Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Frachter sollte ein zweiter Antrieb mit Welle und Schraube eingebaut werden, einfach um der Redundanz willen. Wenn ein Schiff über zwei vollständige Antriebe und zwei Schraubenwellen verfügte, war es schließlich unwahrscheinlich, dass es zu einem Schaden kam, der den Frachter lahmlegte. Und falls dieser unwahrscheinliche Fall doch einträte, sollten die anderen Panzerschiffe des Verbands in der Lage sein, ihr Schwesterschiff abzuschleppen. Natürlich konnte diese Redundanz auch nicht schaden, falls ein Schiff im Kampf beschädigt wurde. Außerdem wäre es ja auch deutlich leistungsstärker. Glücklicherweise standen Maschinen, Wellen und Schrauben bereits zur Verfügung. Schließlich befanden sich ja noch weitere Kähne im Bau. Daher hatte Howsmyn, Gott sei’s gedankt, nicht vier bereits einsatzfähige Schiffe opfern müssen. Aber auch die vier jetzt Ausgeschlachteten würden eine schmerzhafte Lücke in seine Versorgungskette reißen.
»Na, bitte«, drang eine Stimme in sein Ohr, während er weiterfuhr, »wir kriegen es hin!«
Verstohlen blickte sich Howsmyn um und vergewisserte sich, dass niemand in Hörweite war. Dann schnaubte er leise.
»Ach, ›wir‹, Merlin? Bitte korrigiert mich, falls ich mich täuschen sollte, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern, Euch in jüngster Zeit dabei beobachtet zu haben, mit Schraubenschlüssel oder Hämmern zu hantieren.«
»Das liegt daran, dass ich mich eher mit Konzepten befasse als mit schnöder Umsetzung derselben. Ich habe stets das große Ganze im Auge«, erwiderte Merlin unbekümmert. »Ich lasse mir etwas einfallen, und alles Weitere delegiere ich. Sollten Sie beizeiten auch mal versuchen!«
»Wie sehr wäre es eigentlich meinen Zehen abträglich, wenn ich einem gewissen PICA bei nächster Gelegenheit den Arschtritt verpasse, den er zweifellos verdient?«
»Oh weh, es ist das Schicksal großer Geister, stets unverstanden zu bleiben!«
»Ja, klar!« Howsmyns schüttelte den Kopf und grinste breit. Dann wurde er wieder ernst. »Es reißt aber wirklich ein gewaltiges Loch in den Rest meines Produktionszeitplans, Merlin«, sagte er und kehrte damit zu einem Gedanken zurück, mit dem er sich heute schon mehrmals befasst hatte. »Und wir werden trotzdem nur vier Stück von den Kähnen haben! Zugegeben: Unsere kleinen Panzerbötchen werden wohl mit allem fertig, was ihnen nur in die Quere kommen kann. Aber sie können nur vier Orte gleichzeitig absichern – vorausgesetzt, wir sind überhaupt bereit, sie statt im Verband einzeln einzusetzen.«
»Stimmt.« Auch Merlin war jetzt ganz ernst bei der Sache. »Und ich mag es nicht, wenn ich Sie dazu antreiben muss zu improvisieren. Es gehört zu unseren größten Stärken, dass Sie stets in der Lage sind zu koordinieren, was immer erforderlich ist. Ihnen gelingt, die einzelnen Schritte einer großen Aufgabe voneinander getrennt zu betrachten und dann die bestmögliche Vorgehensweise zu organisieren, um die gestellte Aufgabe auch zu erfüllen. Ich weiß also, dass es weitreichende Auswirkungen haben kann, in Ihre Organisationsstrukturen einzugreifen. Aber in diesem Fall haben wir wohl keine andere Wahl.«
»Ich gebe zu, dass die Panzerschiffe nützlich sind«, erwiderte Howsmyn. »Aber so wichtig Flüsse und Kanäle für unsere weiteren Einsätze auch sein mögen: Mir will nicht einleuchten, wie vier einzelne Schiffe derart entscheidend sein sollen. Schließlich werden wir gewaltig in der Unterzahl sein. Es geht hier nicht nur um die Größe der Feind-Armeen, Merlin – es geht hier auch darum, wie viele Armeen der Feind haben wird!«
»Keine Ahnung, ob die Panzerschiffe wirklich entscheidend sein werden«, versetzte Merlin. »Aber sie werden uns sicher im Golf von Mathyas nützlich sein. Ein paar andere Einsatzgebiete schwirren mir auch noch durch den Kopf. Sie zur Verfügung zu haben ist gut. Und was wir an Ressourcen auf ihren Bau verwendet haben, wirkt sich nicht darauf aus, wie viele Handfeuerwaffen oder Geschütze Sie fertigen können. Und Sie haben gerade selbst gesagt, dass wir gewaltig in der Unterzahl sein werden. Also brauchen wir jedes bisschen Flexibilität, das wir nur bekommen können.«
»Wohl wahr«, seufzte Howsmyn.
Eine Minute lang radelte er schweigend weiter, dann schnaubte er.
»Ich habe mir noch einmal angeschaut, was Thirsk im Schilde führt. Nach unserem Gespräch über den Umbau der Kähne habe ich immer wieder an ihn denken müssen: Wenn er davon erfährt, wird er es nutzen, um Druck
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