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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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e r lebt hatte, kannte seinen zielstrebigen Gang, der Konzentr a tion und Entschlossenheit gleichermaßen verriet. Heute aber wirkte der Kirchenmann noch entschlossener, noch konze n trierter, fast als ob er die Entschlossenheit ganz besonders zur Schau stellen wolle. Die Spannung in der Gemeinde wuchs.
    Schließlich erreichte Erzbischof Maikel die Kanzel. Die Hand auf der Heiligen Schrift, hielt er einen Moment in ne, schloss die Augen und senkte den Kopf zu einem stillen G e bet. Dann hob er den Kopf wieder und blickte auf die übe r füllten Sitzbänke seiner Kathedrale hinab.
    »Wir hören aus dem Buch Chihiro, Kapitel fünf, Verse zehn bis vierzehn «, sagte er deutlich und schlug die Heilige Schrift auf. Seiten raschelten, und in der völligen Stille der Kathedrale war auch dieses Geräusch überdeutlich zu hören. Doch als der Erzbischof die gesuchte Stelle gefunden hatte, brauchte er sie nicht einmal anzuschauen. Seine Hand ruhte immer noch auf dem schweren Folianten. Staynair aber blickte auf die Gemeinde hinab, während er den Text aus dem Gedächtnis rezitierte.
    »Und der Erzengel Langhorne stand auf dem Berge Hei l bronn und blickte auf das Feld von Sabana hinab, auf dem so viele im Kampf gegen das Böse ihr Leben verloren hatten. In seinen Augen standen Tränen, als er sprach: ›Es kommt die Zeit, in der nur das Schwert der Gerechtigkeit gegen die zahllosen Schwerter des Bösen zu bestehen vermag – gegen verderblichen Ehrgeiz, gegen Gier, Selbstsucht und Grausamkeit, gegen Hass und Schreckensherrschaft. Macht mag genutzt werden, um Macht zu zerstören, und Stärke mag g e nutzt werden, um sich der Stärke entgegenzustellen. Doch die wahre Rüstung der Gottesfürchtigen ist die Gerechti g keit. Das, was nicht zu Recht getan werden kann, darf nicht getan werden. Denn nur die Dunkelheit vermag nicht im Glanz von Gottes Eigenem Lichte zu bestehen. Ihr werdet nicht zu Recht handeln, wenn ihr euch eurem weißglühenden Zorn hingebt, so berechtigt jener Zorn auch sein mag. Ihr werden Gerechtigkeit stets nüchtern und vernünftig walten lassen, in ehrfürchtigem Respekt vor der Liebe, die Gott euch schenkt. Nicht im Hass werdet ihr über andere richten, und wer die Gerechtigkeit für seine eigenen Zwecke nutzt, wer das Recht zu dem umgestaltet, was er Recht zu sein wünscht, statt das Recht sein zu lassen, was wahrhaftig Recht ist, der ist dem Herrn ein Gräuel. Jeder Mann möge seine Hand gegen ihn erheben. Was er sät, das soll er ernten, und die Gnade, die er anderen verwehrt, soll auch ihm ve r wehrt sein. Ich werde ihn nicht vor seinen Feinden beschü t zen. Ich werde ihn nicht anhören, wenn er in seiner höchsten Not nach mir ruft. Und beim letzten Gericht, wenn er vor den Thron Gottes tritt, werde ich ihn nicht sehen. Ich werde nicht das Wort für ihn ergreifen, und Gott wird sich von ihm a b wenden, und er wird für alle Zeiten in den ewigen Abgrund geschleudert sein, der ihm zukommt bis in Ewigkeit.‹ «
    Noch stiller hätte es in der Kathedrale nicht werden können. Und doch war es so, als Staynair geendet hatte. Da der Gottestag ein Tag der Freude, ein Tag fröhlicher Dankba r keit und Anerkennung war, schien er nicht für die grimm i gen, unerfreulichen Zeilen aus dem Buch Chihiro gemacht, für drohende Verdammnis. Das galt für jede Kathedrale auf ganz Safehold, für jede Predigt, die an diesem Tag gehalten wurde. Dass derlei Worte aus dem Mund des sanftmütigen Erzbischofs von Charis kamen, machte das Ganze nur um so erschreckender.
    Staynair ließ die Stille auf die Gemeinde wirken. Lan g sam ließ er den Blick über die Gesichter schweifen.
    »Meine heutige Predigt wird sehr kurz sein, meine Ki n der «, sagte er dann. »Und es bereitet mir wahrlich keine Freude, diese Predigt zu halten. Dies soll doch ein Freude n tag sein, ein Tag, an dem jedes Kind Gottes erneut die Liebe erkennt, die Er seinen Kindern schenkt. Ein Tag, an dem jedes Kind Gottes Ihm seine Liebe zeigt. Ich wünschte von ganzem Herzen, ich könnte euch allen heute diese Botschaft verkünden. Aber das kann ich nicht. Stattdessen muss ich über etwas sprechen, das wir hier in Charis erfahren haben, und das schon bald jedes einzelne Haus, jede einzelne Fam i lie im ganzen Kaiserreich Charis erreichen wird. «
    Er hielt inne. Weihrauchgeschwängerte Stille hüllte ihn ein; das Licht, das durch die Glasmalereien der Kirchenfen s ter fiel, fing sich in seiner erzbischöflichen Krone. Die Juw e len funkelten, und die kostbaren

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