Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
ungebührlich frech. Mindestens die Hälfte dieser Quertreiber fürchtet, das könnte nur noch schlimmer werden – vor allem, wenn das einfache Volk auf einmal Anstellungsmöglichkeiten findet, auf die der Adel keinerlei Einfluss mehr besitzt.« Er stieß ein Schnauben aus. »Die waren ja schon angepi … verärgert, als wir seinerzeit aus dem Alten Charis die neuen Gesetze gegen Kinderarbeit übernommen haben. Das macht die heute noch Shan-wei-wild! Und diese Leute haben immerhin genug Grips, um zu begreifen, dass das alles nur die Spitze des Eisbergs ist. Gut, viel haben die zwar wirklich nicht im Kopf, aber dafür reicht’s gerade noch.« Sein Tonfall und seine Miene verrieten unverhohlenen Abscheu. »Glauben Sie etwa, Braisyn, die hätten noch nicht die Schauergeschichten darüber gehört, wie Howsmyn seine Arbeiter behandelt? Na, dann wären Sie nicht annähernd so schlau, wie ich immer gedacht habe!«
    Sharleyan hüstelte mit vor den Mund gelegter Hand, um das Grinsen zu verbergen, dass sich auf ihr Gesicht stehlen wollte. Es war ja auch zu komisch, wie finster der Lordrichter den Ersten Ratgeber anfunkelte. Wer sich in Chisholm auskannte, war nicht überrascht: Natürlich mochten sich einige Adelige nicht an die Vorstellung gewöhnen, einfachen Arbeitern die Wahl von Vertretern zu gestatten, die dann mit den Eignern der Manufakturen über Arbeitsbedingungen und Löhne verhandelten. In deren Augen war das schlichtweg … ungehörig. Sondervergütung für Arbeiter, wenn die Produktionsquote überschritten wurden, statt ihnen den Lohn zu kürzen, wenn sie die geforderten Quoten nicht erreichten – wie fremdartig war das denn?!
    Doch Sharleyans Erheiterung hielt nicht lange. Hier taten sich die größten Unterschiede zwischen Chisholm und dem Alten Charis auf wie ein Abgrund: Die überwiegende Mehrheit des charisianischen Adels hatte sich genau wie der Rest von Caylebs Untertanen von jenem Drang anstecken lassen, Bestehendes zu verbessern und stets nach neuen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Der Adel und das einfache Volk verfolgten also ein gemeinsames Ziel, was sie gewissermaßen auf selbe Augenhöhe brachte. Der Adel von Chisholm hingegen empfand nach wie vor Händlern gegenüber die für Landeigner so charakteristische Verachtung. Sie waren nicht bereit, ihre wirtschaftliche Vorrangstellung kampflos aufzugeben. Zudem hatte Sharleyans Vater, König Sailys, damals nur dank der Unterstützung des einfachen Volkes den politischen Würgegriff des Adels brechen können. Nun sorgte man sich in jenen Kreisen, wie es um Macht und Posten bestellt sein mochte, wenn nach und nach unwiderruflich alle Stützen des Wohlstandes wegbrächen. Es schien alles darauf hinauszulaufen, dass auch in Chisholm beizeiten charisianische Verhältnisse herrschten. Dort konnten einfache Menschen niederer Geburt – wie beispielsweise ein Ehdwyrd Howsmyn – zu schwindelerregenden Höhen aufsteigen. Aber Stoneheart hatte recht: Was Chisholms Adel tat, war nicht blinde Gegenwehr gegen alles Gewohnte. Es war eine äußerst bewusste Gegenwehr: der Kampf gegen alles, was unweigerlich kommen musste.
    Auch bei den Gilden und Zünften, die in Chisholm ungleich einflussreicher waren als im Alten Charis, würde sich so manches ändern. Allerdings hatten die Zunftmeister anders als der Adel noch nicht begriffen, dass sich der Wind schon sehr bald drehen würde. Jahrhunderte lang waren die Zünfte Schutzgemeinschaft der Handwerksmeister gewesen. Begriffen sie erst einmal, dass auch die gewohnte, geschätzte Struktur ihrer Gesellschaft schon bald der Vergangenheit angehören würde, stand zu erwarten, das auch sie Gegenwehr leisteten. Eine solche Entwicklung könnte langfristig betrachtet ungleich mehr Probleme hervorrufen als der Widerstand des Adels. Dies galt besonders, wenn die Zunftmeister beschließen sollten, sich mit dem Adel zu verbünden.
    »Versteht mich nicht falsch, Eure Majestät«, sagte Saint Howan. »Die Charisianer, die Seine Majestät und Ihr zu uns geschickt habt, werden durchaus geeignete Orte zur Ansiedlung neuer Manufakturen finden. Das Problem ist, dass ihre Suche zu lange dauert und viele der an sich geeigneten Flächen nicht ideal gelegen sind, wenn man auf Effizienz Wert legt. Dazu kommt noch, dass sie sich in … bestimmten Regionen konzentrieren. So gibt es in Lantern Walk beispielsweise reichlich Kohle und auch einige recht ergiebige Eisenerzlagerstätten, und der Lantern ist fast bis nach Saint Howan’s Bay

Weitere Kostenlose Bücher