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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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drei Meilen pro Stunde geschafft. Aplyn-Ahrmahk war dankbar, dass sie diesen Auftrag nicht im Spätfrühling ausführen mussten. Da wären die Tage schon länger gewesen. Aber es hatte natürlich auch seine Nachteile, einen unbekannten Fluss im Schutze der Dunkelheit befahren zu müssen – teilweise unter Segeln, teilweise unter Rudern. Am schlimmsten war es natürlich für das Boot, das Lieutenant Gowain vorausgeschickt hatte, um den Fluss zu erkunden. Immer und immer wieder mussten die Männer aussteigen, weil sie nur allzu oft auf Grund li e fen.
    Trotzdem schienen bislang alle noch recht guten Mutes zu sein. Aplyn-Ahrmahk war es nicht gewohnt, dass ausnahmsweise einmal alles nach Plan lief und Zeitvorgaben eingehalten werden konnten.
    Das bedeutet natürlich nur, dass jetzt bald etwas grün d lich schiefgehen muss, nicht wahr?, sinnierte er und blickte über die Schulter hinweg auf die Silhouetten der anderen, größeren Boote, die ihnen folgten.
    Niemand hatte sie bemerkt, als sie ihre Fahrt angetreten hatten. Als sie am Ufer von Sarmouth vorbeigefahren waren, war die Sonne noch nicht aufgegangen gewesen. Aber das war nicht der einzige Grund dafür, dass man den kleinen Stoßtrupp nicht bemerkt hatte. Da waren ja auch noch all die anderen Boote des Geschwaders gewesen, die zu Dutzenden geradewegs auf das Ufer der kleinen Stadt zugehalten hatten, um dort für Chaos und Zerstörung zu sorgen.
    Zusätzlich hatte Admiral Yairley angeordnet, die Boote für den Einsatz neu anzustreichen: Sie waren jetzt in einem ungewohnten Gemisch aus schmutzigem Weiß, Grau und Schwarz gehalten. Anschließend hatte man dem neuen Lack Gebrauchsspuren beigebracht, wie man sie bei der Charisian Navy nie gefunden hätte. Bei ihrer Fahrt flussaufwärts hatten Aplyn - Ahrmahk und seine Kameraden so mehrere kleinere Siedlungen und Weiler passiert. Jedes Mal hatten sie die B e völkerung der Grafschaft gewarnt, dass die charisianischen Ketzer angriffen. Sarmouth stehe in Flammen, die Feste selbst sei nur noch ein Trümmerhaufen. Lauft! Lauft um e u er Leben, die Charisianer kommen!
    So vorzugehen hatte Sir Dunkyn vorgeschlagen. Aplyn-Ahrmahk war skeptisch gewesen, aber tatsächlich hatte es wunderbar funktioniert. Die ersten anderthalb Tage hatten sie auf diese Weise sogar bei Tag weiterfahren können und waren mehr als einhundert Meilen weit flussaufwärts g e kommen, ohne dass sich jemand gefragt hätte, was sechs Boote so weit nördlich des Hafens wohl treiben mochten.
    Danach hatten sie sich darauf beschränkt, nur in den Nachtstunden weiterzufahren. Das hatte ihr Fortkommen natürlich deutlich verlangsamt, und …
    Der Gedanke war wie fortgeblasen, als plötzlich im Schatten vor ihnen etwas hell aufblitzte. Ein dumpfer Schlag war zu hören, und Braisyn stieß ein lautes Grunzen aus. U n gläubig blickte er Aplyn-Ahrmahk an. Als er den Mund öf f nete, wohl um etwas zu sagen, quoll ein Schwall Blut he r aus. Die Hände des Matrosen lösten sich vom Dollbord, und der Mann versank im Fluss.
    »Raus aus dem Boot! «, hörte sich Aplyn-Ahrmahk bellen, noch bevor der Toppsgast ganz versunken war. »Enterme s ser und Äxte! Keine Musketen! Bewegung, verdammt ! «
    Als er das Wort ›Bewegung‹ aussprach, war der Lie u tenant bereits allein im Boot. Er hörte, wie eine weitere K u gel dumpf in den Bootsrumpf einschlug, griff nach seinem Schwertgehenk und rollte sich dann ebenfalls über die Bordwand ins eisige Wasser. Sie hatten das Ufer schon fast erreicht, das Wasser reichte Aplyn-Ahrmahk kaum bis zur Brust. Doch er duckte sich dennoch, so dass nur sein Kopf aus dem Wasser ragte. Gleichzeitig schwang er sich eilig das Gehenk über die Schulter.
    »Stywyrt, halten Sie die Fangleine fest – verlieren Sie bloß nicht das Boot! «, zischte er dem Bootsmann zu. »Der Rest mir nach! «
    Weitere Schüsse zerrissen krachend die Stille der ausg e henden Nacht. Aplyn-Ahrmahk verbiss sich einen Fluch, als er weiter vor sich Schreie hörte. Er hatte keine Ahnung, wer die Schüsse abfeuerte oder was in Gottes Namen jemand eine Stunde vor Sonnenaufgang mitten im Nichts am Flus s ufer zu suchen hatte. Doch das war im Augenblick auch b e deutungslos. Wichtig war jetzt nur, dass die Boote und deren Besatzungen mitten auf dem Fluss viel besser auszumachen waren als die Männer, die in den undurchdringlichen Scha t ten der Weiden, Erlen und Zapfenbäume am Ufer im Hinte r halt lagen.
    »Unten bleiben! «, befahl er so leise, wie das eben möglich war.

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