Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
schon versenkt hat, um die Fahrrinne wieder freizubekommen. Und einfach geradewegs den Fluss weiter hinabfahren und den Gegner mit roher Gewalt aus dem Weg räumen, können wir auch nicht. Auf eines würde ich wetten: Wer auch immer diese geniale Idee hatte, er hat gewiss auch seine Flanke im Auge behalten. Wir müssen herausfinden, wie gut die sich am Ufer eingegraben haben. Ich will dabei zwar nicht unnötig Männer verlieren, aber solange wir diese Information nicht haben, können wir uns auch nicht zurechtlegen, wie wir mit dem Feind fertig werden. Und genau das werden wir, Gentlemen.« Mit steinerner Miene blickte er sich um. »Das dürfen Sie mir glauben!«
»Na, eine blutige Nase haben wir denen auf jeden Fall verpasst«, meinte Colonel Hauwerd Zhansyn befriedigt mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme. »Da treiben ja immer noch Leichen flussabwärts.« Er warf Commander Watyrs ein breites Grinsen zu. »Ist auf jeden Fall schon einmal eine schöne erste Anzahlung für das, was die mit General Stahntyn gemacht haben. Sagen Sie Ihren Schützen, meine Jungs wüssten das zu schätzen.«
»Gern geschehen«, erwiderte Hainz Watyrs. Falls sich der Flottenoffizier etwas fehl am Platze fühlte (das nächste Meer war gut siebzehnhundert Meilen entfernt), ließ er sich das zumindest nicht anmerken. »Aber es war schon praktisch, dass die wirklich geradewegs in die Falle hineingetappt sind.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir damit durchkommen, Brigadier.«
»Das weiß man immer erst, wenn man’s versucht hat«, erwiderte Mahrtyn Taisyn und zuckte die Achseln. »Major Tyrnyrs Vorschlag, die Sicherheitskräfte mit Armbrüsten auszurüsten, war eine gute Idee. Den Gegner haben so keine Schüsse vorgewarnt – na ja, zumindest nicht, bis Ihre Kanonen losgelegt haben, Hainz.«
Watyrs nickte. Dann blickten die drei schweigend auf den Fluss hinab. Sie hielten ihre Besprechung vor einem Unterstand ab, dessen Decke Holzbalken und Erdreich waren. Er diente Taisyn als Hauptquartier. Normalerweise gab es hier nicht allzu viel zu sehen. Der Mond stand als schmale Sichel am Nachthimmel, und selbst dieser blasse Lichtschein wurde noch halb von Wolkenfetzen verschluckt. Unten am Fluss konnte man immer noch rotglühendes Holz ausmachen: Einige der gestrandeten Kähne brannten schon seit Stunden vor sich hin. Die Wachposten waren angewiesen, gewaltige Holzhaufen in Brand zu stecken, die man im Vorfeld vorbereitet hatte. Diese sollten das Terrain fast taghell erleuchten können, falls es Anzeichen dafür geben sollte, die Tempelgetreuen könnten im Schutze der Nacht allzu abenteuerlustig werden.
Eigentlich wär’s ja schön , gestand sich der Brigadier der Marineinfanterie ein und dachte an die Barrikade, die sie quer über die Fahrrinne gelegt hatten.
Selbst mehrere Arbeitstrupps gemeinsam würden mindestens zwei oder sogar drei Tage brauchen, um die Holzbalken wieder aus dem Fluss zu fischen. Dazu kamen die gezielt versenkten Lastkähne (die man zuvor mit Felsbrocken beladen hatte) und all die anderen Hindernisse, die Watyrs’ Männer im Flussbett deponiert hatten. Watyrs hatte dafür gesorgt, dass die Barrikade von ganzen neun seiner Siebenundfünfzigpfünder ins Visier genommen werden konnte. Wenn die tempelgetreuen Dreckskerle wirklich die Freundlichkeit besäßen, Männer zur Räumung auszuschicken, wäre es dem Brigadier eine echte Freude, mit seinen Kanonieren ein paar Schießübungen abzuhalten. Solange Taisyns Batterien und Schanzen die Fahrrinne sicherten, würde nichts und niemand diesen Fluss hinunterkommen. Zumindest nicht lebendig.
»Was werden die wohl als Nächstes tun, Sir?«, erkundigte sich Zhahnsyn.
Der Colonel befehligte zweitausend Siddarmarkianer – ziemlich genau die Hälfte von Taisyns Infanterie. Die fünfhundert Marines, die Taisyn noch verblieben waren, und dazu Zhahnsyns dreitausend Pikeniere und Armbrustschützen hatten den Freiwilligentrupp des jungen Byrk Raimahn abgelöst und sicherten nun den Green-Cove-Pfad und die Hanymar-Schlucht. Sollte Cahnyr Kaitswyrth beschließen, eine Flankierungskolonne über Land zu schicken …
Es passte Taisyn überhaupt nicht, derart viele Männer abstellen zu müssen. Aber Raimahns Leute waren am Ende ihrer Kräfte. Für einen entschlossenen Vorstoß waren diese Männer schlichtweg zu erschöpft … und Taisyn wäre auch nicht willens gewesen, ihnen Derartiges abzuverlangen. Er konnte nur darauf hoffen, dass seine eigenen
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