Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
andere charisianische Schiffskonstrukteure jene neumodischen Theorien und Regeln zunutze machen.
»Letztendlich«, fuhr Olyvyr fort und blickte sich am Konferenztisch um, »sind Frahnklyn und ich zu dem Schluss gekommen, dass wir in der Hochseeschifffahrt früher oder später mit Konstruktionen aus verschiedenen Baumaterialen beginnen müssen. Diese Erkenntnis kam uns, ehe wir uns erste Sorgen um Ehdwyrds Produktionszahlen gemacht machen.« Olyvyr zuckte die Achseln. »Natürlich wäre alles einfacher, könnten wir Schiffe gleich vollständig aus Metall fertigen. Aber dafür fehlen uns die Rohstoffe. Also werden wir zunächst nur gusseiserne Spanten und Decksbalken verbauen, dabei aber hölzerne Planken nehmen und die mit Stahlplatten aus den Delthak-Werken panzern. Mit Spanten aus Eisen wird die Längsstabilität besser sein als je zuvor. Das ist beim Eigengewicht der neuen Schiffe unerlässlich. Außerdem gibt es hier im Alten Charis noch weitere Gießereien, die so etwas ebenfalls fertigen können. Das bedeutet, dass wir komplexere Bauteile Ehdwyrds Leuten überlassen können. Natürlich, Domynyk, wird mindestens einer Ihrer Kapitäne angesichts der Vorstellung von eisernen Schiffsspanten einen Schreikrampf erleiden«, meinte Olyvyr und blickte über den Tisch hinweg Rock Point an. »Mancher wird darauf verweisen, dass man einen Decksbalken aus Eisen anders als einen aus Holz auf hoher See nicht einfach selbst reparieren kann, so das nötig wird.«
»Ach, Dustyn, da vertun Sie sich gewaltig.« Abwehrend wedelte Rock Point mit der Hand. »Es sollte mich sehr wundern, wenn ich mir das nicht wenigstens von einem ganzen Dutzend Kapitänen anhören muss!«
Rings um den Tisch wurde gelacht, auch Olyvyr ließ sich anstecken, wurde aber rasch wieder ernst.
»Die eisengepanzerten Binnenschiffe dürften sich notfalls auch mit hölzernen Spanten bauen lassen. Auch hier wäre hilfreich, könnten wir eiserne Spanten verbauen. Allerdings werden diese deutlich kleiner sein. Also werden wir gar nicht umhin kommen, ein paar Kompromisse einzugehen. Vor allem heißt das: dünnere Panzerung. Aber eigentlich sollten die es ohnehin nur mit Feldartillerie oder leichten Geschützen der Flotte zu tun bekommen. Dafür dürft’s ausreichen.
Die Tiefwasserschiffe hingegen werden die größten sein, die jemals gebaut wurden. Laut den Zahlen, die mir Dr. Mahklyn vorgelegt hat, werden die eine Verdrängung von mehr als fünftausend Tonnen haben. Ich rede hier wohlgemerkt von der Verdrängung , nicht vom Gesamtgewicht, also vom Dreifachen unserer größten Kriegsgaleone! Die Schiffe werden dreihundert Fuß lang sein und bei normaler Last einen Tiefgang von etwa achtundzwanzig Fuß haben. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass Frahnklyn und Commander Malkaihy schon zusammen mit Ehdwyrds Leuten an den dampfgetriebenen Baggern arbeiten. Die werden wir für einige unserer wichtigeren Fahrrinnen dringend benötigen, sobald wir etwas bauen, das noch größer ist. Auch das Ruder von einem Schiff solcher Größe wird viel Eigengewicht haben und geradezu erschreckend groß sein. Auch das wird uns noch Probleme bescheren. Keine Ahnung, ob sich so etwas noch durch reine Muskelkraft bewegen lässt. Deswegen versuchen wir schon, ein Hydraulik-System dafür zu entwickeln. Das heißt, um die Hydraulik ans Laufen zu bekommen, muss man eine kleine Dampfmaschine betreiben. Deren Treibstoffbedarf wird sich jedoch in Grenzen halten. Außerdem gibt es noch einige andere Dinge, bei denen es sehr nützlich wäre, ständig auf Dampf zurückzugreifen – zum Beispiel beim Heben und Senken der Schiffsschraube. Wir haben das System so entworfen, dass es im Notfall abgeschaltet werden kann. Zur Ruderbewegung aber wird man mindestens acht oder zehn Mann brauchen. Deswegen bauen wir ein Dreifach -Steuerrad. Die Männer müssen ja schließlich alle irgendwo mit anpacken können.«
Rings um den Tisch wurde verständig genickt. Howsmyn hatte schon bei seinen Dampfmaschinen erster Generation einen beachtlichen Wirkungsgrad erzielt. Trotzdem würde es schwierig werden, genug Treibstoff aufzunehmen, um den Schiffen die Reichweite zu liefern, die für die Imperial Charisian Navy nun einmal unerlässlich wäre. Von Tellesberg nach Siddar-Stadt zum Beispiel waren es mehr als achttausend Meilen. Und das war bei weitem nicht die längste Distanz, die ein charisianisches Kriegsschiff zurücklegen müsste. Dabei war noch nicht einmal bedacht, dass ein Kriegsschiff, am Zielort
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