Nimue Alban 10 - Der Verrat
Umständen hätte ein zwei- oder sogar dreimal so großer A b stand ausgereicht, ja, wäre sogar wünschenswerter gewesen. Denn schließlich mussten vor Anker liegende Schiffe sich mit Ebbe und Flut und mit dem Wind noch bewegen können. Niemand konnte es sich leisten, dass die Schiffe einander in die Quere kamen. Darum jedoch machte sich Jahras ganz offenkundig keine Sorgen. Jedes einzelne Schiff hatte nicht weniger als zwei Bug- und zwei Heckanker ausgeworfen und mit Springtauen gesichert. Die Schiffe bewegten sich also wirklich kaum. Zudem hatte der Baron zwischen den einzelnen Schiffsrümpfen auch noch schwere Trossen ausl e gen lassen, die man zuvor mit Bojen versehen hatte. Laut Owls SNARCs wies jede dieser Trossen einen Durchmesser von gut zehn Zoll auf, und zwischen zwei Schiffen befanden sich jeweils vier davon. Offensichtlich sollten sie verhi n dern, dass jemand durch die schmalen Lücken zwischen Jahras ’ Galeonen schlüpfen konnte.
Zusätzlich zu den Galeonen hatte der Baron es auch noch geschafft, dreißig Schwimmende Batterien zu improvisieren – eigentlich nur große Flöße mit schwerem Schanzkleid. Die Geschütze der Marineartillerie allein nämlich reichten nicht aus. Deswegen hatte Jahras jedes Feldgeschütz angefordert, das die Desnairian Army rechtzeitig nach Iythria schaffen konnte. Aus diesem Grund befand sich auf den Flößen ein buntes Gemisch aller nur erdenklichen Geschütze. Für die meisten von ihnen hatte man nicht einmal Schwenkzapfen gießen lassen, auch wenn man in den Gießereien von Iythria so rasch wie möglich nachträglich Zapfen anschweißen ließ. Die Schussrate der Batterien war bestenfalls unbefriedigend. Dafür aber gab es jede Menge davon. Die Schwimmenden Batterien hatte Jahras im flachen Wasser an beiden Enden seiner Galeonen-Reihe verankert. Offenkundig wollte er die freien Fläche zwischen seinen Schiffen und den Befestigu n gen auf der Sichel-Sandbank sowie der Dreiecks-Untiefe so weit möglich unter Feuer nehmen können.
Unterstützt wurden die Galeonen und die Schwimmenden Batterien von fünfzehn oder zwanzig altmodischen Gale e ren. Diese hatten an Artillerie nicht viel aufzubieten. Doch das war auch nicht erforderlich. Ihre Aufgabe war es, hinter der Galeonen-Reihe zu bleiben und jedes charisianische Schiff anzugreifen und aufzubringen, das verwegen genug wäre, sich doch noch zwischen Jahras ’ Schlachtschiffen hi n durchzukämpfen.
Offensichtlich hatte der Baron sich sehr ausführlich mit den Berichten befasst, die man ihm über die Geschehnisse in der Markovianischen See vorgelegt hatte. Wahrscheinlich konnte er nicht wirklich abschätzen, welchen Vorteil die neuen Explosivgranaten den Charisianern verschafften. Doch offenkundig waren seine Vorstellungen davon präzise genug, um sich zu weigern, seine Flotte Rock Point auf h o her See entgegenzustellen. Außerdem hatte er getan, was er konnte, um seine Schiffe und Batterien gegen die neue B e drohung zu wappnen. Im ganzen Golf hatte er Ketten z u sammensuchen und diese dann über die Seitenwände seiner Galeonen hängen lassen, um sie wenigstens etwas vor den Granaten zu schützen. Die Anzahl der Ketten reichte kaum, und die Ketten waren auch nicht robust genug, um Schüsse aus nächster Nähe abzuwehren. Aber es war doch deutlich erkennbar, dass der Baron über die neue bedrohliche Waffe nachgedacht hatte, mit deren Einsatz er zu rechnen hatte.
Die ärmlich bewaffneten Schwimmenden Batterien waren besser geschützt als Jahras ’ Galeonen. Deren ohnehin schon außerordentlich robustes Schanzkleid hatte er durch drei bis vier Fuß breite Gerüste verstärken und diese dann mit San d säcken auffüllen lassen. Das zusätzliche Gewicht wirkte sich zwar ungünstig auf die Gesamtstabilität der Flöße aus und verminderte auch in gefährlichem Maße deren Schwimmf ä higkeit, aber eine vier Fuß dicke Schicht Sandsäcke bot u n gleich mehr Schutz vor Granatentreffern als die Ketten, die Jahras über die Seitenwände der Galeonen hatte hängen la s sen.
Wenn man das alles zusammennahm, musste Rock Point zweierlei zugeben: Jahras ’ Vorbereitungen waren deutlich gründlicher als erwartet, und der Baron schien im Ganzen deutlich fähiger als ursprünglich angenommen. Ganz offe n sichtlich war Jahras bewusst, dass die Charisianer selbst mit ihren neuen Explosivgranaten immer noch in die Reichweite seiner eigenen Geschütze kommen mussten, wenn sie ihn angreifen wollten. Mittels Anker und Springtauen sollten
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