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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gottesfürchtigsten Menschen wird Hass aufkeimen, wenn er genug nackte Frauen- und Kinderleichen im Schnee hatte liegen sehen müssen. Dafür hatte Styvynsyn Verständnis. Auch er war gegen diese Art Hass nicht gefeit gewesen, als das 37ste auf dem Weg nach Norden Harystn durchquerte. Auch er hatte die halbnackten, angefressenen Leichen der Bürgermeisterfamilie gesehen: an die Wand des Rathauses genagelt. Das jüngste Opfer war höchstens zehn oder elf Jahre alt gewesen. Die Nägel, die man ihnen durch Hand- und Fußgelenke getrieben hatte, waren dicker gewesen als die Kinderfinger. Zhorj Styvynsyn war wahrhaftig nicht mit einem empfindlichen Magen geschlagen. Damals aber hatte er sein Essen von sich gegeben – ausgerechnet die einzige warme Mahlzeit, die seine Männer und er im ganzen letzten Fünftag bekommen hatten.
    Er hoffte inständig, der Junge war bereits tot gewesen, bevor man an ihm und seinen älteren Geschwistern diese entsetzliche Untat verübt hatte. Die furchtbaren Kopfverletzungen, die Styvynsyn an der Leiche entdeckt hatte, gaben zu dieser Vermutung Anlass. War es nicht schrecklich, dass man dankbar dafür war, wenn jemand einem Zehnjährigen den Schädel eingeschlagen hatte? Seit jenem Tag hatte Styvynsyn viel gesehen, was Gräueltat genannt werden musste. Und das Schlimmste: nicht alle davon waren von Rebellen verübt worden. Doch die Leichen der Bürgermeisterfamilie, die an einer halb eingestürzten Wand gehangen hatten, angefressenen von wilden Tieren … dieser Anblick verfolgte den Major noch bis in seine Träume. Ob wirklich Hahlys Cahrtairs Kompanie für dieses Massaker verantwortlich war? Er wusste es nicht. Alles, was er wusste, war, dass dieses Vorgehen zu Cahrtair passte. Aber auch ohne diese Untat klebte beileibe genug Blut an den Händen von Cahrtair und seinen Männern. Es war sogar so viel Blut, dass Styvynsyn beim Anblick von Cahrtairs Banner nicht darüber nachdachte, wie sich dieser Shan-wei-Kreis aus Blut und Hass endlich durchbrechen ließe. Nein, in diesem Augenblick war ihm das völlig egal.
    Jetzt war die Zeit für Vergeltung gekommen.
    Bei der Armee der Siddarmark wurden keine Signalhörner verwendet. Stattdessen verließ man sich ganz auf die Trommler, die Kompanie- wie Regimentskommandeure begleiteten. Cahrtairs Trommler schlug einen Wirbel, während sich Mahrtyn Mahkhoms Zwoter Zug quer zur Landstraße aufstellte. Die Männer von Shawyn Mahlyks Erstem Zug nahmen ihre Plätze dahinter ein.
    Beinahe wäre genug Platz für zwei Züge nebeneinander gewesen, aber eben nur beinahe, und zwar wenn Cahrtair die Männer Schulter an Schulter hätte antreten lassen. Kurz hatte er das in Erwägung gezogen: Die Versuchung, der geschwächten 37sten so viele Männer wie möglich entgegenzuschicken, war gewaltig. So dicht beieinander zu stehen, hätte aber die Beweglichkeit der Männer sehr eingeschränkt. Eine gut gedrillte Berufssoldaten-Einheit wie das 37ste hätte das vielleicht hinbekommen. Aber Cahrtair war entschieden zu schlau – und hatte zu viele Dinge auf die harte Tour lernen müssen –, um dergleichen mit Milizionären zu versuchen.
    Er hatte den Siebten Zug und auch die Stabsabteilung aufgelöst, um die restlichen Züge auf Sollstärke aufzufüllen. Captain Arystyn, deren Kommandeur, war beim Angriff auf Terykyr gefallen – eine Pike hatte ihn geradewegs im Unterleib erwischt. Die Umgruppierung hatte Cahrtairs Kompanie ein wenig Schlachtgruppentiefe gekostet. Aber da trotz der Umgruppierung keiner seiner Züge auf das volle Soll kam, spielte das keine große Rolle. Keine Einheit auf dem Schlachtfeld konnte das noch für sich verbuchen.
    Mit einer Frontbreite von gerade einmal dreißig Mann in die Schlacht zu ziehen war nicht nach Cahrtairs Geschmack. Aber an diese Formation waren die Männer nun einmal gewöhnt. Neuheiten in der Hitze des Gefechts waren keine gute Idee. Außerdem: wenn die Ketzer wirklich derart unterbesetzt waren, wie es das Gewirr an Bannern vermuten ließ, konnte dieser zusammengewürfelte Haufen doch überhaupt keinen Zusammenhalt mehr aufbringen. Die Frontlinie des Gegners mochte ja ein wenig breiter sein als seine eigene. Diese Schar dort drüben aber war gewiss nicht so schlagkräftig und flexibel: Sie hatten nicht die unaufhaltsame Stärke von vierhundert heranstürmenden Männern, die mit Gottes Segen kämpften.
    Bedauerlich war nur, dass sich keine Möglichkeit auftat, die Armbrustschützen des Achten zum Einsatz zu bringen. Unter derart

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