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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weiterhin auf die schneebedeckte Landschaft hinaus.
    »Ich spreche doch üblicherweise immer mit Ihnen, sobald es um Geld geht.« Der Kanzler zog bedauernd die Schultern hoch. »Und das scheint in letzter Zeit immer häufiger der Fall zu sein.«
    »Woran das wohl liegen könnte!« Freudlos gluckste Duchairn in sich hinein. »Ich nehme an, die Reiche möchten wissen, um welchen Betrag wir in diesem Jahr unsere Subventionen für sie aufstocken können, richtig?«
    »Ziemlich genau, ja.« Den Blick immer noch auf die Fensterscheibe gerichtet, verzog Trynair das Gesicht. »Man kann es ihnen kaum verübeln. Als wir die Subventionsbeträge festgelegt haben, hat schließlich niemand damit gerechnet, wir könnten verlangen, in diesem Jahr eine Armee ins Feld zu führen.«
    »Niemand außer Zhaspahr, meinen Sie«, widersprach Duchairn grimmig. Unwirsch gestand Trynair das mit einem Schulterzucken ein.
    »Nun, auch Allayn hätte das kommen sehen müssen.«
    »Allayn hat sehr wohl gesehen, dass schon bald Armeen vonnöten wären. Er hatte nur keine Ahnung, dass es derart rasch der Fall sein würde – und nicht in diesem Ausmaß! Erinnern Sie sich noch? Es ist gar nicht so lange her, da waren wir alle gleichermaßen fest davon überzeugt, die Charisianer könnten unmöglich eine Armee aufstellen, um auf dem Festland in Reiche einzumarschieren. Selbst nach dieser Sache im Golf von Tarot haben wir alle das so gesehen – selbst Zhaspahr, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Deswegen hat Allayn immer noch versucht, zusammen mit mir eine Möglichkeit zu finden, gleichzeitig die Kosten für den Neuaufbau der Flotte zu tragen und die Produktion neuer Gewehre und neuer Feldgeschütze in Gang zu bringen. Natürlich hat niemand von uns damit gerechnet, eines der Festlandreiche könne die Charisianer höflich einladen , doch zu Besuch zu kommen.« Kurz ließ der Schatzmeister die Zähne aufblitzen. »Ich halte es für ungerecht, Allayn die Schuld für das zu geben, was in der Republik abläuft. Schließlich hatte Zhaspahr sich nicht die Mühe gemacht, uns in seine Pläne einzuweihen.«
    »Er hat Ihnen doch gesagt, dass er früher handeln musste als erwartet«, gab Trynair zu bedenken. »Wenn er eigentlich noch gar nicht damit gerechnet hatte, jetzt schon zuzuschlagen, kann man ihm doch wohl kaum vorwerfen, Allayn nicht rechtzeitig vorgewarnt zu haben.«
    »Nein, wohl nicht, wenn er wirklich noch nicht damit gerechnet hat«, erwiderte Duchairn leise.
    Kurz zuckte der Blick des Kanzlers zu ihm herüber. Dann galt Trynairs Aufmerksamkeit augenscheinlich wieder dem schneebedeckten Platz der Märtyrer.
    »Ich sehe keine Veranlassung, an seinen Worten zu zweifeln.«
    Interessante Wortwahl, Zahmsyn! , dachte Duchairn. Entscheidend ist hier wohl, wie man definiert, für was man Verantwortung trägt, oder nicht? Willst du mich zwischen zwei Bedeutungen wählen lassen? Soll ich glauben, Zweifel hättest du nicht, weil wir ja beide wüssten, dass Zhaspahr lügt? Oder zielt der Satz darauf ab, du würdest dir viel Mühe geben, ihm zu glauben, weil das nicht zu tun, ganz schnell dazu führen kann, dass man umgebracht wird?
    »Na ja, eigentlich zählt ja wohl, welche Folgen das zeitigt, nicht wahr?«, sagte er schließlich. »Und das sieht so aus: Allayn war ebenso wenig in der Lage, die Armee Gottes oder ein anderes stehendes Heer vor Wintereinbruch in die Republik zu führen, wie er bereit gewesen wäre, in Charis selbst einzumarschieren. Um genau zu sein, befanden sich zum nötigen Zeitpunkt in der Nähe der Grenze weniger als achtzigtausend Mann.«
    »Das weiß ich auch!«, versetzte Trynair recht scharf. »Das ist der Hauptgrund für meine Korrespondenz mit Desnairia und Dohlar.«
    Duchairn nickte. Das Netz aus Straßen und Kanälen in East Haven war sehr gut ausgebaut, vor allem zwischen der Siddarmark und den Randstaaten – jenen kleineren, unabhängigen Reichen zwischen den Tempel-Landen und der Republik. So erklärte sich, warum während des letzten halben Jahrhunderts viele Waren, ein Großteil davon aus charisianischer Produktion, durch die Siddarmark ins Landesinnere gekommen waren. Was den Waren- und Nachrichtenfluss jedoch bremste, waren die Schneemengen der Stürme in East Havens Wintern, von denen auch gerade in diesem Moment einer um den Tempel heulte. Bis Allayn Maigwair begriffen hatte, was in der Republik momentan vorging, hatte er keine Chance mehr gehabt, einen größeren Truppenverband in Marsch zu setzen und zu versorgen.

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