Nimue Alban 10 - Der Verrat
Deut besser wären als er. «
»Kaltblütig, aber sehr überzeugend argumentiert, Euer Hoheit «, bemerkte Staynair mit einem schiefen Grinsen. Nahrmahn blickte zu ihm hinüber, und das Lächeln des Er z bischofs wurde deutlich natürlicher. »Ich habe keinerlei Einwände, auch über die politischen Vorteile nachzudenken, die damit einhergehen, das Richtige zu tun, Euer Hoheit. Aber ich hoffe, Sie verstehen, dass aus meinem Blickwinkel die Tatsache, dass es eben das Richtige ist, Vorrang hat g e genüber etwaigen daraus erwachsenden politischen Zwec k dienlichkeiten. «
»Eure Eminenz, hier gebe ich Euch ganz und gar recht «, erwiderte Nahrmahn mit einem süßsauren Lächeln. »Aber da ›das Richtige‹ und ›das politisch Zweckdienliche‹ so selten übereinstimmen, konnte ich es mir nicht entgehen lassen, es noch einmal ausdrücklich zu betonen. «
»Dann sind wir uns also einig, dass wir die Existenz di e ser Briefe nicht auf dem Festland publik machen, Eure M a jestäten? «, fragte Gray Harbor.
»Warum meine ich, in Ihrer Stimme ein gewisses … Z ö gern bemerkt zu haben, Rayjhis? « Sharleyans kluge Augen ruhten auf ihm. Der Erste Ratgeber verzog gequält das G e sicht.
»Auch die anderen seiner Offiziere und Mannschaften haben Briefe geschrieben «, seufzte er. »Den letzten Brief, den jeder von ihnen je schreiben wird. Wenn wir nicht zug e ben, dass wir sie erhalten haben, dann können wir sie auch nicht ihren Familien aushändigen. «
Wieder senkte sich Schweigen über den Tisch. Es hielt mehrere Sekunden an. Viele am Tisch vermieden es, Ihren Kollegen in die Augen zu schauen. Gray Harbor fragte sich, wie viele von ihnen es ebenso ironisch fanden wie er selbst, dass diese Entscheidung so unmittelbar nach Staynairs und Nahrmahns Diskussion darüber kommen sollte, was der U n terschied zwischen ›richtig‹ und › zweckdienlich ‹ war.
»Dafür lässt sich sicher eine Lösung finden «, sagte Sta y nair schließlich. Alle Blicke, die zuvor nur die Tischplatte oder die Gemälde an den Wänden des Ratszimmers betrac h tet hatten, zuckten zum Erzbischof hinüber. »Mittlerweile ist genug Zeit vergangen, dass die gleichen Nachrichten auch auf anderem Wege von Gorath nach Seidenstadt gelangt sein könnten. Und wir könnten es von jemand anderem als Sir Gwylym oder dem Grafen Thirsk erfahren haben. Da dem so ist, schlage ich vor, wir geben öffentlich bekannt, dass die Gefangenen der Inquisition überstellt wurden, ohne dass wir den Erhalt eines offiziellen Berichts von Sir Gwylym erwä h nen – oder auch irgendeinen anderen der Briefe. Stattdessen werde ich bald – vielleicht in zwei oder drei Fünftagen – verkünden, die Kirche sei in den Besitz der letzten Briefe zahlreicher der Gefangenen gelangt, die der Inquisition überstellt wurden. Ich werde nicht erklären, wie mich diese Briefe erreicht haben. Aber ich bin mir sicher, jeder wird davon ausgehen, wir hätten das einem reformistisch eing e stellten Geistlichen auf dem Festland zu verdanken. « Er schürzte die Lippen, und seine sonst so sanftmütigen Augen funkelten. »Irgendwie gefällt mir die Vorstellung, das könne die Inquisition dazu bringen, nach Verrätern in ihren eigenen Reihen zu suchen. «
»Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee, Eure Maje s täten «, stimmte Nahrmahn enthusiastisch zu. »Gewiss wird Clyntahns Reaktion darin bestehen, jegliche Briefe, die letztendlich allgemein bekannt werden, als charisianische Fälschungen zu brandmarken. Die würden gar nicht von u n seren Leuten stammen; wir würden bloß so tun, um auf diese Weise erneut schlechtes Licht auf Mutter Kirche und die Inquisition zu werfen. Vielleicht glaubt er das ja sogar wir k lich … und damit würden wir Graf Thirsk ein wenig aus der Schusslinie nehmen. «
Cayleb blickte Sharleyan an. Sie nickte, und Cayleb wandte sich wieder dem Rest des Rates zu.
»Also gut. « Auch er nickte nun. »Ich denke, Sie haben da die bestmögliche Lösung für dieses Problem gefunden, Ma i kel. Aber es bleibt immer noch die Frage offen, wie wir di e se Informationen der Öffentlichkeit präsentieren … und we l che Position wir dazu vertreten. «
»Das sehe ich auch so. « Mit ernster Miene senkte Staynair den Kopf. »Das ist etwas, auf das sowohl die Krone als auch die Kirche klar und deutlich reagieren müssen, ohne jegliche Zweideutigkeiten. Eure Untertanen und Gottes Kinder müssen unmissverständlich begreifen, was das bedeutet und wie wir dazu stehen. Und dann
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