Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
ihrerseits Syrk erreichen. Sicher, falls Ihnen das wider Erwarten doch gelingt, prächtig! Aber Sie schinden Ihre Pferde bitte nicht bis zur völligen Erschöpfung. Und falls Sie die Ketzer doch nicht abfangen können, setzen Sie Ihnen auf keinen Fall nach. Versuchen Sie sich zu verbergen – die Ketzer dürften von Ihnen nichts wissen. Dann warten Sie ab, bis die Ketzer die Stadt wieder verlassen und greifen nördlich davon an – irgendwo zwischen Syrk und dem Sankt Alyk.«
Als der General zu ihm aufblickte, nickte Byrgair ein weiteres Mal. Rychtyrs Lippen unter dem buschigem Schnurrbart zuckten. Als er den Gesichtsausdruck seines Obersts sah, grenzte sein Mienenspiel eine Winzigkeit lang fast schon an ein Lächeln.
»Sie sind nicht allein bei diesem Einsatz, Sir Naythyn«, versicherte er ihm. »Colonel Bahchers Regiment wird Sie begleiten. Und zwei Batterien berittener Artillerie – unter dem Kommando von Captain Fowail und Captain Syrahlla – sind dem Kopf der Kolonne nahe genug. Ich kommandiere sie zu Ihnen ab. Sie haben den höheren Rang; also wird das Kommando selbstverständlich Ihnen zufallen, Colonel. In dieser Hinsicht rechne ich mit keinerlei Schwierigkeiten.«
Ein weiteres Mal nickte Byrgair, dieses Mal mit unverkennbar mehr Begeisterung. Sir Zhory Bahcher war eine echte Ausnahme: Seine Aufnahme in den Ritterstand hatte er sich auf die harte Tour verdient. Mehrere Jahre älter als Byrgair war er, da er keine Fürsprecher in den angesehensten Adelshäuser hatte, erst vor zwei Jahren zum Hauptmann aufgestiegen. Er war ein abgebrühter Profi, der sich zwanzig Jahre lang unerbittlich mit Räubern herumgeschlagen und sich hin und wieder sogar eine kleine Schlacht mit Angreifern aus Sodar geliefert hatte. Bei den ihm unterstellten Offizieren erfreute er sich nicht gerade sonderlicher Beliebtheit. Einigen von ihnen ging es gehörig gegen den Strich, jemandem von derart niederer Geburt unterstellt zu sein. Die einfachen Soldaten hingegen liebten Bahcher regelrecht. Ja, er war wirklich so zäh und pragmatisch, wie das hier gebraucht wurde. Mit Captain Fowail andererseits war Byrgair längst nicht so vertraut wie mit Bahcher. Syrahlla kannte er überhaupt nicht. Fowail stammte von der Flotte und war für eine neue Verwendung hierher abkommandiert worden – kein Wunder, schließlich wurden händeringend neue Artilleristen gesucht. Fowail schien dankenswert immun gegen jene Form der Kavallerie-Romantisierung zu sein, die Byrgair seiner eigenen Einheit nach Kräften ausgetrieben hatte. Aber vielleicht kannte der ehemalige Marineoffizier diese Tradition auch einfach nicht.
»Keine Sorge, ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie gegen Pikeniere anstürmen, die Ihnen zahlenmäßig vier- oder fünffach überlegen sind«, fuhr Rychtyr fort. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie den Gegner in die Defensive drängen. Verlangsamen Sie sein Vorankommen. Falls Sie ihn durch unablässige Flankenangriffe dazu bewegen können, sich zum Geviert aufzustellen, setzen Sie anschließend Geschütze ein. Wenn nicht, bleiben Sie immer dicht an seinen Flanken, reiten Sie ein Stück weit voraus und versperren die Straße, indem Sie Bäume fällen lassen. Tun Sie, was Sie können, um ihn aufzuhalten. Ich komme Ihnen nach, mit aller Infanterie und Artillerie, die ich innerhalb der nächsten Stunden auftreiben kann. General Traylmyn kann den Rest der Kolonne dann nach Trevyr führen, bis wir diese Sache hier entweder erledigt haben oder ich von Ihnen eine Nachricht erhalte. Es könnte ja sein, dass wir falsche Informationen haben oder die Garnison früher als gedacht abgerückt und ein Abfangen schlichtweg unmöglich ist. Falls die Ketzer dann doch nach Süden aufgebrochen sind, in Richtung Thesmar, kann Traylmyn sie ja abfangen. Falls wir sie aber doch einholen und erledigen, können wir anschließend auf der Landstraße weiterziehen. Dann lassen wir die Feste Sheldyn hinter uns und treffen in Cheryk wieder mit Baron Traylmyn zusammen. Verstanden?«
»Jawohl, Sir!« Deutlich munterer schlug sich Byrgair erneut gegen den Brustpanzer. »Dann machen Sie sich auf den Weg, Colonel.«
Als sich Sir Naythyn Byrgair daran machte, die Truppen auf den Abmarsch vorzubereiten, war er deutlich optimistischer als zuvor. Allzu aufwendig waren die Vorbereitungen nicht: Man hatte Bahcher und ihn ja nicht aufs Geratewohl für diesen Einsatz ausgewählt, sondern gerade weil sie beide zufälligerweise das Kommando über zwei der drei vordersten
Weitere Kostenlose Bücher