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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Staynair hatte sich redlich bemüht, den Kaiserlichen Rat so unabhängig von der Kirche von Charis zu machen wie das nur irgend möglich war – gerade weil man sich ja in einem Glaubenskrieg befand. Die ganze Zeit über hatte Staynair den Standpunkt vertreten, die angeme s sene Rolle der Kirche sei es, zu lehren, nicht etwa Gesetze und Lehren durchzusetzen. Viele Ratsmitglieder fragten sich nun, wie der Erzbischof wohl auf diese jüngsten Gräueltaten reagieren mochte, die in Gottes Namen begangen worden waren.
    Reglos saß Maikel Staynair in seinem Sessel. Dann seuf z te er und schüttelte betrübt den Kopf. Trauer verdunkelte seinen Blick.
    »Möge Gott ihnen gnädig sein und sie mit Liebe empfangen! «, sagte er leise. Rings um den Tisch hörte man leises: »Amen! « Alle Anwesenden warteten respektvoll ab, als der Erzbischof zu einem kurzen, stillen Gebet die Augen schloss. Schließlich holte er tief Luft, lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte seinen alten Freund an.
    »Darf ich fragen, wie nach all den Monaten des Schwe i gens diese Briefe in unseren Besitz gekommen sind, R a yjhis? «
    »Diese Frage kann ich nicht beantworten – zumindest nicht vollständig «, erwiderte Gray Harbor. »Soweit ich das sagen kann, muss ein Bote sie von Gorath nach Seidenstadt gebracht haben. Dort wurden sie dann einem der ›silkiahan i schen‹ Handelsschiffer ausgehändigt, um sie zu uns zu b e fördern. So weit ist alles noch recht offensichtlich. Aber ich vermag nicht zu sagen, wer diese Zustellung genehmigt hat. Allerdings habe ich da so meine Vermutungen. «
    »Sir Gwylym hat darüber nichts verlauten lassen? «, fragte Baron Ironhill nach.
    »Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann hat er sich redlich Mühe gegeben, es auf gar keinen Fall verlauten zu lassen, Ahlvyno. « Gray Harbor verzog die Lippen zu einem angespannten Lächeln. »Zweifellos wusste er, was jedem widerfahren würde, der ›Ketzern‹ hilft, sollten seine Briefe der Inquisition in die Hände fallen. «
    »Richtig «, meinte Baron Wave Thunder nickend. »And e rerseits könnte ich mir denken, dass Sie mit Ihren Verm u tungen voll und ganz richtig liegen, Rayjhis. Der Einzige, der das genehmigen konnte und bei dem – nach allem, was wir über ihn wissen – eine solche Genehmigung zu erteilen auch vorstellbar wäre, ist Graf Thirsk. «
    »So sehe ich das auch «, bestätigte Cayleb. Natürlich wussten Wave Thunder und er ganz genau, wer die Weite r gabe der Briefe ermöglicht hatte. »Ich wünschte bei Gott, dieser Mann stünde nicht auf der Gegenseite! «, fuhr der Ka i ser ernst fort. »Und ich wünschte, ich wäre nach der Schlacht in der Klippenstraße nicht ganz so hart zu ihm gewesen. « C a yleb schüttelte den Kopf. »Thirsk hatte wirklich Besseres ve r dient. Aber das konnte ich damals nicht wissen. «
    »Es gefällt mir ja selbst nicht, diesen Vorschlag zu unte r breiten, Euer Majestät «, mischte sich nun Prinz Nahrmahn ungewohnt umständlich ein. »Aber wenn die Inquisition z u fälligerweise erführe, dass …«
    »Nein «, fiel ihm Cayleb tonlos ins Wort, und Sharleyan schüttelte heftig den Kopf. Dann setzte sich der Kaiser in seinem Sessel etwas auf. »Nein, Nahrmahn «, sagte er mit deutlich normalerer Stimme. »Ich gebe wohl zu: was Sie da andeuten, ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Mit angemessen kaltblütiger Pragmatik betrachtet, kann wohl kein Regent rechtfertigen, sich eine derart elegante Mö g lichkeit entgehen zu lassen, seinen gefährlichsten militär i schen Gegner aus dem Weg zu räumen. Aber der Mann, der das Risiko eingegangen ist, uns Gwylym Manthyrs letzte Briefe zukommen zu lassen, hat es redlich verdient, von uns besser behandelt zu werden. «
    »Das sehe ich auch so, Euer Majestät. « Nahrmahn nickte. »Aber derartige Möglichkeiten müssen zumindest bedacht werden. Nur deswegen habe ich es überhaupt angesprochen. Schließlich wäre es nicht nur falsch, den Grafen an die I n quisition zu verraten, es wäre auch töricht. Welchen kurzfri s tigen Vorteil es uns auch verschaffen würde, ihn als militär i schen Anführer zu beseitigen, langfristig würden wir damit nur erreichen, dass es in den Reihen der Tempelgetreuen einfach keine ›Graf Thirsks‹ mehr gäbe. Jeder vernünftige Mensch sieht die gesamte ›Vierer-Gruppe‹ durch Zhaspahr Clyntahns Handlungen in den Dreck gezogen. Wir können es wirklich nicht gebrauchen, in genau die gleiche Kategorie eingeordnet zu werden – weil wir keinen

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