Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
die ihr Handwerk wirklich nur grob zu beherrschen und können uns langfristig doch fertigmachen. Hätte ich eine vollständige Brigade echter Infanteristen, würde ich mein Glück versuchen, selbst ohne Kavallerie. Aber mit gerade einmal zweitausend Marines und Matrosen und dazu Zhansyns Pikenieren? Auf offenem Feld? Wir könnten denen Schaden zufügen, ja vielleicht. Aber wir hätten nicht den Hauch einer Chance, sie wirklich aufzuhalten … und am Ende wären wir auf jeden Fall tot.
Er stand zwischen seinem Artilleriekommandeur und dem siddarmarkianischen Colonel, schaute zu, wie am Ufer die Überreste der Lastkähne niederbrannten und sprach ein lautloses Gebet, der Herzog möge sich beeilen.
.III.
Serabor,
in der Sylmahn-Kluft,
Alte Provinz,
Republik Siddarmark
Das Grollen in der Ferne war kein Donner, und das Flackern, das im Norden die Unterseite der Wolken erhellte, stammte auch nicht von den Blitzen eines Gewitters. General Kynt Clareyk, seines Zeichens Baron Green Valley und Kommandeur der 2. Verstärkten Brigade des Charisianischen Expeditionskorps, wusste ganz genau, was es damit in Wahrheit auf sich hatte. Mit steinerner Miene betrachtete er das Flackern, während das vorderste Schiff seiner Brigade auf den behelfsmäßigen Landungssteg unterhalb des Dammes zuhielt, der Serabor schützte.
Er wusste nicht, wie es Trumyn Stohnars Männer gelungen war, Bahrnabai Wyrshyms Armee aufzuhalten. Mehr als die Hälfte seiner Männer war tot. Aus unerfindlichen Gründen schaffte es Colonel Wyllys immer noch, sich auf den Beinen zu halten. Er und ein weiterer Offizier waren die einzigen Regimentskommandeure, die Stohnar seit Beginn dieses Feldzugs begleiteten: Alle anderen waren gefallen oder verwundet. Dem Rest von Wyllys’ Regiment war nicht so viel Glück beschieden gewesen wie ihrem Kommandeur: Von den zweitausendzweihundert Mann, die er im letzten Winter in die Sylmahn-Kluft geführt hatte, lebten noch zweihundertfünfundsechzig. Von denen waren neunzig verwundet. Der einzige Kompanieführer, der überlebt hatte, war der junge Hainree Klairynce. Dessen Kompanie, mit einem Viertel ihrer Sollstärke, war alles, was vom 37. Regiment noch übrig war.
Doch genau diese Kompanie stand jetzt hier oben und kauerte sich hinter die Kanonen, die immer wieder aufblitzten. Sie waren Teil der kleinen Behelfsreserve, die General Stohnar tatsächlich noch aus einigen verstreuten Berufssoldaten und den Überresten der grausam dezimierten Miliz zusammengeklaubt hatte. Wyllys führte das Kommando über diese Reserve – ganze achthundert Mann. Währenddessen hielt Colonel Fhranklyn Pruait vom 76. Regiment die Schützengräben.
Na ja, zusammen mit Commander Tyrwait , setzte Green Valley kopfschüttelnd hinzu. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, rechtzeitig einzutreffen. Und ohne Lieutenant Commander Shain Tyrwait und dessen Flottenartilleristen wäre ihm das auch nicht gelungen.
Mit Hilfe von Owls SNARCs beobachtete er, wie die Fender des großen Lastkahns quietschend gegen die behelfsmäßige Pier stießen. Trotz des bleigrauen Himmels zeichneten sich auf Owls Bildmaterial die Mündungsblitze der Gewehre ebenso ab wie die ungleich helleren Feuerbälle aus den Rohren der Kanonen. Wie glühende Spinnwebfäden zogen die Flugbahnen der Schrappnells über den Himmel – von beiden Seiten. Grimmig musste Clareyk feststellen, dass im Großen und Ganzen doch deutlich mehr Granaten im Süden abgefeuert wurden als im Norden. Zuverlässige Zeitzünder hin oder her: die massive Geschützbatterie, die Nybar, Vynair und Bahrkly zusammengezogen hatten, brachte nach und nach Stohnars gesamte Mannschaft um und riss ihre Feldschanze immer weiter in Stücke. Doch nicht alles lief so, wie sich die Gegenseite das vorstellte: Green Valleys Augen funkelten zustimmend, als eine von Tyrwaits Dreißigpfünder-Granaten einen Munitionswagen der Armee Gottes traf. Die spektakuläre Explosion riss fast die halbe Zwölfpfünder-Abteilung der Tempelgetreuen in den Tod … und sofort traten neue Kanoniere an die Geschütze heran. Sie stapften über ihre toten und verwundeten Vorgänger einfach hinweg.
Vor Stohnars Schanzen stapelten sich mittlerweile die Leichen derjenigen, die ihr Leben beim Versuch gelassen hatten, den Erdwall zu überwinden. Eine ganze Menge Leichen , dachte Green Valley in grimmiger Befriedigung. Mehr, als dort eigentlich liegen sollten. Aber das wollte er Wyrshym oder dessen Divisionskommandeuren gewiss nicht vorwerfen.
Die
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