Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
hatte, er stoße früher oder später irgendwo nördlich von Syrk auf die Landstraße, die Thesmar und Sankt Alyk miteinander verband. Eine gewisse Vorfreude ließ Byrgair befreit durchatmen.
.VI.
Nördlich von Syrk,
Südmark,
Republik Siddarmark
Phylyp Mahldyn machte sich nicht einmal die Mühe zu fluchen.
Erstens hätte es ohnehin nichts genutzt. Zweitens war er einfach entschieden zu müde dafür. Und drittens hatte er tief in seinem Herzen sowieso gewusst, dass es so kommen würde – schon von dem Moment an, da er den Bericht über die aufkommende Invasionsstreitmacht aus Dohlar gelesen hatte.
»Wenigstens sind es bloß Kavalleristen«, meinte Major Fairstock, der neben Mahldyn auf der Kuppe eines kleinen Hügels stand.
Im Norden waren deutlich die Ausläufer der Schlangenberge zu erkennen, hinter denen, halb im Nebel verborgen, sehr viel höhere Gipfel in den Himmel ragten, gekrönt mit ewigem Eis. Noch dreißig Meilen, und sie hätten diese Ausläufer erreicht. Dort, des dichten Baumbestands und der steilen Hänge wegen, sollte Infanterie deutlich besser vorankommen als Kavallerie. Mahldyn fragte sich gerade, ob es wohl Zufall war, dass der Feind ihnen gerade hier entgegentrat.
Als sie Syrk erreicht hatten, war die Ortschaft fast menschenleer gewesen. Nur hier und da hatte man ihnen mit hasserfülltem Blick hinterhergeschaut – Landsleute, die dem Tempel Gefolgschaft leisteten. Wer nach wie vor dem Reichsverweser die Treue hielt, war auf die offiziellen Warnungen hin längst geflohen – zumindest hoffte Mahldyn das. Auch einige Tempelgetreue hatten die Flucht angetreten: Sie hatten nicht das Bedürfnis, zwischen zwei Armeen zu geraten … ganz egal, auf wessen Seite sie standen. Colonel Mahldyn hatte nicht einmal das Marschtempo verringern lassen, als er seine Kolonne durch die Stadt führte. Allerdings war ihm da schon bewusst gewesen, dass es leichter gewesen wäre, sich zur Verteidigung in Syrk zu verschanzen, als mitten im Nirgendwo auf offenem Feld.
Na ja, wenn es um eine gute Verteidigungsbasis gegangen wäre, wäre es am klügsten gewesen, in der Feste Sheldyn zu bleiben, oder? , dachte er. Natürlich gab es da ein kleines Problem: Die Feste war eine echte Todesfalle. Schließlich ist ja klar, wie viele Männer da auf mich zukommen, und unsere Vorräte hätten bestenfalls noch einen Monat gereicht. Also sollte ich jetzt nicht zu streng mit mir sein, nur weil ich mich nicht in Syrk verschanzt habe.
Wenigstens würde sich jetzt auch niemand anderes mehr in der Feste verschanzen – zumindest nicht sonderlich gut. Ein Grinsen huschte über Mahldyns Gesicht. Die Flammen hatten regelrecht getobt und jeden Stützbalken und jede Holzplanke verschlungen. Schießpulver hatten sie auch nicht mehr viel gehabt. Zudem war es das altmodische Mehlpulver gewesen. Egal, die Zahl der Musketen war eh recht übersichtlich. Deswegen hatte Mahldyn das überschüssige Pulver strategisch an einigen Abschnitten der Mantelmauer zum Einsatz gebracht. Er hatte natürlich keine Ahnung, ob die Dohlaraner überhaupt Interesse daran hatten, die Feste einzunehmen. Aber wenn ja, würden sie jetzt auf jeden Fall erst einmal gründlich renovieren müssen.
Das ist ja alles schön und gut, aber das hat keine Auswirkungen auf das, was hier und jetzt passiert.
»Sie sind vor uns, Sir«, kommentierte Colonel Mahzyngail grimmig.
»Stimmt«, pflichtete ihm Mahldyn bei. »Und wenn die vor uns sind, dann muss man sich doch wohl fragen, wer hinter uns ist.«
Die Miene des Miliz-Colonels verspannte sich. Er nickte knapp, fast widerwillig. Mahldyn seufzte, hob das Fernrohr und dachte angestrengt darüber nach, was für ein Bild sich ihm hier gerade bot.
»Sieht bislang nur nach Kundschaftern aus«, sagte er, ohne das Fernrohr sinken zu lassen. »Aber das sind keine Tempelgetreuen aus der Region. Falsche Rüstung, zu gute Pferde. Standarten kann ich noch keine erkennen. Aber es scheint, als hätten die rote Kasacks an, und …«
Er stockte, als ein sehr viel größerer Reitertrupp hinter den Kundschaftern auftauchte. Diese Reiter führten tatsächlich eine Standarte. Mahldyns Miene verfinsterte sich, als er grüne Wyvern auf rotem Grund sah, das Wappen von Dohlar.
»Berufssoldaten aus Dohlar«, sagte er tonlos.
»Na prächtig«, brummte Mahzyngail, und Mahldyn stieß ein zustimmendes raues Schnauben aus.
»Wenigstens hat Klymynt recht: Es sind bloß Kavalleristen«, sagte er. »Ich weiß ja auch, dass unsere Jungs erschöpft sind.
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