Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
Männer – allesamt ausgebildete Soldaten – wenigstens halb so gute Arbeit dabei leisten würden, die Stellung zu halten, wie es diese zivilen Freiwilligen geschafft hatten. Aber die Stellung musste gehalten werden, bis Herzog Eastshare in Gletscherherz eintraf.
Und bis dahin war es an ihm, Bischof-Kommandeur Cahnyrs Fortkommen nach Kräften zu behindern. Eigentlich wollte Taisyn gar nicht daran denken, welch gewaltiges Risiko er hier einging. Bedauerlicherweise ließ ihm Zhahnsyns Frage kaum eine andere Wahl.
»Nach allem, was wir bislang gesehen oder gehört haben, scheint deren Armee – anders als deren Flotte – durchaus in der Lage, den eigenen Arsch zu finden. Zumindest, wenn sie zur Suche beide Hände benutzen dürfen«, sagte er, den Blick immer noch auf die flackernden Flammen gerichtet. »Den Berichten zufolge haben die sich auch in Rekordgeschwindigkeit auf General Stahntyns Regiment gestürzt. Wir werden also davon ausgehen müssen, dass die nichts Unüberlegtes unternehmen … was natürlich bedauerlich ist. Am liebsten wäre es mir, wenn sie einen Frontalangriff flussabwärts versuchen würden. Aber so dämlich sind die leider nicht. Deswegen rechne ich damit, dass sie als Erstes versuchen, herauszufinden, wo wir überhaupt stehen und wie es um unsere Kampfstärke bestellt ist. Und danach?« Er zuckte mit den Schultern.
»Ich wünschte, ich hätte noch ein paar Kavalleristen, die deren Nachhut ein wenig aufmischen könnten, Sir«, meinte Zhahnsyn. »Wir bräuchten etwas, das die dazu zwingt, beunruhigt über die Schulter zu blicken, statt sich allein darauf zu konzentrieren, was – oder wer – vor ihnen steht.«
»Ja, das wäre wirklich nett«, bestätigte Taisyn. »Bedauerlicherweise geben weder Marineinfanteristen noch siddarmarkianische Pikeniere sonderlich gute Kavalleristen ab … und wie einer von Hainz’ Matrosen in einem Sattel aussähe, möchten Sie sich nicht einmal vorstellen!«
»Dass der Gegner uns im Verhältnis fünfunddreißig zu eins überlegen ist, ist schon beunruhigend genug. Aber was mich so richtig umtreibt, ist, wie viel Kavallerie er hat«, warf Commander Watyrs ein. »Wir befinden uns hier in einer guten Position, gar keine Frage. Aber außerhalb der Schützengräben sind wir alles andere als mobil. Solange wir den Fluss im Rücken haben, bedeuten die Hindernisse in der Fahrrinne, dass wir uns in Booten rascher zurückziehen können, als der Gegner flussabwärts marschieren oder uns die Kavallerie hinterherschicken könnte. Aber wenn die es schaffen, den Fluss zu blockieren, irgendwo auf der Strecke zwischen dieser Biegung hier und dem Eissee …«
Nun war es an ihm, die Achseln zu zucken. Taisyn nickte ernst.
»Das ist die größte Gefahr, ja«, bestätigte er. »Und deren Geschütze brauchen nicht annähernd so gut zu sein wie unsere, schaffen die ihre Artillerie irgendwie ans Flussufer. Aber Sie haben es ja gerade selbst gesagt: Wir befinden uns hier in einer wirklich guten Position, und Hauwerd und ich haben dafür gesorgt, dass wir uns rückwärtig und zu den Flanken hin genauso gut verteidigen können wie frontal. Sollten die wirklich irgendwie an uns vorbeikommen und uns in den Rücken fallen, bleiben wir einfach hier. Dann sind wir die Fischgräte in deren Hals, die man einfach nicht los wird, ganz egal, was man versucht.« Er fletschte die Zähne. »Glauben Sie mir, wenn es der Herzog nach Eissee schafft, solange wir hier sind, hat er eine verdammt gute Chance, hinter uns den ganzen Fluss aufzurollen und uns hier herauszuholen … solange wir nur dafür sorgen, dass deren Kähne und ihr ganzes schweres Zeug westlich von hier bleiben.«
Die beiden anderen Offiziere nickten schweigend. Sie blickten ebenso finster drein wie ihr Vorgesetzter. Denn sie alle wussten, was Taisyn unausgesprochen gelassen hatte. Wenn Eastshare es nicht rechtzeitig schaffte und die Armee Gottes mit ihren mehr als einhunderttausend ausgebildeten Soldaten und den vierzig- oder fünfzigtausend tempelgetreuen Milizionären tatsächlich hinter sie gelangte, dann war es vollkommen bedeutungslos, wie gut eingegraben und verschanzt ihre eigenen viertausend Mann hier waren. Zumindest langfristig.
Aber wenn wir sie nicht aufhalten, verlieren wir den ganzen Westen von Gletscherherz – vielleicht sogar gleich die ganze verdammte Provinz! , dachte Taisyn. In einer offenen Feldschlacht kommen wir unmöglich gegen die an – nicht wenn sie uns derart zahlenmäßig überlegen sind. Da brauchen
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