Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
wäre dafür bestens geeignet. Maikel wird an Bord Charis’ einziger offizieller Vertreter sein. Sie drei befinden sich unter seinem Schutz, bis Sie Ihre Heimat erreichen. Dort tritt Prinz Daivyn zum ersten Mal dem Regentschaftsrat gegenüber, und von da an übernehmen die Mitglieder des Rates Ihrer beider Schutz.«
Über den Kopf des plötzlich völlig reglos sitzenden Prinzen hinweg suchte die Kaiserin den Blick zu Graf Coris.
»Zuvor erhält General Zhanstyn eine Nachricht, die ihn von Folgendem in Kenntnis setzt: Bei Ihrem Eintreffen in Manchyr haben keine charisianischen Militärstreitkräfte anwesend zu sein; Prinz Daivyns Regentschaftsrat hat freie Hand dabei, ihn sicher unterzubringen, zu bestimmen, wer für seine Sicherheit garantiert und wann und wo der Prinz welche Teile seines Fürstentums aufsucht. Sollten der Regentschaftsrat oder General Gahrvai entweder General Zhanstyn oder einen beliebigen anderen Angehörigen der charisianischen Streitkräfte um Hilfe ersuchen – egal ob Marineinfanterist oder Matrose –, so ist diese zu gewähren. Sollte auf charisianische Hilfe verzichtet werden, so kann eine entsprechende gemeinschaftliche Entscheidung getroffen werden: Von General Gahrvai, dem Regentschaftsrat sowie – sollte der Regentschaftsrat meinen Ratschlag beherzigen – von Ihnen , Mein Lord. Schließlich wurden Sie von Prinz Daivyns Vater zu dessen Vormund bestimmt. Außerdem sollte nach meinem Dafürhalten an dieser Entscheidung auch Ihre Hoheit, die Schwester des Prinzen, beteiligt sein.
Die für den Waffenstillstand ausgehandelten Bedingungen haben unverändert Bestand. Es bleibt, was zwischen Seiner Majestät dem Kaiser einerseits und den Grafen Anvil Rock und Tartarian als Vertreter des Regentschaftsrats andererseits festgelegt wurde. In dieser Hinsicht kann und werde ich keinerlei Zugeständnisse machen. Damit wir Daivyn als rechtmäßigen und regierenden Fürsten von Corisande anerkennen, muss er die Waffenstillstandsbedingungen ebenfalls anerkennen. Selbstverständlich kann er sich dagegen entscheiden. Wenn der Regentschaftsrat ihn dann trotzdem zum Fürsten krönt, wird es das Kaiserreich Charis als sein gutes Recht ansehen, die Einhaltung der getroffenen Bedingungen auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Sie sehen: Die Entscheidung darüber liegt ausschließlich in der Hand Ihrer Landsleute, und das sollte jedem in Corisande klar sein. Ich hoffe sehr darauf, dass Corisande und die Corisandianer die richtige Entscheidung treffen. Aber wie auch immer sie aussehen mag: sie muss und wird von Corisandianern getroffen, nicht von der Krone von Charis. Natürlich wird man in Zion und anderenorts behaupten, man habe Sie genötigt, auf Charis’ Seite zu bleiben. Gegen derartige Behauptungen bleibt uns nur eine einzige Waffe: die Wahrheit. Und diese Wahrheit muss in Corisande überall bekannt sein.
Wir sind Besatzer in Ihrer Heimat. Aber wir haben uns bemüht, Unruhen und Gewalttätigkeiten in Corisande einzudämmen. Oft haben wir dabei Charisianer in tödliche Gefahr gebracht, nur damit Corisandianer nicht zu Schaden kämen. Unser Ziel war es, für Frieden und Toleranz zu sorgen. Wir wollten Gesetz und Ordnung eingehalten wissen, aber nicht mit eiserner Hand über ein fremdes Volk regieren. Ich hoffe, wenn Sie in Manchyr eintreffen, werden Sie feststellen, dass dies nichts anderes ist als die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Aber aus Gründen, die zumindest Sie, Irys, und Graf Coris gewiss verstehen, kann Corisande zumindest derzeit nicht die Unabhängigkeit von Charis zugestanden werden. Die Waffenstillstandsvereinbarungen einzuhalten ist unter den gegebenen Umständen das absolute Minimum.«
Irys schluckte. Sharleyan sprach in gemessenem, beinahe schon scharfem Ton. Der Waffenstillstand schrieb fest, dass Corisande militärisch besetzt und vollständig entwaffnet bliebe und ganz und gar den Entscheidungen aus Charis unterworfen sei. Wenn diese Bedingungen das Minimum dessen waren, was Charis zu akzeptieren bereit war, was wollte Sharleyan ihr denn dann bitte noch vorschlagen?!
»Es gibt allerdings eine Alternative zu einer militärischen Besetzung«, fuhr Sharleyan fort, als hätte sie Irys’ Gedanken gelesen. »Diese Alternative ist genau das, was ich auch Nahrmahn von Emerald und Gorjah von Tarot angeboten habe: Mitglieder im Kaiserreich Charis zu werden – nicht als besetztes Gebiet, sondern als eigenständiges Fürstentum, dem im Rahmen der Verfassung des bereits bestehenden
Weitere Kostenlose Bücher