, aber eben auch voller Steine und Felsen. Es gab Insekten, die einen in den Wahnsinn tre i ben konnten, und immer wieder mussten die flachen Boote über Sandbänke getragen werden oder um Stromschnellen herum. Auf Wasserfälle waren sie glücklicherweise noch nicht gestoßen – aber das konnte sich ja jederzeit noch ä n dern. Während der vierzehn oder fünfzehn Stunden Dunke l heit und Dämmerung, die sie am Tag nutzen konnten, hatten sie im Durchschnitt außerordentliche
Weitere Kostenlose Bücher